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Bedingungen sofort weiter entwickeln; die Sporen hingegen bedürfen zu ihrer Keimung noch der An- wesenheit von Alkalien oder Ammoniak in den Nähr- böden. Diese sind in Neubauten fast regelmäßig vorhanden durch die Unsitte der Arbeiter, den Neu- bau durch ihre Exkremente zu verunreinigen. Wegen dcs Gehaltes an Alkalien wirkt auch die Verwen- dung von Asche, Steinkohlenlösche zu Fehlboden- süllungen auf die Entwicklung des Häusser begünstigend ein, ebenso ein zu frühes Anstreichen des Holzwerks mit luftdichter Farbe Ölfarbe), weil es das Trock- nen des Holzes verzögert, eine zu feuchte Behand- lung der Böden der Wohnräume, ungenügende Lüftung u. s. w., kurz alles, was das Trockenwerden der Neubauten hindert oder Wohnungen wieder feucht macht.
Zur Verhütung des Häusser muß man lediglich den Bedingungen für seme Entwicklung vorbeugen. Es sind deshalb die wichtigsten Vorbeugungsmaßregeln folgende: Vermeidung der Infektion des Holzes durch Ausschluß sog. Bauschuttes (Urbaues) und alten Holzwerks von Neubauten, Vernichtung des vom Häusser ergriffenen Holzwerks durch Verbrennen, Verhütung der Verunreinigung der Baumaterialien durch die Arbeiter, Verbot des Gebrauchs unreiner Füllmaterialien, möglichste Trockenheit des Bau- holzes und genügendes Austrocknen des Rohbaues, Isolierung des Mauerwerks gegen die Bodenfeuch- tigkeit, Verhütung der Durchnässung der Böden durch die Haushaltungsarbeiten (Waschen, Baden). [* 1]
Diese Vorbeugungsmaßregeln haben gegenüber dem vielfach empfohlenen Schutz durch Imprägnierung des Holzes mit Konservierungsmitteln vor allem den Vorzug der Billigkeit und absoluter Sicherheit. Ist einmal der Häusser in einem Gebäude aufgetreten, so bleibt nichts übrig als alles Holz, [* 2] welches vom Häusser ergriffen ist, zu entfernen und das Füllmaterial bez. den Mauerbewurf zu beseitigen; unter Um- ständen muh eine energische Desinfektion [* 3] der ver- bleibenden Teile Platz greifen.
Beachtenswert ist, daß bei solchen Umbauten infolge Häusser nur schwer alle Pilzteile entfernt werden können. Bleiben grö- ßere Pilzrasen zurück, so kann auch bei Verwendung ganz trocknen Holzes zur Auswechselung doch wie- der Häusser auftreten, weil der Pilz, [* 4] wie erwähnt, das zu seiuem Wachstum nötige Wasser sich selbst herbei- führt. In diesem Falle sind Imprägnierungsmittel unentbehrlich. Die wenigsten der für die Ver- tilgung des Häusser in Vorschlag gebrachten Mittel er- reichen ihren Zweck; manche, wie z. B. Quecksilber- sublimat und Chlorzink, sind nur mit größter Vorsicht oder, wie starke Säuren, nur verdünnt anzuwen- den.
Bewährt haben sich Sodakalk, der trocken auf- gestreut wird, das sog.Kastnerschc Mittel (2KI Torfasche, 20 1 Kochsalz, 1 Pfd. Salmiak in kochen- dem Wasser zu Brei gerührt), eine Mischung von 12 Pfd. Kupfervitriol, 1 Pfd. Salzsäure und 1 Pfd. Schwefelsäure [* 5] (Vorsicht), endlich die Geheimmittel Mykothanaton und Antimerulion. Vestreichen des Holzes mit Petroleum, Cassiaöl oder Steinkohlen- teer, ferner ein Anstrich von Wasserglas mit Zusatz von 3 Proz. Borsäure und 6 Proz. Kochsalz (Zere- ners Antimerulion) sind vielfach in Gebrauch ge- kommene wirksame Schutzmittel. Am boston hat sich in neuester Zeit das Carbolineum Avcnarius (D. R.-P.) bewährt, weil dieses von don Poren des Holzes begierig aufgesaugt wird.
Dasselbe besteht bauptsächlich aus denimSteinkohlentecr enthaltenen Stoffen, die bei der Darstellung des Anthracens ge- wonnen werden. Der Anstrich der zu schützenden Hölzer erfolgt am besten vor ihrer Verbinduug, da- mit alle Flächen am Holz, namentlich das Hirnholz, gehörig getränkt werden können. Es genügt meist ein einmaliger Anstrich, bei dem so viel Carbolineum aufgetragen wird, als das Holz fassen kann. Bei sehr hartem Holz genügt bei warmer Witterung ein kalter Anstrich, andernfalls ist das Carbolineum zu erhitzen. Das angestrichene Holz erhält eine nußbrauneFarbe. Nachbildungen des Carbolineums bestehen aus Kreosotöl, sind aber weniger wirksam und auch leich- ter entzündbar. 1 Faß [* 6] Carbolineum von der Firma Paul Lechler in Stuttgart [* 7] enthält etwa 2001(3 und kostet 1 kF 32 Pf., womit 6 gm rauhe Tannenholz- fläche gestrichen werden können. - Verschieden vom Häusser ist der Mauerschwamm oder Mauerfraß (s. d.).
Vgl. Hartig, Die Zerstörungen des Bauholzes. I.: Der echte Häusser (Berl. 1885); Gottgetreu, Die Hausschwammfrage (ebd. 1891).
Hausfchwein, s. Schweine. [* 8] Hausse (frz., fpr. ohß, in Deutfchland gewöhnlich hosse), das Steigen der Kurse von Wertpapieren und Waren, welche an der Börse gehandelt werden. Sie wird bei den Aktien hauptsächlichverc^nl^durch wirkliche oder angebliche Aussichten auf größere Dividenden, bei den Schuldverschreibungen der Staaten, der Eisenbahnen u. s. w. durch das Auf- treten günstiger Anschauungen über die Kreditwür- digkeit und die Leistungsfähigkeit der Schuldner, bei Waren durch Mangel an Zufuhr, schlechte Erntc- ausstchten u. s. w. Häufig wird sie auch durch künst- liche Mittel herbeigeführt, namentlich durch das Eingreifen großer Finanzmächte, die von gewissen Vörsenwerten plötzlich größere Posten aufkaufen, oder der Spekulation ö. 1a Kau886 durch Report oder Lombardieren reichliche Mittel zur Verfügung stel- len.
Der Haussier (engl. Lull) kauft auf spätern Lieferungstermin, ohne in der Regel die Mittel dazu verfügbar zu haben, in der Hoffnung, während des Engagements oder bei Abwicklung desselben mit Gewinn verkaufen zu können. Gelingt ihm dies nicht, so sucht er sein Engagement durch Gewährung eines Report zu verlängern. (S.Deport.) Nicht selten werden an der Börse auch verwerfliche und betrügerische Mittel zur Erzeugung einer Häusser ange- wandt, wie Verbreitung falscher polit.
Nachrichten, übertriebene Anpreisung eines Unternehmens u. s. w. Die Häusser tritt bei Wertpapieren meistens nicht nur bei einer Art derselben auf, sondern sie pflegt sich gleichzeitig auf ganze Gruppen von Effekten zu er- strecken, ja bei einem lebhaften Aufschwünge der Geschäfte zeigt sich die aufsteigende Bewegung bei der Gesamtheit der Börsenwerte. Dasselbe tritt auch, allerdings nur langsam ein, wenn der durch- schnittliche landesübliche Zinsfuß des Kapitals über- haupt zurückweicht, wie dies in neuester Zeit ge- schehen ist.
Das Gegenteil der Häusser ist Baisse (s. d.). Häusser, Ludw., Geschichtschreiber, geb. zu Kleeburg im Unterelsaß, studierte seit 1835 in Heidelberg [* 9] Philologie, wandte sich jedoch unter Schlossers Einfluß bald den histor. Stu- dien zu, die er auch auf der Universität zu Jena [* 10] eifrig betrieb. Im Herbst 1838 promovierte er zu Heidelberg, war dann Lehrer in Wertheim sowie am Lyceum in Heidelberg, ging im Frühjahr 1840 nach Paris, [* 11] habilitierte sich im Herbst desselben Jahres für Geschichte in Heidelberg und wurde 1845 zum außerord. Professor ernannt. Von der 1846 beginnenden polit. Bewegung lebhaft ergriffen, ¶