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Heroldskunst, s. Herold. Heroldsmeister, bei einzelnen Heroldsämtern (s. d.), so in Preußen [* 1] und Rußland, der Amtstitel der obersten Fachleiter dieser Behörden. Der Heros nimmt ungefähr die Funktionen der ehemaligen Wappentönige (s. Herold) wahr. Heroldsstab, s. Hermes [* 2] (griech. Gott) und Ca- Heroldsftücke, s. Heraldik. ftuceus. Heron, griech. Mathematiker, s. Hero. Heröndas oderHerodas, griech. Dichter des 3. Jahrh. v. Chr., wahrscheinlich auf der Insel Kos zu Hause, Verfasser meisterhafter Mimiamben im choriambischen Versmaß, von denen neuerdings! mehr als 800 Verse auf einer Papyrusrolle entdeckt ! wurden, die einer ägypt. Mumie beigegeben war ! und sich jetzt im Besitze des Britischen Museums ! befindet.
Diese Verse, zuerst hg. von Kenyon in ^ den «OiH88ica1 lextg lrom ?ap)ii in t1i6 Kritik Nu86um» (Lond. 1891),
stammen aus neun einzelnen Mimiamben, von denen die ersten fünf am besten erhalten, von den beiden zuletzt zu nennenden nur unbedeutende Bruchstücke vorhanden sind. Die Ge- dichte sind betitelt: «Die Kupplerin», «Der Bordell- wirt», «Der Lehrer», «Die Asklepiosverehrerinnen», «Die Eifersüchtige», «Die plaudernden Freundin- nen», «Der Schuster», «Der Traum», «Das Fasten- frühstück», und führen uns in derb realistischen Dar- stellungen in die bunte Kulturwelt der alexandri- nischen Zeit ein.
Jedenfalls waren sie dazu be- stimmt, als Zwischenspiele bei größern Schau- stellungen oder etwa bei Gelagen aufgeführt zu werden. Kenyon lieh seiner Ausgabe ein getreues Faksimile der Papyrusstücke folgen (Lond. 1891); außerdem erschienen Bearbeitungen des Heros von W. G. Nutherford (2. Aufl., ebd. 1891), van Herwer- den (in der «Mnemosyne», Leid. 1892),
Vücheler (mit lat. Übersetzung, 2. Aufl., Bonn [* 3] 1892),
Meister (mit deutscher Übersetzung und einem Anhang über den Dichter, die Überliefe- rung und den Dialekt) in den «Abhandlungen» der königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, Bd. 13 (Lpz. 1893). -
Vgl. Crusius, Untersuchungen zu den Mimiamben des Heros (Lpz. 1892).
Heronsball, [* 4] eine von Hero (s. d.) von Alexandria erfundene Vorrichtung, mittels deren man durch die Kraft [* 5] der zusammengedrückten Luft Wasser in die Höhe treibt. Der Apparat be- steht aus einer hohlen Kugel, einer Flasche [* 6] (s. beistehende [* 7] Figur) oder einem cylindrischen Metallgefähe, in das eine Röhre mit ihrem un- tern offenen Ende fast bis an den Boden reicht; das obere Ende der Röhre ragt aus dem Gefäße hervor und läuft in eine zugespitzte Mün- dung aus. Die Röhre hat außer- halb der Kugel einen Hahn, [* 8] um sie absperren zu können.
Man kann jene Röhre herausschrauben und durch die so sich ergebende Öff- nung den Heros zum großen Teil mit Wasser füllen. Schraubt man alsdann die Röhre wieder luft- dicht ein, verdichtet durch Einblasen oder durch Ein- treiben von Luft mittels einer Kompressionsluft- pumpe die in der Kugel noch besinnliche Luft be- deutend und fchließt darauf den Hahn, fo wird, wenn man den Hahn wieder öffnet, die in der Kugel zusammengepreßte Luft das Wasser mit großer Ge- walt aus der Röbre in einem hohen Strahle so lange heraustreiben, bis die innere Luftschicht mit der umgebenden äußern Luft im Gleichgewicht [* 9] ist. Je verdichteter die Luft im H. ist, desto höher springt der Wasserstrahl.
Das Princip des Heros findet An- wendung bei den Spritzflaschen der Chemiker, ge- wöhnlichen
Feuerspritzen
[* 10] (s. d.), bei denen der starke, gewölbte Windkessel eigentlich
ein Heros ist, bei dem
Stoßheber (s.
Hydraulischer Widder)
[* 11] und endlich auch bei dem Heronsbrunnen
(s. d.). Heronsbrunnen
,
ein von Hero von
Alexan- dria erfundener selbstthätiger Heronsball (s. d.). Der
Apparat besteht, wie beistehende
[* 7]
Figur zeigt,
aus einem obern
Ge- fäße, das einen Heronsball darstellt und mit einem zweiten, unterhalb befindlichen,
luftdicht geschlossenen
Gefäße 0 mittels zweier
Röhren
[* 12]
k und i- verbunden ist, deren
eine r in der
Decke
[* 13] des untern
Gefäßes
bei 0 anfängt und nahe an der
Decke des obern Heronsballs m aufhört, wäh- rend die andere a nahe am
Boden des untern
Gefäßes beginnt, dann durch das obere
Gefäß
[* 14] m geht und sich in der obern, schüsselförmig ver- tieften
Decke 8 desselben nach außen öffnet.
Ist der Heronsball in dieser Vorrichtung mit Wasser größtenteils gefüllt und gießt man dann Wasser auf die obere Schüssel 8, so fließt dasselbe durch die Röhre a in das untere Gefäß 0 und verdichtet durch sein Eindringen die in demselben befindliche Luft. Diese Verdichtung teilt sich durch die Röhre r auci) der im obern Heronsball m über der Wasserfläche befindlichen Luft mit, und infolgedessen beginnt das Wasser aus der Röhre im obern Heronsball m hervorzuspringen.
Dies geht so lange fort, bis die untere Öffnung der Spritzröhre im Heronsball m vom Wasser frei ist, indem das springende Wasser stets wieder auf die obere Schüssel 8 fällt und durch die Röhre a in das untere Gefäß 0 läuft. Das Princip des Heros wurde von Höll (1753) zum Ent- wässern der Bergwerke angewendet. Heröon (grch.), Heiligtum eines Heros, nament- lich sein Grabmal; auch Fest zu Ehren eines Heros. Heroonpölis oder Heroopolis, alte Stadt in Unterägypten, am Trajanskanal, der in den He- roopolitanischen Busen des Roten Meers mündete. Heros lag an der Stelle des ältern Pithom (s. d.) beim heutigen Tell el-Maschutah. Herophilus, griech. Anatom, geb. zu Chalcedon, lebte um 280 v. Chr. und war lange Zeit in Alex- andria als Arzt und Lehrer thätig. Neben Erasi- stratus war er es, der die Anatomie des Menschen durch Sektion von Toten, ja auch von noch leben- den Verbrechern begründete. Besonderes Studium wandte er dem Nervensystem und der Pulslehre zu. Seine Lehren [* 15] wurden durch spätere Schriftsteller, namentlich durch Galenus, erhalten. -
Vgl. Marx, Herophilus (Karlsr. 1838).
Miston. Herophon, s. Automatische Musikwerke und Heros (grch., d. h. Held), in der Ilias nur der Beiname tapferer Kämpfer, während er in der Odyssee würdigen Greisen, insbesondere den Fürsten zukommt; bei Hesiod aber werden die auf den In- seln der Seligen fortlebenden Helden, die in den Kämpfen um Theben und Troja [* 16] gefallen sind, als Heroen bezeichnet. Später bedeutet Heroen soviel wie Helden der Vorzeit, doch verbindet sich damit ¶