(1857) gefunden, daß ein in der Nähe einer chemischen Harmonika erregter musikalischer
Ton, der mit dem der Harmonika nahezu in Einklang
steht oder um eine Oktave höher ist, auf die schwingende Luftsäule im Harmonikarohr vermöge der Resonanz einen so mächtigen
Einfluß übt, daß die Flamme
[* 1] dabei lebhafte
Bewegungen zeigt und, wenn sie genügend klein ist, bei
wachsender
Stärke
[* 2] des äußern
Tones sogar erlischt. Selbst eine noch schweigende Flamme kann durch einen äußern
Ton zum
Singen gebracht werden. Damit dies geschehe, darf nur ein geringer Unterschied in der Tonhöhe zwischen dem erzeugenden
und dem anzuregenden
Tone bestehen. Der
Ton der chemischen Harmonika ist die Folge einer Reihe von Explosionen.
Dies hat Wheatstone (1834) durch Betrachtung der Flamme im rotierenden
Spiegel
[* 3] S
[* 4]
(Fig. 1) nachgewiesen, wobei sich das in
[* 4]
Fig. 2 dargestellte
Bild zeigte.
Verwandt mit den Resonanzerscheinungen der chemischen Harmonika von Schaffgotsch sind die schallempfindlichen oder
sensitiven Flammen von Barret und
Tyndall (1865‒67). Solche brennen frei, es muß jedoch zu denselben
das
Leuchtgas
[* 5] unter einem höhern Drucke als gewöhnlich zuströmen. Belastet man einen kleinen,
Leuchtgas enthaltenden Kautschuksack
derart, daß aus einem damit verbundenen
Brenner das
Gas durch eine enge kreisförmige Mündung mit
Geräusch strömt, das angezündet
eine flatternde, etwa 4
Decimeter hohe Flamme giebt, so hat man eine Flamme von der höchsten Schallempfindlichkeit.
Eine solche verkürzt sich und teilt sich in Zweige, sobald aus der Entfernung hohe
Töne und
Zischlaute, z. B. his, bst
u.
dgl. m., erregt werden.
Reihe oder
harmonische Progression heißt eine Reihe (s. d.) von echten
Brüchen, deren Nenner die natürlichen
Zahlen sind, also: 1, ½, ⅓, ¼, ⅕ u. s. w. Die Harmonische Reihe ist
divergent.
Teilung, die
Teilung einer geraden Linie AB (s. nachstehende
[* 4]
Figur) durch einen innern
Punkt C und einen äußern D derart, daß die
Gleichung besteht: AC:CB = AD:BD. Es ist dann AB das
harmonische Mittel zwischen
AC und AD oder: 2/AB = 1/AC + 1/AD; ebenso ist CD das
harmonische Mittel zwischen
BD und AD oder: 2/CD =
1/BD + 1/AD. Die vier Punkte A,
B, C, D heißen
harmonische Punkte. Man erhält vier
harmonische Strahlen, indem man einen beliebigen
außerhalb der Geraden liegenden Punkt mit vier harmonischen Punkten verbindet. Jede beliebige neue Gerade wird von solchen
harmonischen
Strahlen in harmonischen Punkten geschnitten. In jedem Dreieck
[* 8] sind je zwei Seiten und die
Halbierungslinien der zugehörigen Innen- und
Außenwinkel
[* 9]
harmonische Strahlen. In jedem vollständigen Vierseit wird eine
Diagonale von den beiden andern harmonisch geteilt. Die
Harmonische Teilung findet namentlich in der projektiven
Geometrie häufige Anwendung.
Harmonisten, die
Anhänger von
Georg Rapp (geb. 1757 im württemb. Dorf Iptingen), daher auch Rappisten.
Rapp war ein schwärmerischer
Bauer, der
Staat und
Kirche in der ursprünglichen Reinheit wiederherstellen und die
«Harmonie»,
d. i. völlige
Gleichheit und Einheit, herbeiführen wollte. Mit seinen Anhängern ging er 1804 nach
Amerika
[* 10] und gründete zunächst eine
Kolonie bei
Pittsburgh; 1814 siedelten sie nach
Indiana über und erbauten die Stadt Harmony, die
sie an Robert Owen verkauften.
Nach
Pennsylvanien zurückgekehrt, gründeten sie hierauf 1824 die Stadt Economy. Rapp regierte als
Patriarch,
Prophet,
Richter
und
Hoherpriester; alles Privateigentum lag in seinerHand. Seit 1807 wurde die
Ehelosigkeit in der
Kolonie
eingeführt; der dadurch bedingte
Ausfall an Seelenzahl wird durch Zuzug aus der alten
Heimat und durch Kinderadoption ersetzt. 1831 störte
ein Abenteurer, den Rapp als
Propheten anerkannt und aufgenommen hatte, unter dem
NamenGrafLeon den Frieden der Gemeinde, indem
er 300 Harmoniten der Gemeinde zur
Aufrichtung des Tausendjährigen
Reichs entführte und die
Neu-Jerusalemsgemeinde
in Philippsburg stiftete.
Leon war vorher in
Deutschland
[* 11] unter dem
Namen Proli als Begründer einer geistlichen Weltmonarchie aufgetreten und als
Betrüger
strafrechtlich verfolgt worden; er hieß eigentlich
Müller. Nachdem er das Vermögen seiner neuen
Anhänger verpraßt hatte,
floh er und ließ sie im größten Elend zurück (1833). Rapp starb Die Harmoniten glauben,
daß
Christus bei seiner Wiederkunft in
Palästina
[* 12] sein
Reich aufrichten werde und halten ihr Augenmerk dahin gerichtet. –
Vgl. J.
Wagner, Geschichte der Harmoniegesellschaft
(Vaihingen 1833);
Bonnehorst, Der Abenteurer Proli (Frankf. a. M. 1834);
Dixon und Nordhoff, The communistic societies of the
U. S. (Lond. 1874);
(Physharmonika,AmerikanischeOrgel), Tasteninstrument, eine Verbesserung des Bibalregals ^[richtig:
Bibelregal]
(s. d.), zu der der Professor Kratzenstein die Anregung vom chines.
Tscheng erhalten haben soll und die nach einigen Versuchen anderer
Grenié (s. d.) 1810 als Orgue expressif
einführte. 1818 erhielt das
Instrument durch Häckel den
Namen Physharmonika, wurde von andern Äoline,
Äolodikon,
Aerophon,
Melophon u. s. w., von Debain in
Paris
[* 15] 1840 zuerst Harmonium genannt, worauf es endlich durch die Amerikaner als
«American Organs»
allgemeine
Verbreitung erlangt hat. Die
Töne des Harmonium entstehen durch früher nur aufschlagende, jetzt durchschlagende
Metallzungen, die mittels eines Luftstroms in Schwingung
[* 16] gesetzt werden. Der
Umfang beträgt vier Oktaven oder etwas darüber
von C 8
Fuß an; mittels verschiedener
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