Substanzen, durch deren Anwendung dem menschlichen oder tierischen
Haar
[* 1] auf künstlichem Wege eine
andere als die ihm eigentümliche Färbung erteilt wird. Viele dieser
Mittel sind parfümierte Lösungen von
Bleisalzen (wie
namentlich der
Haarbalsam von Marquardt, s. unter
Geheimmittel, Bd. 7, S. 672 b), vor welchen zu warnen ist,
da dieselben bei längerm Gebrauch auf die Gesundheit höchst schädlich einwirken und meist chronische
Bleivergiftung (s. d.) zur Folge haben.
Weniger schädlich sind Lösungen von
Höllenstein (salpetersaurem
Silber); doch wirken sehr konzentrierte Lösungen nachteilig
auf das
Haar ein.
Reine Höllensteinlösung giebt einen unnatürlichen roten, bisweilen ins Grünliche schillernden
Farbenton,
gleichzeitige Anwendung von Schwefelleber (Schwefelkalium) ein zu intensives
Schwarz.
Besser wirkt gleichzeitige
Anwendung von
Höllenstein und Pyrogallussäure. Dieses unter dem
Namen Krinochrom bekannte Haarfärbemittel besteht aus zwei verschiedenen
Flüssigkeiten: die erstere ist eine
Auflösung von 10
Teilen Pyrogallussäure in 500
Teilen rektifiziertem Holzessig und 500
TeilenAlkohol;
die zweite eine
Auflösung von 30
TeilenHöllenstein in 900
Teilen destilliertem Wasser und so viel
Salmiakgeist, bis der anfänglich entstehende Niederschlag wieder gelöst ist.
Nach Entfettung des
Haars durch Seifenwasser,
dem etwas Salmiakgeist beigemischt ist, trägt man
die erste Lösung mit einem Schwamm, dann, noch vor dem Eintrocknen der
ersten, die zweite mit einerBürste auf, tritt bis zum Eintrocknen womöglich in hellen Sonnenschein,
wäscht darauf mit Wasser, nachher mit einer schwachen Lösung von unterschwefligsaurem Natrium aus und spült schließlich
mit Wasser nach. Dieses Haarfärbemittel färbt dunkelschwarzbraun; eine verdünntere Höllensteinlösung giebt hellere
Töne. Unschädlich als Haarfärbemittel ist Walnußextrakt und der humussaure
Ammoniak. Eine rötlichblonde Färbung
dunkler
Haare
[* 2] erzielt man durch Waschen mit einer schwachen Lösung von
Wasserstoffsuperoxyd, welche zur Zeit der Kaiserin
Eugenie als
Eau de Jouvence, Auricome oder
Golden hair water
u hohen Preisen in den
Handel gebracht wurde. -
nennt man ein Mineral, das bei großer Dünne eine übermäßige Erstreckung nach einer
Richtung gewonnen
hat und sich dabei in isolierter
Lage befindet. Eine solche Form kann auch durch parallele lineare Aneinanderreihung zahlreicher
kleinster gleichgestalteter Kryställchen hervorgehen. Haarförmige Gebilde, die vielfach gekräuselt und gewunden, auch
knäuelartig zusammengedreht sind, kommen z. B. bei dem gediegenen
Silber und
Gold,
[* 3] bei dem Millerit, der
Kupferblüte, dem
Antimonit, dem
Asbest und
Byssolith vor.
Bei den gediegenen Metallen geht diese Ausbildung in das Drahtförmige
über.
oder
Kapillargefäße (Kapillaren,Vasa capillaria), die feinsten, nur mit dem Mikroskop
[* 4] erkennbaren
Blutgefäße, welche
den Übergang von den
Arterien
(Schlagadern) zu den
Venen
(Blutadern) bilden. Sie besitzen bloß eine einfache,
äußerst zarte, durchsichtige
Wand und haben in den verschiedenen Körpergegenden einen Durchmesser von nur 0,005 bis 0,02
mm, sodaß zwei bis acht nebeneinander erst die
Dicke eines
Haars ausmachen und die feinsten gerade noch
einem
Blutkörperchen
[* 5] den Durchgang gestatten.
Unter dem Mikroskop betrachtet, erscheint die
Wand der Haargefäße aus zarten, platten, kernhaltigen Zellen zusammengefügt, die als
die direkte Fortsetzung des die
Arterien und
Venen auskleidenden Zellenhäutchens, des sog. Gefäßendothels, zu betrachten
sind.
In den Haargefäße erlangt das Strombett des
Blutes, das durch die fortwährende
Teilung derArterien immer
weiter geworden, seine größte Ausbreitung. Deshalb sowie wegen der durch die Engigkeit der Haargefäße bedingten
Reibung
[* 6] verliert sich die Blutwelle, welche mit jedem Pulsschlage vom
Herzen durch die
Arterien fortschreitet, in denselben,
sodaß man den Puls in den
Venen nicht mehr fühlt.
Die Haargefäße selbst stehen untereinander durch zahlreiche Verbindungszweige in der innigsten
Verbindung und bilden so ein dichtes
Gefäßnetz, das alle Gewebsteile umgiebt. Letztere werden hierdurch aufs reichlichste
mit
Blut versorgt und mit diesem in langdauernden Verkehr gesetzt. Nur sehr wenige Gewebe,
[* 7] wie die
Haare, Nägel,
[* 8] Knorpel
[* 9] und
die Linse,
[* 10] besitzen keine Haargefäße. Durch die dünnen
Wände der Haargefäße werden infolge des hohen Druckes, unter welchem
das
Blut steht, beständig Blutbestandteile ausgepreßt, die dann die Gewebsteile umspülen und ernähren.
Der Überschuß des ausgetretenen
Blutes und die Gewebstrümmer gehen entweder (durch Endosmose) in den Blutstrom zurück
oder fließen durch die feinsten
Lymphgefäße, die sog. Lymphkapillaren, wieder ab. Auf diesem Stoffaustausch
im Kapillarbezirk beruht der Übergang des hellroten arteriellen
Blutes in das dunkelrote venöse. Weiterhin spielen die auch
bei der
Entzündung eine Rolle, indem unter gewissen
Bedingungen die weißen oder farblosen
Blutkörperchen die Wandung der
Haargefäße durchbohren und außerhalb der
Gefäße als sog. Eiterkörperchen erscheinen. (S.
Eiter,
Entzündung.)
[* 11] ein
Hygrometer (s. d.), das auf der Eigenschaft gut entfetteter
Haare beruht, in relativ feuchter Luft
Wasserdampf aufzusaugen, denselben in relativ trockner Luft aber abzugeben. Dabei tritt eine
Veränderung in der Länge
des
Haars ein. Um demnach ein
Instrument zu erhalten, das die «relative Feuchtigkeit» (s.
Feuchtigkeit) zu bestimmen gestattet, muß man die Längenänderung des
Haars meßbar einrichten. Hierzu giebt es verschiedene
Systeme, von denen hier nur die von
Gay-Lussac, Klinkerfues (Bifilar-Haarhygrometer) und Koppe genannt werden mögen. Das Koppesche
Haarhygrometer (s. vorstehende
[* 11]
Figur) bietet den
Vorteil, daß das für gewöhnlich durch die Feder d gespannte
Haar a beim
Transport