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Handfertigkeits-730 unterrichts im Gange. Sie ist namentlich durch den dän. Rittmeister a.D. Clauson-Kaas hervorgerufen worden, der durch Gründung der sog. Hausfleißvereine in Dänemark, [* 1] der allgemeinen dän. Hausfleißgesellschaft (1873), durch Reisevorträge in verschiedenen Ländern Europas, durch Einrichtung von sechswöchigen Kursen zur Ausbildung von Lehrkräften für Handfertigkeitsunterricht, durch Ausstellung von Musterarbeiten u.s.w. auch in Deutschland [* 2] sehr anregend gewirkt hat. Er lehrt und läßt üben: Buchbinder-und Papparbeit, Tischlerei, Holzschnitzerei, Laubsägearbeit, Korb- und Stroharbeit, Strohflechterei und Bürstenbinderei. In Schweden [* 3] wurde der Handarbeitsunterricht von Anfang an durch die Regierung gefördert. Er wurde in den Plan mehrerer Lehrerseminare aufgenommen und an verschiedenen Orten, z.B. in Landskrona und Swedenborg, mit dem Volksschulunterricht verbunden. In Nääs bei Göteborg [* 4] hat der Fabrikant Abrahamson ein eigenes Seminar errichtet, worin auch Ausländer Aufnahme finden. In Deutschland ist die Sache in mehrern Städten (Berlin, [* 5] Leipzig, [* 6] Dresden, [* 7] Görlitz, [* 8] Osnabrück, [* 9] Waldenburg [* 10] in Schlesien [* 11] u.s.w.) von gemeinnützigen Vereinen in die Hand [* 12] genommen worden, und 1881 wurde ein Centralkomitee, 1886 aber ein «Deutscher Verein für Knabenhandarbeit» gegründet (Vorsitzender z.Zt. von Schenckendorff), der seitdem in alljährlichen Versammlungen in verschiedenen Orten (1889 in Hamburg, [* 13] 1890 in Straßburg, [* 14] 1892 in Frankfurt [* 15] a.M.) wichtige den Handarbeitsunterricht für Knaben betreffende Fragen eingehend erörtert.
Seit dem besteht in Leipzig ein unter Leitung des Direktors Dr. Götze stehendes, von der sächs. Regierung und der Stadt Leipzig unterstütztes Seminar, worin während der Sommermonate Lehrer für Knaben-Handarbeitsunterricht ausgebildet werden; 1889 sind die verschiedenen Unterrichtskurse von 127 Teilnehmern benutzt worden, 1893 kamen 150 Schulmänner in das deutsche Handfertigkeitsseminar. 1880 wurde von Preußen [* 16] eine Kommission zur Prüfung der Erfolge und der Methode des Handarbeitsunterricht für Knaben nach Dänemark und Schweden gesendet; doch beschränkt sich der Staat jetzt auf die Unterstützung der Vereinsthätigkeit, die zunächst wohl zu immer größerer Klarheit in Bezug auf die Methode des Unterrichts und die auszuführenden Arbeiten führen und für Ausbildung von Lehrkräften sorgen muß.
Auch in andern Ländern, besonders in den russ. Ostseeländern, Österreich-Ungarn, [* 17] der Schweiz, [* 18] Belgien, [* 19] Holland, England, Norwegen, Bulgarien, [* 20] Italien, [* 21] Nordamerika [* 22] und Frankreich, hat der Handarbeitsunterricht für Knaben bedeutende Erfolge aufzuweisen. –
Vgl. Krause, Geschichte des Unterrichts in den weiblichen Handarbeiten (in Kehrs «Geschichte der Methodik», 2. Aufl., Bd. 4, Gotha [* 23] 1889);
«Blätter für Knabenhandarbeit», hg. von Dr. Götze (Leipzig), die in Nr. 5 vom Juli 1888 eine Übersicht über die Litteratur der Knabenhandarbeit geben; Urban, Der Hausfleiß in Dänemark (Oppeln [* 24] 1881);
Protokolle der Kongresse für erziehliche Knabenhandarbeit (1882 fg.);
Rißmann, Geschichte des Arbeitsunterrichts in Deutschland (Gotha 1882);
Glan, Der deutsche Handfertigkeitsunterricht in Theorie und Praxis (Weim. 1883);
Rauscher, Der Handfertigkeitsunterricht, seine Theorie und Praxis (3 Tle., Wien [* 25] 1885–88);
Sonntag, Bericht über den Stand und die Ausbreitung des Arbeitsunterrichts in Deutschland (Lpz. 1889);
Götze, Aus der Lehrerbildungsanstalt des Deutschen Vereins für Knabenhandarbeit.
Bericht über ihre Thätigkeit 1889 (ebd. 1890);
Hillardt-Stenzinger, Methodik des Handarbeitsunterricht (Wien 1892);
Kalb, Der erste Unterricht in der Knabenhandarbeit (Gera [* 26] 1893);
Götze, Katechismus des Knabenhandarbeitsunterrichts (Lpz. 1893).