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956 Hoideloff (Victor Peter) - Heidenhain bis 1854 wirkte, und starb zu Haß- furt. Nürnberg [* 1] und Umgebung zeigen zahlreiche Neftaurationcn vou seiner Hand, [* 2] woruuter insbe- fondere die Jakobs-, die Sebaldus- und die Lorenz- kirche umfängliche Arbeiten aufweisen. Außerhalb seines Wohnortes sind folgende Bauten zu nennen: das Lustschloß Reinhardsbrunn, der Rittersaal in der Feste zu Coburg, [* 3] die Schlösser Landsberg [* 4] uud Altenstein, die Begräbniskapelle in Meiningen, [* 5] das Schlößchen Rosenburg bei Bonn, [* 6] die Kapelle des Schlosses Rheinstein bei Bingen [* 7] und die kath. Kirche in Leipzig [* 8] (1846), die Restauration des Schlosses Lichtenstein, des Doms von Vamberg und der Rittcrkapelle zu Haßfurt. In diesen Werken, die zwar alle etwas trocken und akademisch sind, erwies er sich als einer der ersten dentschen Romantiker. Heidenhain hat auch aquarelliert und radiert. Er veröffent- lichte anher einer Reihe technischer und kunstge- werblicher Lehrbücher: «Architektonische Entwürfe» (Heft 1 u. 2, Nürnb. 1850-51),
«Ornamentik des Mittelalters» (24 Hefte, ebd. 1838-52; Supple- mente, 1855 fg.). Beiträge zur Geschichte der mittel- alterlichen Kunst lieferte er in «Der christl. Altar» [* 9] (Nürnb. 1838),
«Die Bauhütte des Mittelalters') (ebd. 1844) sowie in den Kupferwerken "Nürnbergs Vaudenkmale der Vorzeit" (vollständige Ausg., ebd. 1854),
«Die Kunst des Mittelalters in Schwa- ben» und «Vaudenkmale ans Schwaben» (Heft 1-6, Stuttg. 1854-61). Heideloff, Victor Peter, Maler und Architekt, geb. 1757 zu Stuttgart, [* 10] wo er gleichzeitig mit Schiller, Dannecker und Hetsch Zögling der Karls- ! schule war und unter Guibal die Geschichts-, uuter > Scotti die Theatermalerei stndierte. Der Herzog Karl von Württemberg [* 11] ernannte ihn 1780 zum Hof- maler, sandte ihn nach Italien [* 12] (1782-87) und Paris. [* 13] Er wurde 1790 Professor an der Karlsschule nnd Theatermaler in Stuttgart. Heidenhain starb 1816. Er malte Dekorationsbilder für die königl. Schlösser, das Theater [* 14] und die Festlichkeiten, u. a. die Jagd i am Bärensee bei Stuttgart und die Einweihung der z dortigen Hochschule; ferner die vier Jahreszeiten [* 15] im j königl. Schlosse zu Stuttgart und ein Altarbild in ! der Kirche zu Rottweil. [* 16] Zu erwähnen ist auch das Prachtwerk,das erüberden herzoglich württcmb.Park in Hohenheim herausgab (50Blätter inAquatinta).
Heidelsheim, Stadt im -Amtsbezirk Bruchsal des bad. Kreises Karlsruhe, [* 17] 4,5 km im SO. von Bruchsal, am Saalbach und an der Linie Bruchsal- Vretten der Bad. [* 18] Staatsbahnen, [* 19] hat (1890) 2145 meist evang. E., Post und Telegraph. [* 20] Heidemoor, s. Moor. Heiden, nach der Lutherschen Bibelübersetzung und nach dem Sprachgebrauche der christl. Kirche alle Menschen, dic weder Christen noch Juden sind. Die Juden nannten alle Nichtjuden Gojim (s. Goi), was Luther durch Heidenhain übersetzte.
Dagegen wurden in der Zeit der ersten Ausbreituug des Christentums alle Bekenner der polytheistischen Voltsreligionen, Griechen, Römer [* 21] und Orientalen, mit demselben Namen liIUni^ oder Ntwiikoi (grch., d. i. Völker) be- zeichnet. Das lat. Wort ^agiini (eigentlich «Land- leute», «Bauern»),
wovon Heidenhain die deutsche Über- setzung ist, entstand zu einer Zeit, als die röm. und griech. Volksreligion vor dem immer mächtiger werdenden Christentum aus den Städten aus das flache Land gedrängt und zur Bauernreligion herab- gesunken war. In der Zeit der Kreuzzüge wurden auch die Türken zu den Heidenhain gerechnet, neuerdings aber hat man sich gewöhnt, nur die Anhänger polytheisti- scher Religionen Heidenhain zu nennen. Jedoch ist diese Be- zeichnung mißverständlich, da auch unter den Be- kennern der polytheistischen Religionen, z. V. im Vrahmanismus, vielfach monotheistische Anschauun- gen verbreitet sind. (S. auch Heidenen.) Heiden, Flecken im Bezirk Vorderland des schweiz. Kantons Appenzell-Auherrhoden, 5 1 südöstlich von Rorschach, in 806 m Höhe, in dem nordöstlich gegen den Vodensee und das Rheiuthal vorgescho- benen Vorlande der Appenzeller Alpen, [* 22] mit Zahn- radbahn (7 km, Maximalsteigung 9 Proz.) vou Ror- schach. Nach dem Brande von 1838 wurde es mit breiten, regelmäßigen Straßen wieder aufgebaut und hat (1888) 3453 E., darunter 354 Katholiken; Post, Telegraph, eine Pfarrkirche, eine Kurhatte, mehrere Gasthöfe und Pensionen; ferner Baumwollindustrie (Weberei, [* 23] Stickerei u. s. w.), Feldbau, Alpenwirt- schaft. Heidenhain ist in neuerer Zeit als Luft- und Milch- turort sehr besucht, wozu die reine Bergluft und das gelinde Klima [* 24] beitragen. -
Vgl. Gsell-Fels, Die Bäder und klimatischen Kurorte der Schweiz [* 25] (3. Aufl., Zur. 1892);
Szadrowsky, und die Rorschach-Hei- den-Vahn (Zür. 1877).
Heiden, Eduard, Agrikulturchemiker, geb. zu Greifswald, [* 26] studierte daselbst, ging 1855 nach der Akademie Eldena, um sich der Agrikulturchemie zu widmen, und wurde 1857 Assistent am dortigen chem. Laboratorium. [* 27] 1862 übernahm er dieselbe Stellung an der Akademie zu Waldau, nach deren Aufhebung 1867 er nach Berlin [* 28] ging; 1868 wurde er Vorstand der agri- tulturchem. Verfuchsstation Pommritz und 1871 zum Professor eruaunt. Heidenhain starb Er schrieb: «Die Phosphorsäure iu ihren Beziehungen zur Landwirtschaft» (Berl. 1864),
«Lehrbuch der Dun- gerlehre» (Bd. 1 und Bd. 2 in 3 Abteils 2. Aufl., Hanuov.1879-87),
«Bericht über die Arbeiten der landwirtschaftlichen Versuchsstation Pommritz in den 1.1868-69» (Stuttg. 1870),
«Die landwirtschaft- lichen Versuchsstationen» (Lpz. 1873; 2. Aufl. 1874), «Leitfaden der gesamten Düngerlehre und Statik des Landbaues» (Hannov. l 873; 3. Aufl. 1892),
«Unter- suchungen über die zweckmäßigste Ernährung des Schweins» (ebd. 1879),
«Die menschlichen Exkre- mente» (ebd. 1882),
«Nie wird roher, schwerer Bo- den fruchtbar gemacht?» (ebd. 1883); mit A.Müller und K. von Langsdorff: «Die Verwertung der städti- schen Fäkalien» (ebd. 1885). Heidenberg, Gelehrter, s. Tritheim. Heidenchristentum, die Gesamtheit derjenigen Christen (Heidenchristen), die aus heidn. Grie- chen, Römern u.s. w. zum Glauben bekehrt wurden, im Unterschiede zum Iudenchristentum (s. d.). Heidenen, Heiden und Heider heißen in der Schweiz, den Niederlanden und vielen Gegenden Deutschlands [* 29] beim Volke die Zigeuner (s. d.). Heidenhain, Rudolf Peter Heiur., Physiolog, geb. zu Marienwerder, [* 30] studierte zu Königsberg, [* 31] Halle [* 32] und Berlin Medizin und Natur- wissenschaften, und widmete sich dann unter der Leituug Du Bois-Reymonds experimentell-physiol. Untersuchungen. Er habilitierte sich 1857 als Pri- vatdocent für Physiologie in Halle und wurde 1859 ord. Professor der Physiologie und Histologie an der Universität Brcslau, wo er noch )etzl in gleicher Stellung und mit dem Titel eines Geh. Medizinal- rats wirkt. Seine Arbeiten bewegen sich auf den ver- schiedensten Gebieten derPhysiologieundHistologie; ¶