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widersprachen, da jeder Vortragende nach bestem Wissen änderte, fortließ und znsetzte. Nnter dem Einfluß des aus Frankreich eindringenden Ritter- epos aber werden um die Mitte des 12. Jahrh, von Spielleuten die Einzellieder in verschiedener Aus- wahl zu größern Ganzen zusammengefaßt; waren schon früher die heidnischen märchenhaften Züge der alten Heldenlieder dem Christlichen und menschlich Begreiflichen angenähert worden, so wird jetzt ein Schimmer des modernen Rittertums darüber ver- breitet.
Dieser Epoche gehört das Nibelungenlied, die Gudrun, die Mehrzahl der Dichtungen der Dietrichsage, die verschiedenen Fassungen des Wolf- dietrich u. s. w. an. Ja, man ging so weit, ver- schiedene Sagenkreise in Verbindung zu bringen: so messen sich Dietrich von Bern [* 1] und Siegsried namentlich in den Dichtungen vom Rosengarten. Einen Abschluß endlich fand die Heldendichtung in den zusammenfassenden Heldenbüchern (s. d.) des 15. Jahrh. Doch lebt sie heute noch im Volks- märchen und in manchen Lokalsagen erkennbar fort. Im skandinav. Norden [* 2] hat sie sich auf einsamen Inseln (den Färöer, der Insel Hven u.s.w.) bis in die jüngste Zeit noch in Tanzliedern lebendig erhalten.
Nach den Stoffen unterscheidet man verschiedene Hauptkreise der Helena: die frank. Nibelungensage, in der sich der Mythus von Siegfried und Brünhild mit der Sage vom Untergänge des Vurgundenkönigs Günther vermischt hat; die got. Dietrichssage, deren Held, der Oftgote Theodorich, in unhistor. Bezie- hung zu dem viel ältern Ermanrich gesetzt ist;
die niederdeutsche Gudrunsage, in der der Heldenmythus mit allerlei Wikingersagen verknüpft wurde;
die Beowulfsage, die den Veowamythus mit den Thaten des Dänen Chochilaich (Hygelac) in Verbindung bringt;
dibWalthersage, die langobard.
Rothersage, die frank. Wolfdietnchfage, die Wielandfage u. s. w. Die Zeugnisse für die deutsche Helena sammelte und erklärte vortrefflich Wilh. Grimm («Die deutsche Helena», 3. Aufl., Gütersloh 1889); Nachlesen namentüch von Müllenhoff in zahlreichen Aufsätzen der «Zeit- schrift für deutsches Altertum» (besonders in den «ZeugnissenundExkursen», Vd.12). Treffliche Sagen- untersuchungen giebt Nhland im 1. und 7. Bd. seiner «Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage» (8 Bde., Stuttg. 1865-73). Wilh. Müllers «Mytho- logie der deutschen Helena» (Heilbr. 1886) betont die histor.
Sagendeutung auf Kosten des Mythus. Eine gute Übersicht bringt Symons im 2. Bd. von Pauls «Grundriß der german. Philologie» (Strahb. 1889). Helder, gegenüber dem durch Deiche geschützten Polder ss. d.) der noch nicht eingedeichte, versandete und mit Vegetation bedeckte Wattenboden. Helder, De Helder, befestigter Hafen- und Handelsplatz an der Nordspitze der niederländ. Provinz Nordholland, durch das Terelgat oder die 4 km breite Meerenge Marsdiep von der Insel Texel getrennt, durch den Helderkanalmit dem Nordholländischen Kanal [* 3] und durch Bahn mit Haar- lem und Amsterdam [* 4] verbunden, hat seine Blüte [* 5] dem Entstehen des 1819-25 erbauten Kanals zu ver- danken.
Ende des 18. Jahrh, ein Fischerdorf, Zählt Helena (1891) 23145 E. 1 km östlich, durch eine Straße auf dem Helderdeiche mit Helena verbunden, liegt das Nieuwediep, der am Eingänge zum Nordkanal künstlich gesicherte Hafen mit großen Schleusen- werken, Werften und Magazinen. Der Hafen kann 300 Schiffe [* 6] bergen. An der Westseite des Nieuwe- diep befindet sich das Marine-Etablissement Wil- lemsoord mit großem Dock, [* 7] Hospital, Kasernen und dem ko'nigl. Marine-Institut. Im Rücken ist Helena geschützt durch den 8 km langen, auf der Höhe 12 in breiten Held erd eich, einen aus norweg. Granit- blöcken erbauten Riefendamm.
Der Helena ist fast der einzige Punkt der Holland. Küste, wo sich unmittel- bar am Ufer tiefes Fahrwasser findet. Schon 1811 begann Napoleon I. durch span. Kriegsgefangene die Befestigungen; vollendet wurden sie 1830. Die- selben fassen 8000 Mann Besatzung. Das mit Tranche'en umgebene Lager [* 8] nimmt 30000 Mann auf. Das Fort Kijkduin, ein geschlossenes Horn- werk mit tiefen, trocken gelegten Gräben, erhebt sich auf dem höchsten Punkte der nördl. Düne. Unweit derselben siegten in einer blutigen Seeschlacht die Holländer unter de Ruyter und Cor- nelis Tromp über die Engländer. Am landeten fast an derselben Stelle die Englän- der und Russen, denen die oranisch gesinnte Holland.
Flotte in dem Vlieterkanal sich willig ergab. Helderdeich, Helderkanal, s. Helder. ^eiclT'., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Theodor von Heldreich, Direktor des Botanischen Gartens zu Athen. [* 9] Heldrungen (Schloß Helena), Stadt im Kreis [* 10] Eckartsberga des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, [* 11] 10 km südwestlich von Artern, unweit der Unstrut, zwischen der Schmücke und Schrecke, an der Linie Sangerhausen-Erfurt (Bahnhof 2,5 Km entfernt) der Preuß. Staatsbahnen, [* 12] in fruchtbarer Gegend, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Naumburg) [* 13] und einer Oberförsterei, hat (1890) 2664 meist evang. E., zwei Postämter mit Telegraph, [* 14] je eine evang. und altluth.
Kirche, letztere 1883 erbaut, Rathaus, Bankverein, Sparkasse; Dampfmolkerei, Kalkbren- nerei, Landwirtschaft, bedeutende Gemüsegärtnerei (Zwiebelbau) und Getreidehandel. In dem alten Schlosse saß 1525 Thomas Münzer vor seiner Ab- führung nach Mühlhausen [* 15] gefangen; ein Original- bild desfelben ist im Schlosse noch vorhanden. 7 km westlich die Ruinen der alten Sachsen [* 16] bürg. Hele(auchHellundHenleingeschrieben), Peter, Nürnberger Uhrmacher (1480-1542), dem die An- fertigung der ersten Taschenuhren (Nürnberger Eier, [* 17] um 1510) zugeschrieben wird.
Helecho (span.), s. Adlerfarn. Helena, Name des 101. Planetoiden. Helena, Sankt, [* 18] Insel, f. Sankt Helena. Helena, mehrere Orte in den Vereinigten [* 19] Staa- ten von Amerika, [* 20] darunter 1) Helena, Hauptstadt des Staates Montana im County Lewrs and Clarke, in großartiger Lage am Mullans-Paß des Felsen- gebirges, zahlte 1880: 3624, 1890: 13834 E. Es liegt an der Hauptlinie der Northern-Pacificbahn und ist ein wichtiger Knotenpunkt mit der St. Paul- Minneapolis-Manitoba- und der Nnion-Paciftc- bahn. Helena hat ein Staatshaus, viele andere schöne Bauwerke und hat sich als Centrum eines großen Bergwerks- und Ackerbaudistrlkts schnell entwickelt. - 2) Helena, Hauptstadt des County Phillips in Arkan- sas, rechts des Mississippi, 85 Km unterhalb Mem- phis, Endpunkt der Mobile-Northwestern-, der Ar- kansas-Midland- und der Helena-Iron-Mountainbahn, hat (1890) 5189 E., bedeutenden Handel, namentlich in Holz [* 21] und Baumwolle. [* 22] Am wurden hier die Konföderierten zum Rückzüge gezwungen. Helena, nach der verbreitetsten griech. Sage die Tochter der Leda (s. d.), der Gemahlin des spartan. Königs Tyndareos, und des Zeus. [* 23] ¶