Zusammensetzung erscheint. Dazu gehört der rote Glaskopf, eine faserige Ausbildungsart des Eisenglanzes (s. d.
und Blutstein);
der braune Glaskopf, das
Eisenoxydhydrat H6Fe4O9, das auch in dem dichten
Brauneisenstein (s. d.) vorliegt,
nelkenbraun, an der Oberfläche meist etwas dunkler gefärbt;
diese beiden sind ausgezeichnet faserig;
der schwarze Glaskopf oder
Psilomelan, eisenschwarz bis bläulichschwarz, im Innern nicht faserig, sondern mit muscheligem bis
ebenem
Bruch, eine wasserhaltige Sauerstoffverbindung von
Mangan, namentlich wohl
Mangansuperoxyd, auch
Manganoxydul, ohne konstante
Zusammensetzung.
(Hierzu die
Tafeln: GlaskunstindustrieI und II.) Die nach künstlerischen
Gesichtspunkten betriebene
Herstellung von Glaswaren beruht auf dreierlei ästhetischen
Momenten, auf Form,
Farbe und Durchsichtigkeit.
Die beiden ersten teilt das
Glas
[* 2] mit andern Kunstzweigen, die letzte ist sein eigen. Die Durchsichtigkeit ist es auch, welche
der Form und der
Farbe ihre Besonderheit verleiht, daher sie bei jeder künstlerischen Bearbeitung zu beachten ist.
Die drei Zeitabschnitte, in denen die Glaskunstindustrie am höchsten stand, sind: das
Altertum, die Renaissance und die
neuere Zeit seit dem 17. Jahrh. Im höchsten
Altertum wurde schon
Glas von den Ägyptern gefertigt, deren Wandbilder bereits
Darstellungen der Bearbeitung mit Schmelzofen,
[* 3]
Pfeifen und Gebläse
[* 4] geben. Von
Ägypten
[* 5] ging die
Technik nach
Phönizien über,
dem fälschlich die Erfindung zugeschrieben wird, dann nach
Griechenland
[* 6] und
Italien,
[* 7] und erreichte ihre
höchste
Blüte
[* 8] in den ersten Jahrhunderten der röm. Kaiserzeit (s. Diatreta).
Die
Glasfabrikation
[* 9] der Renaissance hatte im 15. und 16. Jahrh. ihren bevorzugten Sitz in
Venedig
[* 10] mit den Fabrikstätten auf der
InselMurano, und als dieses venet.
Glas an Bedeutung sank, erhob
sich in dritter Epoche, etwa seit der Mitte des 17. Jahrh., die böhmische Glaskunstindustrie, der
die englische
bis in die neueste Zeit folgte. Erst seit der Mitte des 19. Jahrh. kann man eine vierte
Epoche datieren; doch ist dieselbe noch nicht abgeschlossen, und ihre Wesenheit besteht zum großen
Teil
in
Aufnahme und Weiterbildung der Besonderheiten der vorausgegangenen Epochen der Glaskunstindustrie. Den drei großen
genannten Epochen entsprechen auch drei nach
Technik und nach äußerer Erscheinung verschiedene
Arten von Glaswaren.
Allen dreien ist zwar die Bearbeitung durch Schmelzung, durch Herausblasen der Form und nachträgliche Behandlung mit
Eisen,
[* 11] mitSchleifen oder Gravieren gemeinsam, aber indem eine jede Epoche auf die eine oder andere
Technik
den
Nachdruck legt, sind die charakteristischen Unterschiede entstanden. So läßt sich
das antikeGlas als das musivisch zusammengeschmolzene
bezeichnen, das venetianische als das (vorzugsweise) geblasene, das moderne böhmisch-englische als das geschliffene. Was
sonst anderswo in andern
Ländern an Glasgegenständen hergestellt worden ist oder heute hergestellt wird,
das folgt der einen oder der andern
Richtung. Im Mittelalter wurde das
Glas für
Gefäße bis zum Emporblühen der venet. Fabriken
wenig oder gar nicht in künstlerischem
Geiste behandelt; dafür wurde im Norden
[* 12] die
Glasmalerei
[* 13] (s. d.) und im
Süden die
Glasmosaik (s. Mosaik) gepflegt.
Das antike Kunstglas (s. Taf. 1,
[* 14]
Fig.
[* 15] 2) wurde durch farbige Pasten
zu einer
Masse verschmolzen. Die
Technik ist keine andere, als wie sie heute
in antiker
Tradition die
Venetianer üben. Die Pasten
in Form von cylinderförmigen
Stäben werden aneinander geschmolzen, gedreht, durch
Blasen auseinander gebreitet,
oder es wird die Form aus der so bereiteten
Masse hohl herausgeschliffen. Die farbige Zeichnung, welche durch die ganze verschmolzene
Masse hindurchgeht und das hauptsächlichste künstlerische Motiv ausmacht, bildet
Zacken, Wellenornamente, geometr. Ornamente,
[* 16] Laubwerk, Ranken,
Blumen, selbst
Köpfe und Figürchen; die Form der
Gefäße schließt sich denen der antikenTerrakotten
[* 17] an, nur sind die Profile mehr gerundet, weniger scharf an den Kanten und weniger reich gegliedert.
Glaswaren dieser Art fertigten die Ägypter, dann die Griechen und
Römer.
[* 18] Doch hatten die antiken Glasgefäße daneben noch
mannigfache Eigenarten. Ungefärbte, verschieden geformte Schalen und Flaschen aus
Glas, zum
Teil mit vierseitig eingedrückter
Wandung, waren in der röm. Kaiserzeit vielfach im Gebrauch, wie die reiche
Sammlung des Nationalmuseums in Neapel
[* 19] lehrt. Einfarbig oder in mehrfach gefärbten Schichten übereinander
(Überfang) wurde
das
Glas zur Nachahmung von
Edelsteinen, namentlich von Kameen
[* 20] benutzt. Es wurden aber auch
Gefäße in der
Weise hergestellt,
daß eine auf dunkelnGrund aufgetragene weiße Glasschicht nach gewisser Zeichnung hinweggeschliffen
wurde, sodaß Ornamente,
Pflanzen,
[* 14]
Figuren im Relief stehen blieben.
Von dieser
Art ist die berühmte Portlandvase
[* 21] in
London,
[* 22] zu der sich ein Seitenstück (Glasgefäß mit weißem
Amoretten- und
Blätterwerk auf blauem
Grunde, 1837 in einem
Grabe bei
Pompeji
[* 23] gefunden) im Museum zu Neapel befindet. Auch
wurden aus dem
ÜberfangBuchstaben hohl herausgeschliffen, sodaß sie nur mit
Kopf und Fuß am
Grunde festsaßen. Eine besondere
Art, in den röm.
Katakomben gefunden, bilden Schalen von grünlichem
Glas mit christl.
Darstellungen, mit
Emblemen,
[* 14]
Figuren
und
Köpfen aus
Gold,
[* 24] die in die Glasmasse eingeschmolzen sind.
Alle diese und andere
Arten des antiken
Glases
haben die jetzigen venet. Fabrikanten auf der
InselMurano zugleich mit ihren eigenen Kunstweisen aus dem 15., 16. und 17. Jahrh.
wieder zu beleben versucht.
Die venet.
Glasfabrikation, offenbar auf antiker Grundlage beruhend, scheint aber erst mit der Renaissance ihren eigentümlichen
Kunststil gefunden zu haben. Das Wenige, was sich von venet.
Gläsern aus dem 15. Jahrh. erhalten hat,
zeigt eine noch ziemlich unbeholfene Form und
Technik. Es sind Trinkgefäße mit tonnenförmiger, eckiger Gestaltung auf hohem
Fuße (s. Taf. I,
[* 14]
Fig. 3), meist von grünem oder blauem
Glas und mit bunten, eingebrannten Emailfarben verziert.
Diese bemalten Glasgefäße, die Vorbilder der deutschen bemalten
Gläser des 16. und 17. Jahrh., sind
ihrerseits ohne Frage durch orient.
Gefäße des Mittelalters mit emaillierten
Farben angeregt worden (s. Taf. I,
[* 14]
Fig. 1).
In
Venedig verschwand aber diese Art des bemalten
Glases mit dem 16. Jahrh.; statt dessen wurde, demGeiste
der Renaissance entsprechend, der künstlerische Wert auf die äußerste Zierlichkeit und Schönheit der Form gelegt sowie
auf die größte Leichtigkeit und Dünnheit des meist farblosen Materials. Die Form, bloß durch Gebläse,
Eisen und Anschmelzung
hergestellt, ohne nachträglichen Schliff, erforderte von seiten des
Arbeiters eine geschickte
Hand
[* 25] und volles Verständnis
der Form, die noch heute auch in unsern
Augen den Reiz dieser Glasgefäße bildet.
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