forlaufend
Franken-769
jura nach SW. ziehen. Es ist zugleich eine Haupt- wasserscheide; hier finden sich die Anfänge von vier Thalsenknngen, die ihre Wasser nach vier Himmels- gegenden den drei größten Strömen Deutschlands, [* 1] Rhein, Donau und Elbe znfuhren. Drei dieser Flüsse [* 2] entspringen ans dem Bergstock des Schuee- derges: die Eger, [* 3] der weiße Main, der dnrch den Rhein, wie die Eger dnrch die Elbe der Nordsee sein Wasser zuführt, und die zur Donau eilende Naab, welche sonach dem Schwarzen Meere tributär ist;
der vierte Fluß, die Thüringer Saale, entspringt nur 7 1 weiter nördlich. Im NW. von dem Frankenwalde, im NO. von der Hochfläche des Vogtlandes begrenzt, nach SW. steil zum Hügel- lande Oderfranrens abfallend und im SO. durch dieNaab^Wondrebebene vom Vöhmerwald getrennt, stellt sich das Gebirge als plateauarnge Massen- erhebung dar, die etwa 990 ci1 bedeckt und weit mehr das Ansehen eines Berges als eines Gebirges hat, weshalb es von den Anwohnern auch nur Fichtelberg genannt wird.
Indessen lassen sieb drei Teile unterscheiden, eine Centralgruppe und zwei äußere Bergketten. Die erstere, der innere Kern, aus Granit, Gneis und Glimmerfchiefer be- stehend, erreicht ihre größte Höhe im granitischcn Schneeberge (1051 m) und in dem südlichern Ochfcnkopf (1023 m). Zu dieser Gruppe gehören ftrner: der Nusihardt (972 m), Farnleite (970 m), Platte (820 m), Totenkopf, Hohe Mütze (831 m) und die Koffein (912 m). Sie fällt in steilen Ab- sätzen gegen W. und S. zur Bayreuther Bergfläche, weniger steil nach O. gegen Weißenstadt und Wnn- siedet ab. An sie schließt sich im N. die Waldstciner Bergkette mit dem Großen Waldftcin (878 m), dem Epprechtstein (817 m), Kornbcrg (830 m), ^Selber- sorste und Hengstberg (668 m); auf der Südseite die Weißensteiner Höhenreihe mit dein Steinwald (940 m), Plößberg (618 m), dem Reichs- und dem Kohlwald an, die in: S. rasch zur Oberpfalz abfällt; beide enden an der böhm. Grenze.
Zwischen diesen Ketten breitet sich eine wellenförmige Fläche, die innere Vergebene (etwa 550 m) des Fichtenharz aus. Zwi- schen dem Schneeberg und dein Ochsenkopf ist die tiefe Schlucht der ^eelohe, welche den Fichtelfee enthält, ein 779 m hoch gelegenes Torfmoor, aus welchem Main und Fichtclnaab Waffer empfangen. Aus den flachen Hochebenen im S. und SW. er- heben sich viele einzeln stehende Basallkegcl. Die Gipfel bilden dagegen runde Kuppen, teils mit mächtigen Felstrümmern überschüttet, teils stark mit Fichten und andern: Nadelholz bewaldet, ost aber auch bis auf ihre Spitzen angebaut.
Das ganze Gebirgsland ist stark bewohnt, etwa 80 E. auf 1 hkm. In dem höhern Teile, mil rauhem Gebirgsklima, viel Nebel, Schnee [* 4] und Reif, gedeihen nnr spärlich Hafer, [* 5] Kartoffeln, Flachs und Iutterkräuter; dagegen giebt es Hol; im Über- fluß, ebcnfo Heidel-, Preisiel- und Wacholder- beeren, welche in großer Menge ausgeführt wer- den, sowie Eisen, [* 6] Vitriol, Schwefel, Kupfer, [* 7] Blei [* 8] und viele Arten von Marmor, in einigen Gewässern Perlmuscheln, namentlich im Weißen Main und einigen Seitenbächen der Saale.
Der früber fehr lebhaste Betrieb der Eisencrzgrnben und Hütten- werke, insbesondere der mit Holzkohle arbeitenden Hochöfen ist sehr zurückgegangen, dagegen beschäf- tigen Spinnerei und Weberei, [* 9] Knopf-, Glas- und Porzellanfabrikation (besonders in Selb) sowie ^teinschleiferei eine große Ali^abl Menschen. Sehr entwickelt ist die Baumwollindustrie zumal am Rande des Gebirges (Hof, [* 10] Bayreuth). [* 11] Berühmt sind die Granite, die vortreffliche Politur gestatten und zu Prachtbauten weithin verfendet werden. Holz- und Vretterhandel ist lebhaft, auch die Hol,;- schleifcrei gewinnt an Bedeutung. - An großen Straßen sübren unter andern über das Fichtenharz die von Hof über Wnnsiedel nach Amberg [* 12] und die von Eger über Weißenstadt nach Vayreuth. Auf der Nord- westfeite wird es von der Bayr. Staatsbahn (Hof- Kulmbach) überschritten; im W., S. und SO. um- ziehen es Linien, die von Bayreuth nach Egcr führen. Quer hindurch von N. nach S. führt die Bahn von Schwarzenbach nach Nedwitz. Interessante Pnnkte sind Alerandersbad (s. d.) bei Wnnsiedel, Berncck (s. d.) und das Sandsteinlabyrinth der Luisenburg. -
Vgl. Münnich, Das Fichtenharz (Dresd. 1859);
Maycn- berg und Müller, Kleiner Wegweiser dnrch das Fichtenharz und den Frankenwald (3. Aufl., Hof 1890);
Das Fichtenharz, die Fränkifche und Nürnberger Schweiz [* 13] (10. Aufl., in «Griebens Reifebibliothek», Verl. 1892);
Eisen- dach, Der Führer im F. (6. Aufl., Wunsiedel 1890); Schmidt, Führer durch das Fichtenharz (ebd. 1891);
Zapj, Der Sagenkreis des Fichtenharz (Münchberg 1874);
derf., Iichtelgebirgsalbum.
Natur-,Kultur- und Geschichts- bilder (Hof 1892); Gümbel, Gcognost. Beschreibung des Fichtenharz (mit Atlas, [* 14] Gotha [* 15] 1879)'; Pfeiffer, Speeial- tarte des Fichtenharz 1: 50000 (6. Aufl., Wnnsiedel 1891).
Fichtelgebirgsbahn, bayr. Staatseisenbalm, von Nürnberg [* 16] nach Obcrkotzan mit Zweigbabnen (201,9 1 1877-79 eröffnet). Fichtelsee, fichtenharz Fichtelgebirae. FichtcnbastkäferstIvta8to8cuuicnlHri87^ioc//^, ein den Fichten schädlicher häufiger Bastkäfer (fichtenharz d. und Forstinsekten), von schwarzer, seltener bräun- licher Färbung, mit dicht punktiertem, säst so breitem als langem Halsschild, 4-1,5 mm lang. Fichtenborkenkäfer, s. Forstinsckten. Fichteneule, Förleule oder Kieferneule li'racn^ pinipcn-^ ^'.^.; s. Tafel: Schädliche Forstinsetten 11, [* 17] Fig. 3, beim Artikel Forftinfek- len), ein zu den Eulen [* 18] (s. d.) gehöriger Schmetter- ling (30^35 mm) mit gelbrot und grauen Ober- flügeln, deren zwei mittlere weiß und roten, nach unten zusammenlaufenden Qucrbinden dnrch eine weiße Linie verbunden werden und große weißeFlecke daben.
Die grüne mit drei weiften oder gelben Rückcnstreifen und einem orange Seitenstreisen ge- zierte Ranpe (Fichten- oder Kiefernraupe) ist ein gefurchtster Nadelholzverwüster. Sie bohrt sich ganz in die Maitriebe der Kiefern und Fichten ein und frißt später die alten Nadeln [* 19] vollständig ab. Zur Vertilgung der unter Moos überwinternden dlinkelbrauneli Puppen hat man nlit Erfolg Schweine [* 20] in die befallenen Forsten eingetrieben. Fichtenglucke, s. Kiefernfpinner.
Fichtenharz, Sammelname für Harze vcr- schicdencr Nadelhölzer. [* 21] Die westfranz. Seestrands- til.'fer, ?inu3 i)ing. 8tei' Foi)., liefert, wenn das aus ibrem Stamm ausfließende balfamifche Harz durch Verdunsten des ätherifchen Ols eintrocknet, eine gelbliche, in der Hand [* 22] knetbare, nach Ter- pentin riechende Maffe, das Galipot des Han- dels (1x.ekinH pini (Galipot, iliuL). Wird der aus der Seestrandskiefer aussließende Terpentin frifch der Destillation [* 23] unterworfen, so bleibt ein Rück- stand von Fichtenharz, welches spröder als Galipot ist, gelb bis bräunlich aussieht, undurchsichtig infolge seines Gehalts an Wasser und ätherischem Dl ist und 19 ¶