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goten in Afrika [* 1] landete. Gellius verteidigte sich noch längere Zeit in einer Bergfeste gegen eine Abtei' lung Heruler, mußte sich aber aus Mangel an Lebensmitteln endlich ergeben und wurde im Mai 5)34 von Karthago [* 2] nach Konstantinopel [* 3] gebracht, dort in Belisars Triumphzug im Hippodrom mit aufgeführt und dann von Iustinian mit Landgütern in Galaticn ausgestattet. ^Lorrain. Gellöe (spr. schelleh), franz. Maler, s. Elaude Gellert, Christian Fürchtegott, Dichter, geb. in Hainichen im sächs. Erzgebirge, wo fein Vater Prediger war, kam 1729 auf die Fürsten- schule zu Vteihen, wo er sich insbesondere mit Gärtner und Nabencr befreundete, und 1734 auf die Univer- sität zu Leipzig, [* 4] wo er Theologie studierte. Er über- uahm 1739 die Erziehung zweier junger Edelleute in der Nähe Dresdens;
später bereitete er den Sohn seiner Schwester für die Universität vor, den er 1741 nach Leipzig begleitete.
Gottsched, dessen Vorlesungen er früher gehört und an dessen Übersetzung des Vayle- schen Wörterbuches er mitgearbeitet hatte, fing jetzt an, mehr und mehr in G.s Meinung zu sinken.
Des- balb zog sich Gellius aucb von Schwabe, in dessen «Be- lustigungen des Verstandes und Witzes» er Fabeln, Erzählungen, Lehrgedichte und ein ^chäferspiel wie auch verschiedene prosaische Abhandlungen geliefert hatte, zurück und beteiligte sich an der Herausgabe der «Bremer Beiträge» (s.d.).
Da er wegen seiner an- geborenenAngstlichkeit,wegenSchwäche des Gedächt- nisses und schwankender Gesundheit es aufgegeben hatte,Predigerzuwerden, trat er 1745 als akademischer Lehrer auf und las über die Theorie der schönen Wissenschaften, Poesie und Beredsamkeit und prak- tische Moral mit großem Beifall.
Auch praktische Stilübungen hielt er ab, zu deren Teilnehmern noch der junge Goethe gehörte.
Auf dringendes Ansuchen seiner Freunde und Gönner erbat und erhielt er 1751 eine außerord.
Professur der Phi- losophie.
Unbegrenzt war die Achtung, in der er bei den Studierenden stand, die schwärmerische Liebe und Verehrung, die man ihm in den weitesten Kreisen, besonders der bürgerlichen Gesellschaft entgegen- brachte;
zahllos sind die Anekdoten, die von seiner unerhörten Popularität zeigen.
Man hat ibn den «Hofmeister» Deutschlands [* 5] genannt, die angesehen- sten Personen beeiferten sich, ihn: ein sorgenfreies Leben zu verschaffen.
Während des siebenjährigen Krieges zumal fuchten ihn vornehme Fremde, auch die Prinzen Karl und Heinrick von Preußen, [* 6] auf Selbst Friedrich II. ließ ihn in Leipzig zu einer Unterredung rufen und äußerte sich sehr wohlwollend gegen ihn.
Durch einen dankbaren Schüler, den Grafen Moritz von Brühl, erbielt er seit 1760, ohne je seinen Wohlthäter entdecken zu töunen, eine jährliche Pension von 150 Thlrn., auck durch den Kurfürsten Friedrich Christian und dessen Nachfolger Friedrich August ansehnliche Geschenke und seit Mascovs Tode ein Gnadcngehalt von 450 Thlrn. Er starb zu Leipzig. Gellius liebte das Lob des Kenners und des Recht- schaffenen, aber mit jener Bescheidenheit, die vor einem jeden, auch dem wahren Lobe errötet.
Dabei zeigte sich niemand williger, die Gaben und Ver- dienste anderer anzuerkennen, als er.
Die außer- ordentliche Wertschätzung, die der schwache, kränkliche Mann bei seinen Zeitgenossen genoß, erllärt sich teils aus der wirtlichen Bereicherung, welche die eben neu auflebende deutsche Dichtung durch ihn erfuhr, j^m er poct.
Wahrheit in zierlich be- wegtem, höchst volkstümlichem, behaglich warmem Plauderton vortrug;
mehr noch aber durch den sitt- lichen Einfluß, den er, der Vertreter einer nicht eben mutvollen, aber doch gesunden und redlichen bürger- lichen Moral, auf ganz Deutschland [* 7] ausübte. So fand die geistige Annäherung des kath. Deutschland, wo man sogar seine Lieder in Kirchengesangbüchcr aufnahm, an das protestantische sehr wesentlich mit durch sein Verdienst statt. Am populärsten wurde er durch seine vielfach aufgelegten «Fabeln und Er- zählungen» (2 Tle., Lpz. 1746 u. 1748), die durch ihre freundliche Gutmütigkeit, leichtverständliche Moral und treuherzige Schalkhaftigkeit die Liebe des Volks und besonders der Jugend in seltenem Maße ge- wannen. Weniger glücklich war er auf den übrigen Gebieten, auf denen er sich dichterisch versuchte, obgleich er bei den Zeitgenossen auch damit Beifall erntete.
Seine dramat. Arbeiten, Schäfer- nnd Lustspiele erhoben sich nicht wesentlich über das Durchschnittsniveau.
Sein Roman, «Das Leben der sckwed. Gräfin von G^» (2 Bde., Lpz. 1746), unter dem Eindruck von Richardsons «Pamela» ge- schrieben, ist beachtenswert als erstes Symptom der Einfügung des Romans in das litterar.
Programm der Zeit, aber künstlerisch roh, dazu auf den bedenk- lichsten sittlichen Voraussetzungen beruhend, ^eine «Briefe», von den Zeitgenossen als unübertreffliche Muster angestaunt, sind jedenfalls auf die Entwick- lung des Prosastils nicht ohne Einfluß geblieben; er bekämpfte erfolgreich den gespreizten, schwülstigen Kanzleistil zu Gunsten der schlichten, natürlichen Rede.
Mit zunehmenden Jahren und zunehmender Hypochondrie verwandelte sich fürG. mehr und mebr das poet.
Ideal in ein ausschließlich moralisch-reli- giöses.
Seine «Geistlichen Oden und Lieder» (Lpz. 1757 u. ö.; neue Ausg., Berl. 1886) verdanken ihre fortdauernde Popularität ihrer glaubensstarken und trostreichen Frömmigkeit.
G.s «Sämtliche Schrif- ten» erschienen wiederholt im Druck (zuerst 10 Bde., Lpz. 1769-74; neueste Aufl., 10 Bde., Verl. 1867); ausgewählte «Dichtungen» gab heraus A.Schullerus lLpz. 1391),
die «Fabeln und Erzählungen, geist- lichen Oden und Lieder» K. Biedermann (ebd. 1871); die «Fabeln und geistlichen Dichtungen» F. Muncker (in Bd. 1 der «Bremer Beiträge», in Kürschners «Teutscher NationaUitteratur», Stuttg. 1889).
Gellius wurden 1865 Standbilder im Rosenthal bei Leipzig (von Knauer) und in seinem Geburtsorte Hainicken lnach dem Entwürfe Rietschels modelliert von W. Schenk) errichtet.
Kurz nach feinem Tode hatten ihm freunde und Verehrer ein solches in der Johannis- tirche zu Leipzig, neben der sich sein Grabmal be- findet, errichten lassen. -
Vgl. G.s Leben von I. A. Cramer (Lpz. 1774) und Döring (2 Bde., Greiz [* 8] 1833);
G.s Tagebuch aus dem I. 1761 (5 Aufl., Lpz. 1863);
G.s Briefwechsel mit Demoiselle Lucius scbd. 1823);
seine Briefe an Fräulein Erdm. von Schönfels (ebd. 1861).
Gellenstrom, Wasserstraße an der Westseite Rü- gens, zwischen der Landzunge Gellen der Insel Hiddensö'e im W. und Ummanz im O. Gellheim, Ort in der bayr. Pfalz, s. Göllheim. Gelllt, ein rauchschwachcs Pulver (s. Schieß- pulver, rauchschwaches), welches von Professor Emmens erfunden ist. Es besteht aus Papier, welches mit Emmensir (s. d.) durchtränkt ist. Gellius, Aulus, röm. Schriftsteller, geb. um 130 n. Chr., studierte zu Rom und [* 9] Athen [* 10] und betrat dann in Rom die richterliche Laufbahn, chnc sich ¶