und der Münsterberg-Glatzer Fürstentumslandschaft, welche die Kreise Glatz, Münsterberg, Frankenstein, Habelschwerdt und Neurode umfaßt,
ist gut gebaut und mit Mauern umgeben und hat (1890) 8140 E., darunter 1895 Evangelische und 135 Israeliten, Post erster Klasse,
Telegraph, evang. und kath. Pfarrkirche, Kloster der Barmherzigen Brüder, kath. Progymnasium, höhere Mädchenschule, Diakonissenanstalt,
kath. Waisenhaus, Filiale des Schlesischen Bankvereins; Wagenfabriken, Tischlereien sowie Strohflechtereien
und treibt außerdem bedeutenden Getreidehandel. 1858 fast gänzlich niedergebrannt, hat Frankenstein durch Neubauten
gewonnen.
1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Pfalz, hat 286,43 qkm, (1890) 52309 (25627
männl., 26682 weibl.) E. in 44 Gemeinden mit 110 Ortschaften, darunter 2 Städte. – 2) Bezirksstadt
im Bezirksamt Frankenthal des bayr. Reg.-Bez. Pfalz, an der
Isenach, 6 km vom Rhein entfernt und durch einen schiffbaren Kanal mit demselben verbunden, an den Linien Worms-Ludwigshafen,
Freinsheim-Frankenthal (13,4 km) und der Nebenlinie Ludwigshafen-Großkarlbach der Pfälz. Eisenbahnen, ist Sitz des Bezirksamtes, eines
Landgerichts (Oberlandesgericht Zweibrücken) mit Kammer für Handelssachen und 6 Amtsgerichten (Dürkheim,
Frankenthal, Grünstadt, Ludwigshafen a. Rh., Neustadt a. d. Hardt, Speier), eines Amtsgerichts, Rent-, Nebenzoll-, Aichamtes, einer Reichsbankstelle,
eines Bezirksgremiums für Handel und Gewerbe und hat (1890) 13008 meist kath. E., Postexpedition, Telegraph, 5 Kirchen, Kloster
der Barmherzigen Schwestern, Ruinen einer roman. Klosterkirche, 2 monumentale Thore, kunstvolles Kriegerdenkmal;
Lateinschule, Privatrealschule, höhere Mädchen- (Karolinen-)Schule, Altertumsmuseum; Elisabethhospital, Kreis-Kranken- und
Pflegeanstalt für den Reg.-Bez. Pfalz, Kreis-Taubstummenanstalt; Fabrikation von Maschinen, Schnellpressen, Dampfkesseln,
Armaturen, Fässern, Holzwaren, Puppen, Schulbänken, Stöpseln, Seife, Cichorien und Rübenzucker, Eisengießereien, Glockengießereien
(Kölner Kaiserglocke von Meister Hamm), Bierbrauereien, Mälzereien sowie bedeutende Landwirtschaft (Kartoffel-, Cichorien-
und Rübenbau) und Weinbau. – Frankenthal wird als Flecken schon im 8. Jahrh.
erwähnt; das reiche, 1119 gegründete Augustiner-Chorherrenkloster mit Pfeilerbasilika wurde 1562 aufgehoben.
Durch die Ansiedelung von Calvinisten (Holländer, Wallonen, Franzosen, Deutsche) blühte die Industrie sehr auf. Die Festung,
1608–18 im ital. Bastionssystem angelegt, 1621 von Cordoba, 1622 von Tilly, 1644 von Herzog Enghien und 1646 von
Turenne vergeblich belagert, 1623–32 und 1635–52 durch Vertrag in den Händen der Spanier, ward 1688–89 von den Franzosen
geschleift, die Stadt verbrannt. Wieder aufgebaut, erlebte sie als kurpfälz. Hauptstadt unter Kurfürst Karl Theodor ihre zweite
Blüteperiode. (Bedeutendes leistete die seit 1761 kurfürstl. Frankenthaler Porzellanfabrik.) 1792–95 fanden bei Frankenthal Kämpfe
der Franzosen mit Preußen und Österreichern statt. 1796–1816 war es französisch. Seit 1870 blüht die Stadt rasch empor.
–
Vgl. Wille, Stadt und Festung Frankenthal während des Dreißigjährigen Krieges (Heidelb. 1877).
der Westschenkel des Hercynischen Waldsystems,
die Fortsetzung des Fichtelgebirges
links der Saale, oft als Teil desselben oder auch des Thüringerwaldes angesehen.
Der Frankenwald gilt als Typus einer deutschen Grauwackenformation
und bildet eine wellenförmige, stark bewaldete Landschaft von 40 bis 50 km Breite mit einer mittlern Höhe von 600 m. Der
Döbraberg erreicht 794 m. Daneben sind wichtig der Culm bei Lichtenberg (737
m) und der Wetzstein bei Lehesten (785 m).
die im Mainthal mit seinen Seitenästen, von Hanau bis nach Staffelstein oberhalb Bamberg, gebauten Weine.
Das Gebiet erstreckt sich also nicht bloß auf die drei fränk. Kreise Bayerns, sondern auch auf Baden (speciell
an der Tauber), Württemberg und Hessen. Der Weinbau beginnt in Ziegelanger, Schmachtenberg oberhalb Zeil, zieht sich längs
des Mainflusses nach Schweinfurt, Volkach, Dettelbach, Kitzingen (seitwärts am Steigerwald, Rödelsee und Iphofen), Ochsenfurt,
Würzburg bis Aschaffenburg in einer Länge von fast 400 km hin und tritt unterhalb Aschaffenburg an dem Ausgange
des Spessarts in Hörstein, Wasserlos zurück.
Auch an den Nebenflüssen des Mains, der Tauber, Wern und Saale (Schloß Saaleck liefert den hochgeschätzten Saalecker) wird
der Weinbau in günstigen Berglagen betrieben. Bis unterhalb Würzburg tritt Muschelkalkformation und in ihrer Begleitung Thon
und Kalk mit Mergel auf. Bei Karlstadt wird der Untergrund Buntsandstein (der sog. Röth), das Aufliegende
Muschelkalk und Mergel, am Ausgange des Spessarts ist Buntsandstein mit Gneis und Glimmer vermischt. Vorherrschend werden weiße
Trauben gebaut und zwar meist gemischt Sylvaner, Elben, Gutedel, Trollinger, Traminer, Ruländer, Riesling und Muskateller. Die
bessern Lagen des Hofkellers, des reichen Juliusspitals, sowie des Bürgerspitals zum Heiligen Geist, in
neuerer Zeit auch die bessern Weinberge von Privaten bauen reinen Satz von Riesling, Traminer, Sylvaner, Ruländer. Bei Miltenberg
und Klingenberg a. M. findet sich Rotweinbau und zwar Frühburgunder mit Blauburgunder, ebenso
in den königl. Weinbergen Hörsteins.
Die Frankenweine sind kräftig, voll, reich an Körper, zeichnen sich durch Feuer und eigentümliches Aroma aus,
stehen aber den am Rhein wachsenden Reben im allgemeinen nach. Dem Weinbau und der Weingewinnung wird in neuerer Zeit erhöhte
Aufmerksamkeit geschenkt; insbesondere sucht der unterfränk. Weinbauverein durch Belehrung und Prämiierung zur Vornahme
von reinem Rebsatz, Auslesen u. s. w. aufzumuntern. Die hervorragendsten Marken sind: der Leisten (Eigentum
des Staates und einiger Privaten, am südl. Abhange der Festung von Würzburg etwa 25 ha) und der Stein (Staatseigentum sowie
Eigentum des Bürgerspitals und einiger Privaten, südwestl. Abdachung des am rechten Mainufer liegenden Steinbergs).
Bedeutende Lagen sind Spielberg, Harfe, Neuberg, Teufelskeller, sämtlich bei Würzburg, Saalecker auf dem Schloßberge Saaleck
(Eigentum des Privatmanns Vornberger), Peterstirn bei Schweinfurt (Eigentum des Privatmanns Sattler),
Kallmuth mit höchst eigentümlichem Aroma bei Homburg (im Bezirksamt Marktheidenfeld, Eigentum des Fürsten Löwenstein), ferner
Katzenkopf bei Sommerach, Escherndorfer mit an den Rheinwein erinnerndem Aroma, Hörsteiner vom