bedient man sich hierzu des sog. Eihautstiches, durch welchen die Eihäute eröffnet werden, das Fruchtwasser abfließt, und
infolge der Ablösung der Eihäute von der Gebärmutter schließlich Wehen eintreten, oder der kunstgemäßen Ausdehnung des Muttermundes
durch mechanisch wirkende Mittel, oder endlich der Einführung eines elastischen Katheters in die Gebärmutterhöhle. Immer
ist bei der Einleitung der künstlichen Frühgeburt die größte Vorsicht, Sachkenntnis und Schonung
erforderlich, da gewaltsame und rohe Manipulationen leicht die schwersten Nachteile für Mutter und Kind zur Folge haben. Über die
widerrechtlich herbeigeführte Frühgeburt s. Abtreibung der Leibesfrucht.
(Frühjahr, Lenz), die Jahreszeit, die den Übergang vom Winter zum Sommer bildet und
während welcher infolge der anhaltend wärmern Witterung die Vegetation erwacht; in der Astronomie diejenige Zeit des Jahres,
in der sich die Sonne vom Äquator entfernt und zugleich die Tage zunehmen. Der astronomische Frühling beginnt mit der Tag- und Nachtgleiche
(s. Äquinoktium), nach der die Tage zunehmen, und dauert bis zur nächsten Sonnenwende (s. d.), wenn die
Sonne um Mittag ihren höchsten Stand am Himmel und der Tag die längste Dauer erreicht hat. Auf der nördl. Halbkugel beginnt
er daher um den 21. März und dauert bis zum 31. Juni; auf der südlichen währt er vom 23. Sept. bis 21. Dez. Auf der
nördl. Halbkugel ist seine Dauer sonach 3 Tage länger als auf der südlichen. (S. auch Jahreszeiten.)
Der meteorologische Frühling ist von dem astronomischen Frühling, den die Kalender angeben, hinsichtlich des Eintritts sehr verschieden;
in Mitteleuropa setzt man den Anfang des erstern gewöhnlich auf den 1. März und läßt die drei Monate März,
April, Mai als Frühlingsmonate gelten.
die vielfach zur Frühlingszeit übliche Anwendung gewisser Heilmittel (Blutreinigungsmittel), durch
welche nach dem Volksglauben die während des Winters entstandenen Blutstockungen beseitigt und dadurch mancherlei Krankheiten
schon während ihrer Entwicklung unterdrückt werden sollen. Man benutzt hierzu den frisch ausgepreßten
Saft verschiedener Pflanzen, die sich durch ihren Gehalt an Kali- und Natronsalzen sowie an Bitterstoffen auszeichnen, wie Herba
Taraxaci, Millefolii, Cichorei, Chelidonii, Saponariae, Trifolii, Cardui, Petroselini u. a.,
die entweder für sich allein oder miteinander vermengt des Morgens nüchtern mit Milch oder Fleischbrühe
genossen werden, wobei für hinreichende Bewegung im Freien und gehörige Regulierung der Diät zu sorgen ist. Die Menge des
täglich verwendeten Saftes beträgt im Durchschnitt 50 bis 150 g. Am häufigsten wurden früher
derartige Kräuterkuren gegen Stockungen im Pfortadersystem, Anschwellungen und Verhärtungen der Leber und chronische Stuhlverstopfung
verordnet; gegenwärtig sind sie durch den erleichterten Versand der verschiedenen Mineralwässer mehr und mehr in Abnahme
gekommen. -
Vgl. Lersch, Die Kur mit Obst und Kräutersäften (in «Saisonkuren», Heft
2, Bonn 1869).
derjenige der
beiden Schnittpunkte des Himmelsäquators und der Ekliptik, in dem
die Sonne am Anfange des Frühlings (um den 21. März) steht. Da er der Anfangspunkt des Zeichens des Widders ist, heißt er auch
der Widderpunkt. (S. Äquinoktium.)
der am Anfange jeder neuen Vegetationsperiode auftretende reichliche Saftstrom in den ausdauernden
Pflanzen. An manchen Bäumen, wie an der Birke, am Ahorn, kann man ziemlich bedeutende Mengen dieses Frühlingssaft dadurch
erhalten, daß man die Bäume anbohrt und so die Flüssigkeit ausfließen läßt; diese ist schwach zuckerhaltig und kann
als Getränk genossen werden. Auch das Bluten oder Thränen des Weinstocks besteht darin, daß im Frühjahr beim
Beschneiden der Reben infolge des lebhaften Saftstroms reichliche Mengen von Flüssigkeit aus den Schnittflächen hervortreten.
die vorzeitige Entwicklung des Kindes, kann sowohl den Körper wie den Geist betreffen, ist aber immer ein
krankhafter Zustand, der sich in vieler Beziehung mit demjenigen frühreifer Pflanzen (Treibhauspflanzen)
vergleichen läßt. Wiederholt sind solche frühreife Kinder beobachtet worden, die infolge regelwidriger Energie des Wachstums
(sog. Riesenwuchs) bereits im siebenten Lebensjahre Größe, Umfang und Stärke eines ausgewachsenen Menschen erreichten und
auch im übrigen alle Symptome der Mannbarkeit darboten; freilich sterben die meisten in einem verhältnismäßig sehr frühen
Alter und lassen zudem eine mehr oder minder auffallende Verkümmerung der geistigen Fähigkeiten erkennen.
Umgekehrt ist aber auch wiederholt bei anscheinend naturgemäßer Entwicklung des Körpers eine ganz wunderbare Frühreife des Geistes
beobachtet worden (sog. Wunderkinder). Die beiden bekanntesten Beispiele vorzeitiger geistiger Entwicklung sind das sog. Lübecker
Wunderkind, Chr. H. Heineken, geb. welches schon im 15. Monate mit der Weltgeschichte bekannt
gemacht wurde, mit vollendetem 3. Lebensjahre in der dän. Geschichte genau Bescheid wußte und lateinisch lesen lernte, aber
schon im 5. Lebensjahre starb, und das fränk. Wunderkind, Namens Bavatiers, geb. zu Schwabach in Franken, welches
im 3. Jahre lesen, im 5. Jahre fertig drei Sprachen sprechen, im 8. Jahre die Bibel in der Ursprache verstehen konnte, sich
sodann der Mathematik und Rechtswissenschaft widmete, dann aber sehr bald ein greisenhaftes Ansehen darbot und schon im 20. Lebensjahre
starb. Auch in der neuern Zeit sind wiederholt derartige Wunderkinder, namentlich als frühreife Rechenkünstler,
öffentlich aufgetreten, ohne daß ihre weitere Entwicklung den gehegten Erwartungen entsprochen hätte.
Wodurch eine solche Frühreife bedingt wird, ist vollkommen unbekannt. Geistig frühreife Kinder verfallen auch gewöhnlich einem frühzeitigen
Tode, woraus sich für die Eltern derselben die dringende Pflicht ergiebt, eine solche vorzeitige geistige Entwicklung
nicht, wie das so häufig aus Eitelkeit und Spekulation geschieht, auf jede Weise zu begünstigen, sondern im Gegenteil durch
eine angemessene Anregung der körperlichen Funktionen soviel als möglich hintanzuhalten.