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nismäßigen Nachschüssen verpflichtet. Zum Unter- schiede von der einfachen Versicherung gegen Prämie (Deutsches Handelsgesetzbuch Art. 271, Nr. 3) ist der Vertrag des Versicherungsnehmers mit einer Ver- sicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit, wennschon er unter Zahlung einer Prämie erfolgt, Beitritt zur Gesellschaft als Gesellschafter und deshalb kein Handelsgeschäft. Der Geschäftsbetrieb der Ver- sicherungsgesellschaften auf Gegenseitigkeit bedarf der polizeilichen Genehmigung wie der Betrieb an- derer Versicherungsgesellschaften.
Die durch das Statut geregelte Organisation der Gegensprechen [* 1] ist im allgemeinen derjenigen der Aktiengesell- schaften ähnlich. Die Gefchäftsführung hat regel- mäßig ein Vorstand (Direktor), unter dessen Voll- machtin den verschiedenen Bezirken Generalagenten oder Agenten die Versicherungsverträge id. h. die Aufnahme neuer Gesellschafter) abfchließen oder vor- bereiten. Ein Aufsichtsrat beaufsichtigt die Thätig- keit des Vorstandes, während die gesamten Mit- glieder die Generalversammlung bilden.
Bisweilen ist bei sehr ausgebreiteten Anstalten in richtiger Würdigung der thatsächlichen Unmöglichkeit, viele Tausende von Mitgliedern in einer Generalver- sammlung zu vereinigen, von einer solchen abgeseben (so z. B. in den Verfassungen der genannten Gotbaer Anstalt), wo dann in anderer Weise, durch Schaf- fung eines engern Wahlkörpers für die Vertretung der Interessen der Gesamtheit der Versicherten ge- sorgt sein muß. Gegensprechen mit kleinerm (besonders geogra- phisch begrenztem) Wirkungskreise baben eine ein- fachere Organisation: auch fehlen ihnen die Kor- porationsrechte, welche die gröftern meist erhalten.
Doch wird das Recht der Gegensprechen, im Prozeß durch ibren Vorstand als Partei aufzutreten, in Deutschland [* 2] kaum noch beanstandet, wenn anch die Gegensprechen Korpora- tionsrechte nicht haben. Sehr mit Unrecht hat die deutsche Gesetzgebung bisher unterlassen, die recht- liche Stellung der Gegensprechen und ihre Organisation gesetzlick zu regeln. Denn keine der gesetzlich normierten Gesell- schaftsformen paßt auf dieses eigenartige Institut. Das Princip der Gegenseitigkeit hat auch im Kreditwesen zunächst bei den Landschaften (s. d.) Anwendung gefunden, insofern der Gesamtpfand- briefschuld der Genossenschaft der Gesamtwert der bei ihr bestellten Hypotheken als Haftung gegen- übergestellt wurde, sodann bei den durch Schulze- Delitzsch [* 3] ins Leben gerufenen Vorschuß- und Kredit- vereinen (s. d.) und den Raiffeisenschen Spar- und Darlehnskassenvereinen (s. Darlehnskassenvereine) mit Solidarhaft der Mitglieder für die Schulden der Genossenschaft. In großartigstem Maßstabe ist neuerdings die Gegenseitigkeit in der deutschen Un- fallversicherungsgesetzgebung durch die Bildung von Berufsgcnossenschaften (s. d.) eingeführt worden, in- dem letztere für alle innerbald der betreffenden Ge- nossenschaft vorkommenden Arbeiterunfälle solida- risch aufzukommen haben. (Vgl. Ii6nä1x Koeik- Gegenfiegel, s. Siegel. « ftieg.) Gegensonne, s. Halo. Gegenspalier, s. Spalier. Gegenfprechen,telegraphisch es (Dupler- telegrap hie), diejenige Art der Doppeltelegraphie (s. d.), bei welcher zwei Telegramme zugleich in entgegengesetzter Richtung auf derfelben Leitung befördert werden. Die Vorschläge zur Herstellung von Gegensprechern sind sehr zahlreich und die Gesichtspunkte, von denen man dabei ausgegangen ist, sind sebr verschieden. Bei dem Differential- Gegensprecher z. B. erhält der Elektromagnet des eigenen Empfängers jedes Amtes eine doppelte Wicklung, und es wird der abgesendete Strom in zwei entgegengesetzt wirkenden Zweigen durch die beiden Windungen geführt, damit er in diesem wirkungslos bleibt. Bei seinem Brücken-Gegen- sprecher schaltete Karl Maron 1863 in jedem Amte den Elektromagnet von dessen eigenem Em- pfänger in die Diagonale einer Wheatstoneschen Brücke [* 4] (s. d.) und glich die Widerstünde so aus, daß in dieser Diagonale die Stärke [* 5] des fortgehen- den Stroms gleich Null sein mußte. Nicht selten ver- wendet man beim Gegensprechen verschiedenartige Telegraphen- apparate, namentlich Telephone neben andern Tele- graphen (s. Doppeltelegraphie). Hiermag nur der bei den engl. Staatstelegraphen auf Luftleitungen be- nutzte Gegensprecher -^ _, mit dauernden Wech- ^ '» /^ selströmen kurz er- läutert werden (s. Doppelgegen- sprechen).
In dem s Amte I(s. beistehende [* 1] Figur) sind nötig:! eine Batterie Ii, ein polarisiertes Relais ki (s. Elektrische [* 6] Te- legraphen, Bd. 5, T.1013d), einTaster ^ und ein künstlicher Widerstands;
im Amte II die gleichen Teile V.,, N.2,^2 und V^. In 'I, und 1^2 (s- auch Telegraphenschaltungen) sind gewöhnlick 1 mit 2, 4 mit 3 verbunden, beim Nieder- drücken des Tasters dagegen kommt 1 mit 3,4 mit 2 in Verbindung.
DiesüdmagnetischenZungen8iUnd 82 der Relais Ri und Il.2 spielen zwischen den Rollen [* 7] Ni und V;, U2 und v2 der Relais und ihren Kontakt- schrauben 3^1 und i'i, a. 2 und i'2- Li und L.2 sind gleich stark und gleichsinnig geschaltet, in II liegt daher der positive Pol über 2 und 1 an Linie 1^, der negative Pol über 3 und 4 an Erde N. In der Ruhelage bei- der Taster 1^ und ^ ist die Leitung 1^ sowie die Re- laisschenkel Vi und V2 von einem Strome von der Stärke 2 durchlaufen, welcher in v^ Süd-, in v. 2 Nordmagnetismus erzeugt. In U; herrscht eben- falls Südmagnetismus, durch einen durch ^ lau- fenden Zweigstrom der Batterie Li von der Stärke 1 hervorgerufen, in U2 ebenso starker, von L2 erregter Nordmagnetismus.
Die südmagnetischenZungen «i und 82 der Relais K^ und 1^ liegen daher an ihren Ruhekontakten i^ und 12, und beide Empfänger schweigen. ^1 und ^2 gleichen dem Widerstände der Leitung 1^. Drückt nun I allein den Tasters nieder, so treten die Punkte 1 mit 3, 2 mit 4 in Verbin- dung. I hat nun gleichfalls den positiven Pol an Linie 1^', letztere sowie die Schenkel v, und v^ sind daher stromfrei. Die südmagnetische Zunge 82 in 1l wird nun nicht mehr durch den in der Ruhelage vorherrschenden Nordmagnetismus in V2 gegen 1.2 gehalten, sondern giebt der Anziehung des auck jetzt noch in U2 erregten Nordmagnetismus nack und legt sich gegen ^2- In I kehrt sich im Schenkel Ni die Stromrichtung um, und 8^ bleibt an 1^ liegen, da jetzt V; stromlos ist und ^ nicht mehr abstoßen kann, während in 1^ Nordmagnetismus Hervor- gerufen wird und anziehend auf 8^ wirkt. Llhnlich gestaltet sich der Vorgang, wenn II allein sendet und I empfängt. ¶