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sind, als durch die sich an ihn knüpfende Erzählung, die Gunnlaugssaga. Diese schildert eingehend Günther O.s Leben, vor allem sein Liebesverhältnis zur schönen Helga, das der Anlaß zu den Kämpfen mit Hrafn ist. Der isländ. Urtext ist oft herausgegeben; außer in den altnord. Lesebüchern von Möbius und Wimmer, in den «Islendingasögur II», von Rygh (Kristiania [* 1] 1862),
Thorkelsson (Reykjavik 1880) und Mogk («Altnord. Textbibliothek», Bd. 1, Halle [* 2] 1886). übersetzt wurde er von Kölbing (Heilbr. 1878) und Küchler (Bremen [* 3] 1891); umgedichtet neuisländisch von Vjarnarson Dalaskald («Kimui- cl,k (^unui^uFi Ormätim^i», 1878). Gunnlöd, in der nordischen Mythologie eine Riesenjungfrau, die Tochter des Suttuna,, des Herren des Dichtermetes. Im Berge Hmtbjörg bewacht Günther den Dichtermet. Zu ihr kommt Odin als Bölverk, schläft drei Nächte bei ihr und ent- wendet ihr während dieser Zeit den Met, den er den Äsen zuführt.
Gunny (engl., spr. gönni), soviel wie Jute [* 4] (s. d.); in der Mehrzahl Gunnies, s. Gunnibags. Gunpolvder (engt., spr. gönnpaud'r), das Schiehpulver, auch der Name einer Art grünen Thees (s. d.). Güns, ungar. K0526F, Stadt mit geordnetem Magistrat, mit dem Titel Königl. Freistadt, im ungar. Komitat Eisenburg (V^8), rechts an der Günther und an der von der Südbahn betriebenen Lokalbahn Sleinamanger^G. (18 km), hat (1890) 7076 E. (3197 Deutsche, [* 5] 140 Kroaten), darunter 5119 Katholiken, 1672 Evangelische und 259 Israe- liten, Post, Telegraph, [* 6] Sitz eines Stuhlrichteramtes, Bezirksgerichts, Steueramtes, Schloß des Fürsten Esterhazy,derin der Umgebung groheGüterhat,neue katholische got. Kirche, ein Benediktinergymnasium, Militär-Unterrealschule, Bürgerschule, Mädchen- präparandie, zwei Sparkassen und zwei Klöster; bedeutende Tuchweberei, Obst- und Weinbau. Bei Günther die Ruine Altenburg [* 7] und der Geschriebene Stcin (883 m). - Sultan Suleiman II. belagerte die Stadt 1532, mußte aber, nachdem 19 Stürme von dem tapfern Kommandanten Niklas Juristisch zurück- geschlagen waren, die Belagerung aufgeben.
Güntersberge, Stadt im Kreis [* 8] Ballenstedt des Herzogtums Anhalt, [* 9] 14 km südlich voll Thale, in 407 m Höhe, an der Selke, als deren Ursprung der Güntersberger Teich gilt, und an der Nebew linie Gernrode-Hasselfelde der Gernrodc-Harz geroder Eisenbahn, hat (1890) 881 evang. E., Postagentur, Fernsprechverbindung und ein altes Schloß, jetzt Rathaus. In der Nähe die Neste einer alten Burg, Günthersburg genannt, mit Ringwall. Guntersblum, Flecken im Kreis Oppenheim der Hess.
Provinz Nheinhessen, 6 km südlich von Oppenheim, an der Linie Mainz-Worms der Hess. Ludwigsbahn, hat (1890) mit demHofguteSchmitts- hausen 2058 meist evang. E., Post, Telegraph, 2 schöne Kirchen, ein schönes Rathaus, ein gräfl. Leiningensches Schloß mit Garten [* 10] sowie Weinbau und Kalksteinbrüche. Gunterskale, Gunterscale (spr. gö'nnterskehl), irrtümlich Donnskale (Donnscale) genannt, ein Nechenstab, der namentlich in früherer Zeit bei nautischen Rechnungen vielfach verwendet wurde.
Erfinder der Günther war der engl. Prediger Gunter, der in Hertfordshire von 1581 bis 1626 lebte. Später brachte der sonst unbekannte Donn einige Veränderungen auf der Skala an, weshalb die heute noch vorkommenden Stäbe die Bezeich- nung: XaviFg,tiv6 8cai6 iinprovsä d^ L. vonn tragen. Die Günther ist ein 2 Fuß (engl.) langes Lineal, von 2 Zoll (engl.) Breite, [* 11] trägt außer Zollmaßstab eine Anzahl von Teilungen, welche die trigonometr. Funktionen und Logarithmen derselben sowie einige besondern nautischen Zwecken dienende Funktionen in bestimmten Verhältnissen enthalten.
Erfunden zur Zeit des Iakobsstabs (s. d.), hat die Günther bis Ende des 18. Jahrh, gute Dienste [* 12] geleistet, heutzutage aber ist sie, was Genauigkeit und Einfachheit betrifft, längst durch verbesserte logarithmisch geteilte Rechen- stäbe übertroffen. In der Nautik (s. d.) bedient man sich jetzt fast ausschließlich logarithmischer Tabellen bei den Rechnungen, da nur diese genügende Genauig- keit geben können; die Günther ist durch diese fast völlig verdrängt. -
Vgl. Ierrmann, Die Günther (Hamb. 1888)^ Günther, identisch mit dem histor.
Gundicar, dem Könige der seit 406 am Mittelrhein, der Sage nach um Worms, [* 13] angesiedelten got. Burgunder, die 437 durch einen im Dienst des rom. Feldherrn Aetius stehenden Haufen Hunnen eine Niederlage erlitten. Gundicar selbst fiel mit einem großen Teil seines Volks. In der Nibelungensage ist die That jener Hunnen auf Attila übertragen. Hier ist Günther der älteste der drei burgund. Könige, Bruder Kriem- hilds und Gatte der Brünhild, welche Siegsried für ihn erwirbt und bezwingt. An der Ermordung Sieg- frieds durch Hagen [* 14] mitschuldig, fällt er als Opfer von Kriemhildens Rache am Hofe König Etzels, wo- hin ihn und die Seinigen Kricmhild eingeladen hat: den durch Dietrich von Bern [* 15] gefangenen Bruder enthauptet sie selbst im Kerker. Heldenhafter^ist der Gunnar der nordischen Sage, der in dem genturm, in den ihn Atli (Etzel) warf, alles Getier durch sein Harfenfpiel einschläferte bis auf eine Natter, die ihn tötet. In der Walthersage (s. d.) ist ein habgieriger, feiger Fürst, der den flüchtigen Walther seiner schätze und seiner Braut berauben will und im Kampfe ein Bein verliert. Günther, Magister, Dichter, Geschichtschreiber und Theolog um 1200. Er war längere Zeit Scho^ lastikus in einer Stadt Süddeutschlands, auch Lehrer des Prinzen Konrad, des vierten Lohnes Kaiser Friedrichs I., dem er 1186 ein lat. Heldengedicht «30iim9.rin8» über den ersten Kreuzzug widmete. Kaum sechs Monate später erschien sein «I^ui-inuL» (von Liguria, d. i. Oberitalien), [* 16]
das schwungvollste aller im Mittelalter in Deutschland [* 17] entstandenen lat. Epen. Es besingt im Anschluß an die " (^68tH ^riäkrici» Ottos von Freising [* 18] und Rahewins, die durch manche Züge aus der spätern Zeit ergänzt werden, die Thaten Friedrichs I. in Italien [* 19] und ist dem alten Kaiser selbst und seinen sünf Söhnen in einer historisch bedeutsamen Widmung zugeeignet. Nach 1200 wurde Günther Mönch in dem Oistercienser- kloster Pairis im Elsaß. Dort verfaßte er nach den Erzählungen seines Abtes Martin eine Geschichte des sog. vierten Kreuzzugs, die «Üi8wri9. ^onätHn- tinopolitluia», und einen theol. Traktat («vs ora- tioQ6) ioiiiuio et 6i66ino8iii3,»). -
Vgl. A. Pannen- borg, Der Verfasser des Ligurinus (Gott. 1883)'. G.s von Pairis im Elsaß «Ligurinus», ein Epos zum Ruhme Kaiser Rotbarts aus dem 12. Jahrh., deutsch von Th. Vulpinus (Straßb. 1889).
Günther, Graf vonSchwarz bürg, deut scher König, geb. 1304, hatte sich in der Verwaltung sei- nes kleinen Landes tüchtig gezeigt und sowohl dem Kaiser Ludwig von Bayern [* 20] als auch dem Erzbischof ¶