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bis er bei Telek an einer Stelle, welche Gleikasch oder Hirschensprung heißt, auf 20 in eingeengt ist. Ganz nahe bei Telek im N. liegen die Quellen des Tigris (Dioschleh oder Schatt). Von Telek wendet er sich nach S., später nach SSW. und WSW., macht zwischen den Orten Gergcr und Samsat (Sa- mosata) seine letzten Wasserstürze, noch immer zwi- schen steilen, rötlichen Sandsteinwändcn von 100 bis 130 m Höhe. Die Länge des Stroms von Keban-Maden bis hierher ist 185 km und von hier an wird er auf 190 km schiffbar.
Mit dem Eintritt in die große syr. Ebene be- ginnt der zweite Teil des Stromlaufs, welcher bis Hit reicht. Bei Rum-Kale wendet er sich nach S.; hier und bei der gegenüber Vircdschik gelegenen frequentiertesten Furt in ganz Syrien nähert sich der Euphratbahn dem Mittelmeere bis auf 215 km. Die künstlich bewässerten Ufer bestehen aus Gips, [* 1] Sand- stein und Konglomeraten; dahinter ist die offene Wüste im Frühjahr mit üppigem Grün bedeckt. 52 km unterhalb Viredschik folgt nach Aufnahme des rechts von Aintab kommenden Sadschur (San- gar der Assyrer) der Kalaat en-Neoschm und 74 km weiter Valis.
Der Strom windet sich nun 60 km weit, eine östl. Richtung annehmend, bis Ratta (das antike ^ikepnorium) durch ein schönes, weioc- reiches Land. Oberhalb Ratta, bei Phunsah (^Kap- 8HCU8), stehen Reste einer alten Brücke; [* 2] hier hat der Euphratbahn 225 in Breite [* 3] und seine Ufer sind mit Tama- riskengesträuch bedeckt. Bei Halebi-Dschelebi (Zaba und Zala der Araber) verengen die öden, aber nicht hohen Abuschirberge den Stromlauf. Ober- halb von Deir erscheinen die ersten Gruppen von Dattelpalmen, von Limonen- und Orangenbäumen; dort spaltet sich der Strom und umstießt flache In- seln.
Der Euphratbahn strömt weiter zwischen hohen Hügeln in einem steinigen Bette und hat hier im Sommer nur 1,45 in Tiefe. 45 kni unterhalb Deir mündet bei Abu-Serai (0irc68inm) von links der Chabur; 110 kin weiter, bei Werdi, wird der Lauf östlich und hat 360 in Breite und 5,5 in Tiefe. In Krüm- mungen fließt der Euphratbahn 150 Kni weiter bis Anah (rechts) und Nawa (links), 26 Inseln umschließend; bei der letzten durchsetzt ihn ein Felsenriff, welches das Haupthindernis in seinem Bette bis Basra bil- det. 1200 km vom Eintritt in die Ebene und 890 km von der Mündung liegt Hit.
Der Euphratbahn ergießt hier in jeder Sekunde 2065 edm Wasser. Von da nehmen die Hügel an Höhe ab; nur etwas oberhalb Hilleh ist noch ein felsiger Strich, fönst findet sich bis zum Meere hin nicht ein Stein. Der Strom wird bei Hit tiefer und wilder und ähnelt der bulgar. Donau. Gegen Ende März beginnt mit der Regenzeit das Steigen des Stroms, der zwischen dem 21. und 28. Mai seine größte Höbe erreicht. Während die- ser ganzen Zeit sollen die Dampfer für ihre Fahrt kein Hindernis vorfinden; indes geschieht das Be- fahren hauptfächlich nur mit Flößen, welche auf auf- geblasenen Hammelbälgen, sog.Keleks, liegen. Am niedrigsten ist der Fluß im November und dann bietet er die halbe Strecke zwischen Biredschik und Basra (740 km) weit durch seine Felsen und Untiefen an 39 Stellen Hindernisse für die Schiffahrt.
Unter- halb Hit sind zu beiden Seiten zahlreiche Kanäle zur Bewässerung der Felder abgezweigt. Im Altertum ging von hier aus auf der rechten Seite des Euphratbahn ein großer Kanal [* 4] bis zur Mündung des Flusses, stets dem Laufe desselben folgend; die Reste sind noch vorhanden. Der untere Teil des Flusses, von Diwanieh bis Korna, bildet von jeher eine Reihe von schilfigen Lagunen, die?Hwäo3 (HaläaicHö, el-Batiha der Araber, jetzt Lamlumsümpfe genannt. Der Strom ist bei Diwanich 150, bei Lamlum, wo sich ein Arm abzweigt, 110 m breit und meist 3,6 m tief; er strömt 4,5 km in der Stunde bei Hochwasser. Nach Wiedervereinigung mit dem Lamlumarme bei el- Chidr erreicht er wieder 180 m Breite; er um- schließt neun Inseln und hat hohe, mit Dschangel bedeckte Ufer. Bis dahin bilden die Lamlumsümpfe die Hauptschwierigkeit für die Beschiffung; das Klima [* 5] ist pestilenzialisch, die Bewohner sind wild und ungastlich, aber es liegen auf Bodenhöhen in den Sümpfen die Neste vieler alten Städte, offen- bar die frühesten Sitze der Civilisation: Erech (Uruk), jetzt Arka, und Ur der Chaldäer, jetzt Mugajir.
Bei Korna (31° nördl. Br.) endet der Euphratbahn, indem er sich mit dem Tigris zum Schatt el-Arad vereinigt. Der Euphratbahn ernährt treffliche Fische; [* 6] Holz, [* 7] Steinkohlen, Bitumen und Naphtha finden sich reichlich längs der Ufer. Die Gesamtlänge des Euphratbahn beträgt 2775 km. Die Versuche der Engländer, den Euphratbahn mit Dampf- booten zu beschissen (1835-37), scheinen dargethan zu haben, daß der Plan, ihn zu einer Wasserstraße zwi- schen Ostindien [* 8] und dem Mittelmeere zu machen, in seiner gegenwärtigen Gestalt illusorisch ist. (S. Karte: Wcstasien, beim Artikel Asien.) [* 9] -
Vgl. Chcs- ney, LI16 6xpoäiti0n for t1i6 sui'vev 0k tno i-ivoi'3 Nupnr2.t68 2.11a ^131-18 (2 Bde., Lond. 1850).
Guphratbahn. Im I. 1872 wurde von einem Ausschuß in London [* 10] zur möglichst schnellen Verbin- dung mit Indien eine Euphratbahn (1400 km) von dem Hafen Sueidie (Seleucia) am Mittelmeer (Cypern [* 11] gegen- über) über Antakie (Antiochia) und Haleb sÄleppo) nach Balis am Euphrat geplant, die dcm Euphrat- thale folgend, bei Vasra am Schatt cl-Arab, der Schiffahrtsgrenze für Seedampfer, enden sollte. Die Kosten waren auf 200 Mill. M. veranschlagt; da- durch wäre die Reise von England nach Indien mit einer einzurichtenden regelmäßigen Schiffsverbin- dung zwischen Basra und Karantschi (an der Indus- mündung) in ungefähr 12 Tagen ermöglicht worden.
Der Plan kam jedoch nicht zur Ausführung, da sich die engl. Regierung, als die Angelegenheit 1882 im Oberhause zur Sprache [* 12] kam, aus polit. Gründen ablehnend verhielt. 1884 erlangten syr. Kapitalisten die Genehmigung sür eine Bahnverbindung vom Hafen Iskanderun über Haleb nach Balis, von wo der Euphrat nach Durchführung der schon in den zwanziger Jahren des 19. Jahrh, angeregten Schiff- barmachung mit Flußdampfern aufwärts bis Vired- schik befahren werden sollte.
Allein auch dieser Plan scheiterte. Erst in neuerer Zeit schien der Gedanke einer Euphratbahn festere Gestalt anzunehmen, als sich die «Mersina-Tarsus-Adana Railway Company» unter finanzieller Beihilfe verpflichtete, ihre 1884 eröffnete 67 km lange Bahn von Mersina am Mittelmeer nach Adana vorläufig nach Merasch (210 km) zu verlängern und später die Reststrecke über Aintab nach Biredschik am Euphrat (190 km) zu bauen. Die Kosten sind auf 40 Mill. M. veranschlagt. Nach dem Geschäftsbericht der Gefellfchaft für 1891 wird jedoch eine Fortsetzung nach Karaman (Inner-Klein- asien) für ihre Linien für vorteilhafter erklärt als eine solche nach Biredschik, sodaß auch dieses dritte Projekt wenig Aussichten zu haben scheint. Erfolg- reicher sind die Bemühungen um eine Tigrisbahn gewesen, deren Bau die türk. Regierung beschlossen ¶