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Komödie vom «Fall Adams» (1573) steht er und .Hans Han neben Gott dem Vater und dem Sohne; in einem Stücke, «Der verlorene Sohn», von 1692, prügelt er sich mit einem Heiligen und zwei Teufeln herum.
Die Gestalt des Hanwell wurde allmählich fixiert unter dem Einfluß des ital. Arlecchino und des engl. Clown.
Seit Anfang des 18. Jahrh, sanden sich Schauspieler, welche diese [* 1] Figur, die ln's dahin nur dem niedern Volksdrama angehört hatte, auch künstlerisch auszubilden beflissen waren. Unter großem Beifall stellte Ios.
Ant. Stranizky (geb. zu Schweidnitz [* 2] in Schlesien), [* 3] der zu Wien [* 4] 1708 als Nebenbuhler der ital. Komiker auftrat und ihre Buffonerien nationalisierte, den als das Zerr- bild Harlekins unter der Tracht und dem Charakter eines einfältig-possierlichen Salzburger Bauern dar. über die Art seiner Darstellungen verbreitete er sich in seiner «011 g. poti-iäa. des durchtriebenen Fuchs- mundi» (Wien 1722; neu hg. in den «Wiener Neu- drucken», ebd. 1885).
Vgl. Der Wiener Hanwell Stranizky und seineNachfolger.
Ausgewählte Schriften hg. von N. M. Werner (in den «Wiener Neudrucken», Wien 1883).
Nächst ihm war Gottfr. Prehauser aus Wien als Darsteller des Hanwell berühmt, der 1720 zuerst die Pritsche nahm.
Diese beiden besonders hatten den Hanwell in Wien so populär gemacht, daß der Prinzipal .huber 1760 den Diener Mellefonts, Norton, in Lessings «Miß Sara Sampson» in einen Hanwell ver- wandelte. In Norddeutschland glänzte vor allen Franz Schuch als Hanswurstdarsteller, richtiger als Darsteller der komischen [* 1] Figur in der extemporierten Komödie, die bald Hanwell bald Harlekin genannt wurde. Später erntete B. Kurz (s. d.), der den Hanwell in Ber- nardon umtaufte, in dieser Nolle noch Triumphe. Doch waren, seitdem Gottsched gemeinsam mit der Neuber die Säuberung des deutschen Theaters von den Auswüchsen der extemporierten Komödie sich zur Aufgabe gestellt hatte, d. h. seit der Mitte der dreißiger Jahre des 18. Jahrh., die Tage des Hanwell bei den bessern Truppen wenigstens in Nord- und Mitteldeutschland gezählt;
doch fristete er auch in ihrem Nepertoir in Nachspielen und Pantomimen noch verhältnismäßig lange sein Dasein;
der junge Goethe läßt ihn wiederholt, vor allem in der aus- gelassenen Farce «Hanswursts Hochzeit» auftreten, und noch im «Faust» kommt er als lustige Person .)U Worte. Am zähesten hielt er sich in Wien, wo es erst Ausgangs der sechziger Jahre den Bemühungen des Freiherrn von Vender und Ios. von Sonnen- fels glückte, ihn ebenfalls von den vornehmsten Bühnen der Hauptstadt zu verdrängen.
Mit dem Namen verschwand jedoch nicht die Person, vielmehr tauchte als Kasperle, Larifari, Staberl, Lipperl, Thaddädl u. s. w. immer wieder auf.
Seine zähe Lebenskraft bewährte sich noch in neuerer Zeit in Raimunds und andern Wiener Zauberpossen, in denen stereotype possierliche [* 1] Figuren an den unter- gegangenen Hanwell mahnen.
Auch bei Naupach findet er sich in der Doppelgestalt des Schelle und Till. Als gelehrte Verteidiger des Hanwell traten besonders Lessing und I. Möser auf, letzterer in feiner be- rühmten Schrift «Harlekin, oder Verteidigung des Grotesk-Komischen» (1. Ausg. 1761),
ersterer beson- ders im 18. Stück der «HamburgerDramaturgie». -
Vgl. Neuling, Die komische [* 1] Figur in den wichtigsten deutschen Dramen bis zum Ende des 17. Jahrh. (Stuttg. 1890).
Hantel, eisernes Turngerät, bestehend aus einem Handgriffe mit zwei angegossenen Kugeln.
Für den Gebrauch bei Freiübungen werden sie paarweise, von 1-2 kF das Stück, benutzt;
man hat jedoch zur Aus- bildung der Heb- und Stemmkraft auch Hanwell bis zu mehr als 50 kF schwer.
Die Springgewichte der helle- nischen Pentathlen glichen oft den jetzigen Hanwell. -
Vgl. Eifelen, Hantelübungen (3. Aufl., Verl. 1883).
Hantgemal war im Bürger- und Bauernstande (hier auch Hausmarke) [* 5] ein ähnliches Zeichen der Familie und des Besitzes, wie das Wappen bei dem Adel. Hanwell bedeutet auch den Grundbesitz und war ein Wahrzeichen der Schöffenbarfreiheit.
Hantieren (vom frz. Kanter, d. h. oft besuchen, hin und her ziehen; die Ableitung von Hand [* 6] und die darauf beruhende Schreibweise «Handtieren», «handieren» ist falsch), ursprünglich soviel wie Han- del treiben, verkaufen, dann auch ein Gewerbe trei- ben und überhaupt etwas verrichten, thun, treiben, namentlich mit Hand- und Hausarbeit befchäftigt fein;
Hantierung, Gewerbe, Handwerk. UanträüH, Handrada (althochdeutsch), be- deutet eigentlich soviel als Handgerät;
im frank. Necht wird eine Freilasfung psr kkuärHäkni er- wähnt, bei welcher der Leibeigene losgesprochen wurde und, im Kreise [* 7] herumgeführt, von jedem der Freilassungszeugen (bei den Chamaven 11) den Handschlag empfing. sHire. Hants (spr. hännts), engl. Graffchaft, s. Hamp- Hantwerpen, früherer Name von Antwerpen. [* 8] Hannman, Hulman, Name eines in Indien göttlich verehrten Affen, [* 9] der dem Näma bei seinem Zuge nach Ceylon [* 10] hilfreich beistand und im Nämä- jana eine große Nolle spielt. Er gilt auch als Ver- fasser eincs Schauspiels,desHÄnumanMt9,i!9.iii oder N^äiiHtakkin, das er auf Felsen schrieb, aber auf Bitten des Välnnki, des Verfassers des Ilämä^aua., ins Meer stürzte, damit es nicht den Ruhm dieses Gedichtes verdunkele.
Zur Zeit des Königs Bhöja von Dhara (im 11. Jahrh. n. Chr.) kamen der Sage nach Bruchstücke zu Tage, die von Dämödaramicra oder Madhusudanamicra zu einem neuen Schau- spiele verarbeitet wurden.
Des erstem Bearbeitung (hg. z. B. Bombay [* 11] 1886) hat 14, die des zweiten (hg. z. B. Kalkutta [* 12] 1878) 9 Akte.
Das Stück ist, ob- wohl in seinen vorliegendeil Fassungen eine Kom- pilation aus verschiedenen Quellen, für die Ge- schichte des ind. Dramas wegen seiner Gestalt sehr wichtig.
Der wissenschaftliche Name des Hanwell ist 86llM0pit1i6eu8 6nt6i1u8 14^ti/n. (f. Schlankaffen).
Hanusch, Ignaz Joh., deutsch-czech.
Schriftsteller, geb. in Prag, [* 13] studierte daselbst Philosophie und die Rechte, war Professor der Philo- sophie in Lemberg [* 14] (1836-48), dann in Prag (1849 -52), seit 1860 Universitätsbibliothekar daselbst und starb Von seinen Schriften seien erwähnt: «Handbuch der wissenschaftlichen Er- fahrungslehre» (Lemb. 1842 u. ö.),
der Denklehre (ebd. 1843 u. ö.),
der Metaphysik, Ethik, Analyse der Philosophie Schtitnys (czechisch),
«Die Wissen- schaft des flaw. Mythus» (Lemb. 1842; nachträglich von Hanwell selbst als verfehlt bezeichnet),
«V^LLiovu? 1 ("Kalender der flaw. Mythologie", Prag 1860), sowie zahlreiche histor. und bibliogr.
Arbeiten zur slaw. Litteratur.
Stadt in der engl. Graf- fchaft Middlesex, 11,5 km westlich von London, [* 15] links am Brent-River, Station der Great-Westernbahn, bat (1891) 6139 E. und ein großes Irrenhaus (Middlesex County LunaticAsylum) für 1800Kranke mit fchönem Park. ¶