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die Engen zwischen dem Trasimenischen See (I^Zo äi I'eru^ia) und den Bergen [* 1] von Cortona hinein- locken, wo er selbst mit dem größten Teil seines Heers den Untergang sand. Die gefangenen röm. Bundes- genossen entließ Hanno freundlich, zog sodann gegen Spoletium, das aber widerstand, und von da nach Picenum, Samnium und Apulien, immer bedacht, die Bundesgenossen durch Schonung und Milde zum Abfall zu bewegen. Die Römer [* 2] stellten ihm den Dik- tator Quintus'Fabius Maximus (s. Fabier, Bd. 0, S. 494a) entgegen.
Hanno, dem alles daran lag, den Kampf durch schnelle Siege zu entscheiden, sah sich zu ermüdenden Märschen genötigt und ward einmal sogar durch Fabius in Campanien bei Casilinum (dem heutigen Capua) eingeschlossen. Aber der schlaue Karthager ließ bei Nacht Rinder, [* 3] denen brennende Heubündel zwischen die Hörner gebunden waren, gegen die von den Römern besetzten Höhen hinauftreiben. Fabius ließ sich täuschen; er hielt die Feuer für Fackeln angreifender karthag.
Trup- pen, und räumte den besetzten Paß, [* 4] worauf un- gehindert nach Apulien zog. Hier kam es 2. Aug. 216 (nach dem berichtigten Kalender im Juni) bei Cannä (s.d.) zur Schlacht, die mit der völligen Nie- derlage der Römer endete. Hierauf fiel Hanno mit Aus- nahme der griech. und lat. Städte fast ganz Nnter- italien zu, zudem verschaffte ihm der Sieg den Be- schluß der Karthager, ihn thätiger als bisher zu unterstützen, und das Jahr darauf Bündnisse von Macedonien und Syrakus [* 5] mit Karthago. [* 6]
Aber ob- wohl von Maharbal dazu gemahnt, hatte es Hanno unterlassen, auf Rom [* 7] zu marschieren, dessen Wider- standskraft er zu gut kannte, sondern sein Heer nach Capua, das sich ihm infolge des Sieges von Cannä angefchlossen hatte, geführt, während das benach- barte Nola von dem Prätor Marcus Marcellus glücklich gegen ihn behauptet wurde. Von dem Berge Tifata, wo er im nächsten Jahre (215) meist lagerte, suchte er vergebens seine Macht weiter auszubreiten. Ein neuer Sieg des Marcellus bei Nola ermutigte die Römer, die ihm in Campanien sechs Legionen entgegengestellt hatten.
H.s Heer war durch die zahl- reichen Besatzungen, die er in die zu ihm überge- gangenen Städte hatte legen müssen, geschwächt, sein Bruder Hasdrubal, der ihm aus Spanien [* 8] ein Heer zuführen sollte, hatte dort eine schwere Nieder- lage erlitten, der größte Teil der Hilfe, die man ihm von Karthago aus zu senden beschloß, ging bei dem vergeblichen Versuche, Sardinien [* 9] zu erobern, verloren', das Bündnis mit Philipp von Macedonien brachte keinen Nutzen,.und Syrakus, wo die karthag.
Partei auch nach dem Tode des Hieronymus (s. d.) am Ruder geblieben war, wurde von Marcellus 212 v. Chr. erobert. In demselben Jahre nahm Hanno Tarent bis auf die Burg ein, fuchte aber 211 vergebens das belagerte Capua durch einen Marsch gegen Rom zu retten, wo freilich die Nachricht von feinem Anmarfch den größten Schrecken hervorrief und der Ruf «Hanni- 1)3.1 aä portüL» (s. d.) fprichwörtlich blieb. Er mußte zurückgehen, und die harte Strafe, die Capua nach der Einnahme von den Römern erlitt, führte viele der abgefallenen Bundesgenossen den Römern wie- der zu. Doch hielt sich Hanno in Lucanien, im Lande der Bruttier und in Apulien. Er siegte 210 bei Her- doneä in Apulien, hatte aber im ganzen mehr Ver- luste als Erfolge.
Tarents Eroberung durch Fabius 209 entzog ihm den größten Teil der Italer, die ihm noch treu geblieben. Dagegen fand Marcellus, der 209 schließlich über ihn gesiegt hatte, 208 im Hinter- balt seinen Tod. Als der Versuch von H.s Bruder Hasdrubal, ihm Hilfe zuzuführen, durch desfen Nie- derlage in Etrurien 207 vereitelt war, zog sich Hanno, der nunmehr den Krieg in Italien [* 10] in der Hauptsache verloren sah, in die Südwestspitze Italiens [* 11] (das öai?t" der Vruttier) zurück, wo er sich fast ohne Schlacht in fester Stellung gegen die Römer behauptete.
Sein Bruder Mago, der von Ligurien und Gallien aus die Römer bedrohte, wurde 203, nachdem er im Lande der Infubrer gefchlagen worden war, nach Afrika [* 12] zurückberufen, da sich Karthago selbst durch den großen Publius Cornelius Scipio, der 204 in Asrita gelandet war, bedroht sah; doch starb Mago unterwegs.
Auch Hanno wurde zurückgerufen, verließ mit bitterm Schmerz 203 Italien und landete bei Leptis. Im folgenden Jahre (203) lieferte er die entscheidende Schlacht westlich von der Stadt Zama, in der er überwunden wurde. Mit den Resten des Heers, die er in Hadrumetum gesammelt, kehrte er nach Karthago zurück, wo er nun selbst für den Frieden sprach, in welchem er die einzige Rettung seines Vaterlandes sah. Hanno wurde zum höchsten Magistrat ernannt und war als solcher für die Ver- besserung der Finanzen, der Staatsverwaltung und Verfasfung bedacht, reizte aber dadurch viele der Vornehmen, welche die ihm feindliche Partei des Hanno verstärkten.
Bei den Römern wurde er ver- dächtigt, daß er den syr. König Antiochus 111. zum Kriege antreibe. Als er sich (195) der Auslieferung an die Römer durch die Flucht entzogen hatte, er- klärten ihn die Karthager fogar für verbannt. Über Tyrus wich er nun zu Antiochus nach Ephesus. Sein Verfuch, die Karthager zum Bündnis mit Antiochus zu bewegen, schlug ebenso fehl wie der, den König zu vermögen, ihn mit einem Heere nach Italien zu senden. Ihm selbst wurde nur der Be- fehl über eine fyr.
Flotte gegen die mit den Römern verbündeten Rhodier übertragen, welche aber, ob- wohl Hanno auf dem von ihm befehligten Flügel sieg- reich war, unterlag. Da nach Beendigung des Krieges (189) das siegreiche Rom auch von Antiochus H.s Auslieferung verlangte, war er von neuem zur Flucht genötigt. König Prusias II. von Bithymen nahm ihn auf. Auch diefen reizte er zum Kriege und focht für ihn gegen Eumenes von Pergamon, [* 13] den Freund der Römer. Röm. Gesandte forderten darauf feine Auslieferung, und Prusias war bereit, ihnen zu gehorchen. Da entzog sich Hanno 183 der Schmach, indem er sich selbst durch Gift tötete. -
Vgl. Hennebert, HiLtoire ä'^nnidai (3 Bde., mit Atlas, [* 14] Par. 1870-90).
«a. nnida.1 a.ä V (oder wie gewöhnlich, aber nicht richtig, citiert wird: HknnilikI ant6x»or w8'.),
«Hannibal an (vor) den Thoren!» Schreckens- ruf, welcher in Rom 211. v. Chr. erklang, als Hanni- bal gegen Rom marschierte, um das röm. Belage- rungsheer von Capua abzuziehen. Der Ausruf wird citiert in Ciceros «I1ii1ippica» (1, 5, n) und «v6 ftniduL» (4,9,22), sowie bei Livius (23,16) und ist als Schreckensruf bei fchwer drohender Ge- fahr fprichwörtlich geworden. Hanno, Name mehrerer berühmter Karthager: Schon im 5. Jahrh., um 480 v. Chr., unternahm ein als karthag. Admiral eine Fahrt an die West- küste von Afrika und hängte nach feiner Rückkehr eine Tafel mit Nachrichten über sein Unternehmen in dem Tempel [* 15] des Melkart zu Karthago auf. Eine griech. Übersetzung dieser Nachrichten ist unter dem ¶