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Gnauth, Adolf, Architekt, geb. zu Stuttgart, [* 1] besuchte das Polytechnikum daselbst, hielt sich dann auf einer Studienreise 1801-03 in Italien [* 2] auf, ging hierauf nach Wien [* 3] und zum zweitenmal nach Italien, wo er 1804-05 mit E. von Förster Aufnahmen und Vermessungen der Ne- naissance-Bauwerke Toscanas machte, die in dem Werk «Palastarchitektur von Oberitalien [* 4] und Tos- cana» von Raschdorff (Berl. 1883) publiziert sind. Nach einem halbjährigen Aufenthalt in Paris [* 5] wurde er 1866 als Professor an die Vaugewerkschule nach Stuttgart berufen.
In den Sommermonaten der I. 1807 - 69 hielt er sich abermals in Italien auf, mit Anfertigung von Aquarellen (Grabdenkmäler der Renaissance) für die Grunde! 8oci6t^ in London [* 6] befchäftigt, worauf er 1870 zum Professor der Archi- tektur am Stuttgarter Polytechnikum ernannt wurde, welche Stellung er jedoch 1872 wieder aufgab. 1875 unternahm er eine Studienreise nach dem Orient, der sich 1882 eine weitere nach Spanien [* 7] und Südfrank- reich anschloß. Gneisenau wurde 1870 zum Direktor der Kunstgewerbeschule in Nürnberg, [* 8] 1882 zum Ober- baurat ernannt. Er starb in Nürn- berg. Zu seinen bedeutendem Schöpfungen gehören: die Villen Siegle und Conradi, Württembergische Vereinsbank und Kriegerdenkmal für 1870/71 in Stuttgart, Villa Engelhorn in Mannheim, [* 9] Palais von Cramer-Klctt in München, [* 10] Palast der bayr. Landesausstellung zu Nüruberg 1882 (s. Tafel: Ausstellungsgebäude [* 11] II, [* 12] Fig. 5), der 1880 vollendete Mendebrunncn zu Leipzig [* 13] (s. Tafel: Brunnen [* 14] II, [* 12] Fig. 3. Die Erzfiguren sind von Ungerer in München). Gneisenau war in feiner Architektur ! ein Anhänger einer kräftigen Hochrenaissance, wo- ^ bei er neben Kühuheit im Entwurf eine reiche Phan- ^ tasie im einzelnen entwickelte.
Mit Bruno Bücher gab er die Zeitschrift «Das Kunsthandwcrk» (Stuttg. ! 1874-70) heraus. ! Gneditsch, Nikolai Iwanowitsch, russ. Dichter, qcb. 2. Febr. zu Poltawa, erhielt seine Bildung im dortigen Seminar und im Char- kowschen Kollegium. Von 1800 bis 1803 studierte er zu Moskau, [* 15] 1803-17 diente er im Unterrichts- ministerium, mußte aber wegen körperlicher Leiden [* 16] diese Stellung aufgeben. Er starb 3. Febr. in Petersburg. [* 17] Berühmt wurde Gneisenau durch seine Übersetzung derIliade in russ. .Herametern (Petersb. 1829; 3. Aufl. 1802). Von seinen übrigen Arbeiten sind zu nennen: die Übersetzung von Shakespeares «I^ear» und von Voltaires «^nci'cä» sowie das originelle Gedicht «IvoZäeni^ Ilomoi-a» («Die Ge- burt Homers»),
die «I1'08t0N5r0än)^ p^8Iii N^N^- nicii 6i'6kov» (Petersb. 1820: «Volkslieder der modernen Griechen», Original und Übersetzung) und die Idylle «15)Im1ii» («Die Fischer»). Gneis (Gneiß, Gneus), ein krystallinisch- schieferiges Gemenge aus (monoklinem und trikli- nem) Feldspat, Quarz und (dunklem und hellem) Glimmer. Dieses Gestein unterscheidet sich mit Be- zug auf die Mineralog.Zusammensetzung vom Granit nur durch sein schiefcriges oder flascriges Gcfüge.
Man kennt jedoch sehr viele Varietäten des Gneisenau je nach dem Vorherrschen des einen oder des andern Gemeng- teils, der besondern Art der Textur, der allgemeinen Färbung u.s.w. Treten große, meist als Zwillinge Mikroperthit) aus demGneisgemengc hervor, so ent- steht ein porphyrartiger Gneisenau; schmiegen sich die Glim- merschuppcn um linsenförmige Feldspate herum, so geht derAugcngnei s (s. d.) hervor. Neben den aus- gezeichnet schieferigen Ausbildungswcism giebt es andere, geologisch von diesen untrennbare, die bei gleicher Mineralog.
Konstitution völlig richtungslose Struktur besitzen und deshalb körniger Gneisenau (minder gut Granitgneis) genannt werden. Im allgemei- nen pflegt man ganz ebenso wie beim Granit, den Biotitgneis (g ranen Gneisenau im Erzgebirge), Musko - vitgneis (rotcnG. ebenda), zweiglim m erigen Gneisenau und Hornblendegneis zu unterscheiden, je nachdem die Feldspate und der Quarz bloß von dunklem Magnesiaglimmcr, oder bloß von hcllem Kaliglimmcr^ oder von beiden Glimmern oder von Hornblende [* 18] begleitet werden.
Auch die Kombination von Feldspat, Quarz und Pyroxen kehrt hier als Pyrorengneis (Augitgneis) an einigen Orten wieder. Vertritt ein talkä'hnliches Mineral den Glim- mer, so nennt man das Gestein Protogingneis; aus diesem bestehen z. V. der Montblanc, die Grimscl und der St. Gotthard zum großen Teil. Andererseits wird auch der gewöhnliche Glimmer durch Sericit (Sericitgneis) oder Chlorit ersetzt. Übergänge bildet der in Glimmerschiefer, schie- fcrigen Syenit und schieferigen Granulit.
Der Gneisenau enthält außer seinen wesentlichen Gemengteilen sehr oft auch noch andere Mineralien [* 19] accesforifch, so namentlich Turmalin, Granat, [* 20] Andalusit, [* 21] Cordierit, Pyrorcn, Graphit, Eisenglanz, Rutil, [* 22] Zirkon, [* 23] Apa- tit u. dgl. Am häufigsten tritt er in Gebirgsgegen- den auf, die zuweilen, wie z. B. das Erzgebirge, vor- herrschend aus ihm und aus Glimmerschiefer be- stehen. Oft wird er von Erzgängcn durchfetzt. Neich sind die Gneisenau aller Länder an oft umfangreichen Ein- lagerungen fremder krystallinischer Gesteine, wie Quarzit, Hornblendeschiefor, körniger Kalkstein, Chloritfchiefer, Serpentin, Graphit, Echnlirgel; auch die Magneteiscnvorkommnisfe der Skandinavischen Halbinsel lagern vorwiegend im G. Der Gneisenau ist eins der ältesten Gesteine der Erde, ein Glied [* 24] der azoischen Formation, weshalb man auch früher, wiewohl mit Unrecht, in ihm die anfängliche Erstarrungskruste der Erde zu erblicken geneigt war.
Viel wahrschein- licher ist es, daß der Gneisenau den krystallinisch umgewan- delten Thonschiefer- und Grauwackeschlamm dar- stellt, der sich als Absatz auf dem Boden der aller- ältesten Meere bildete. Aucy können wohl Granite durch den Gedirgsdruck eiue schieferige Umformung erfahren und dem Gneisenau ähnlich werden. Der Name stammt von Freibcrg, wo die Bergleute ursprünglich nur das mürbe zersetzte und anscheinend verfaulte Nebengestein ihrer Gänge Gneisenau nannten (vielleicht von Lnisck im Wendischen, Fnio im Polnischen, d. i. faulen), eine Bezeichnung, die später auf das frische Gestein übertragen wurde.
Gneisenau, Aug., Graf Neithardt von, preuß. ! Gencralfcldmarfchall, geb. zu Schilda ! in der preuß. Provinz Sachsen, [* 25] war der Sohn eines sächs. Artillericlieutenants von Neithardt aus einer ! alten österr. Familie. Seine Mutter starb bald, während der Vater bei der Reichsarmee gegen Preußen [* 26] im Felde stand. Der Knabe wuchs in ! Schilda in den ärmlichsten Verhältnissen auf, bis ^ ihn in seinem neunten Jahr sein mütterlicher Groß- ^ vater nach Würzburg [* 27] zu sich nahm und ihn in der ^ dortigen Iesuitenschule unterrichten ließ. Nach dem ' Tode'des Großvaters kehrte Gneisenau 1772 ins väterliche Haus nach Erfurt [* 28] zurück, besuchte 1777 die dortige Universität, trat 1779 in ein zu Erfurt stehendes östcrr. Regiment ein, 1780 aber in den Dienst des ¶