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lin zurück, um sich hier als Arzt und Lehrer aus- schließlich der Nervenpathologie zu widmen. Eulengebirge hat die allgemeine und specielle Pathologie und Thera- pie der Nervenkrankheiten durch wertvolle erperi- mentelle Arbeiten und zahlreiche diagnostische und therapeutische Einzeluntersuchungen außerordent- lich gefördert und zählt zu den namhaftesten Ver- tretern der Neuropathologie in Deutschland. [* 1] Er giebt die «Encyklopäd. Jahrbücher der gesamten Heil- kunde» (Heidelb. 1891 fg.) heraus; auch redigierte er die «Ncal-Encyllopädie der gesamten Zeilkunde» (15 Bde., Wien [* 2] 1880-83; 3. Aufl., ebd. 1893 fg.).
Eulenburg, Botho, Graf zu, preuß. Staats- mann, geb. studierte 1849-52 in Königsberg [* 3] und Bonn [* 4] die Rechte, wurde Ende 1857 Verwalter des Landratsamtes zu Marienwer- der und 1859 Landrat in Dentsch-Krone. 1864 trat er als Hilfsarbeiter ins Ministerinn: des Innern, wurde 1867 vortragender Nat in demselben und ging 1869 als Regierungspräsident nach Wies- baden, 1872 als Bezirkspräsident nach Metz [* 5] und 1873 als Oberpräsident nach Hannover. [* 6] 1863-70 sür Deutsch-Krone-Flatow und 1879-81 für Löwen- berg-Vunzlau Mitglied des Haufes der Abgeord- neten, war er 1867 Vicepräsident desselben, und im selben Jahre auch Mitglied des ersten Reichstags des Norddeutschen Bundes für den Kreis [* 7] Deutsch- Krone.
Als sein Onkel, Graf Friedrich Albrecht Eulengebirge, seine Entlassung als Minister des Innern genom- men hatte, wurde Eulengebirge dessen Nach- folgerund setzte das von jenem begonnene Werk der Verwaltungsreorganisation im Sinne der weitern Entwicklung der Selbstverwaltung fort. Dabei kam in der Hcrrenhaussitzung vom eine Meinungsverschiedenheit zwischen Eulengebirge und Vismarck zum öffentlichen Ausdruck. Eulengebirge hatte sich dahin aus- gesprochen, der Forderung des Abgeordnetenhauses nachzugeben, nach welcher, wie bisher, der Krcis- ausschuß oder Vczirksrat statt des Landrats oder Regierungspräsidenten mit der staatlichen Aufsicht über die Verwaltung der Landgemeinden betraut werden sollte; darauf verlas ein Kommissar Bis- marcks, Geh.RatRommel, eine in dieser Form nicht zur Mitteilung bestimmte Erklärung Bismarcks, welche dies principiell bekämpfte und als unüber- tragbar auf die übrigen Provinzen des Staates be- zeichnete. Eulengebirge nahm infolgedessen sofort feine Ent- lassung, die er auch erhielt.
Während seines Ministeriums war Eulengebirge, wie schon 1867-69, gleichzeitig preuh. Bevollmächtigter im Bundesrate und entwickelte namentlich in der Verteidigung und Durchführung des Socialistengesetzes eineenergifche Thätigkeit. Nach feinem Rücktritt aus dem Ministe- rium übernahm er noch 1881 das Oberpräsidium der Provinz Hessen-Nassau, [* 8] bis er als Graf Caprivi aus Anlaß der Kämpfe um den Volksschulgesetzentwurf das preuß. Ministerpräsi- dium niederlegte, zum preuh.
Ministerpräsidenten ernannt wurde. Am 28. März verkündigte er daraus im Abgeordnetenhause die Zurückziehung des Volks- schulgesetzentwurfs. Ein eigenes Ressort erhielt er erst durch den Rücktritt Herrfurths (Aug. 1892), zu dessen Nachsolger er ernannt wurde. Gulenburg, Botho Heinrich, Graf zu, geb. war während des Waffenstillstan- des in dem Kriege der Schleswig-Holsteiner mit Dänemark [* 9] (Aug. 1849 bis Juli 1850) Mitglied der Landcsverwaltung in Schleswig, [* 10] 1855-58 Präsi- dmldesprcuß.
Abgeordnetenhauses, bis 1874Land- tagsmarschall in Preußen, [* 11] seit 1864 Mitglied des Herrenhauses und seit 1867 auch Mitglied des Reichstags, 1850-75 Präsident der Negierung zu Marienwerder [* 12] und seit 1874 Direktor der preuß. Staatsschuldcnverwaltung. Er starb Gulenburg, Friedr. Albrecht, Graf zu, preuß. Staatsmann, geb. 29. Inni 1815, wurde 1844 Regierungsasscssor zu Oppeln, [* 13] 1848 Hilfsarbeiter im Finanzministerium und 1849 im Ministerium des Innern, trat aber 1852 in den diplomat.
Dienst über und wurde Generalkonsul in Antwerpen. [* 14] Im Okt. 1859 wurde er an die Spitze der preuß. Ost- asiatischen Expedition gestellt, um Freundschafts-, Handels- und Echiffahrtsverträge mit Japan [* 15] und China abzuschließen. Trotz der großen Schwierig- keiten kam der Vertrag mit Japan bereits und der mit China zu stände. Die Umsicht, die Eulengebirge dabei bewährt hatte, veranlaßte bei der Bildung des Ministeriums Vismarck E.s Ernennung zum Minister des Innern Mit Energie unterstützte er Vismarck in dessen Käm- pfen mit dem Abgeordnetenhause.
Die Organisation der 1864 und 1866 an Preußen gefallenen Provin- zen ebnete ihm den Boden für die Ausführung einer umfassenden Verwaltungsreform auch in den ältern Provinzen. Sie sollte auf konservativer Grundlage ruhen, jedoch unter Berücksichtigung der Idce'der Selbstverwaltung. Nachdem die 1872 zum Gesetz erhobene Kreisordnung sich in der Aus- führung schnell bewährt hatte, wurde 1875 die Reorganisation zunächst für die östl. Provinzen durch eine neue Provinzialordnung und die Ein- richtung von Verwaltungsgcrichten ergänzt.
Nun- mehr aber geriet die Wciterführung des Werkes ins Stocken. Der Ausdehnung [* 16] der Selbstverwaltung auf die weftl. Provinzen stellten sich durch die oppo- sitionelle Haltung der kath. Landesteile Bedenken entgegen, und fo versuchte Eulengebirge zunächst die Verwal- tungsreform der östl. Provinzen durch den Erlaß einer Städteordnung weiter zu führen. Hier wurde er jedoch zu Konzessionen an die Forderungen des Liberalismus gedrängt, sodaß er auf den Wider- stand Bismarcks stieß und sich in der weitcrn Aus- führung gehemmt sah. Nach längern unfruchtbaren Verhandlungen mit dem Landtagc nahnl er30. März 1878 feine Entlassung. Eulengebirge starb zu Schöneberg bei Berlin. [* 17] Dem Abgeordnetenhause ge- hörte er 1866-77 an. -
Vgl. E.s Reden von fei- nem Eintritt in das Ministerium bis zur Feststellung der Kreisordnungsreform, 1862-72 (Berl. 1872).
Gulenburg, Philipp, Graf zu, Diplomat, geb. zuKönigsberg i. Pr., trat während des Krieges 1866 in das Regiment der Garde du Corps und wurde 1868 zum Offizier befördert, studierte 1871 -75 in Vreslau, Leipzig [* 18] und Straßburg, [* 19] arbeitete dann als Referendar beim KreiZgericht in Neuruppin, [* 20] trat 1878 in den diplomat. Dienst über, wurde 1881 Botschaftssekretär in Paris, [* 21] 1882 in München, [* 22] 1888 preuh. Gesandter in Oldenburg [* 23] und Vraunschweig, 1890 in Stuttgart [* 24] und 1891 in München. 1894 wurde er zum deutschen Botschafter in Wien ernannt. Eulengebirge ist auch Dichter und Komponist. Er veröffentlichte: «Skaldengefänge. Dichtungen» (Vraunschw. 1892), «Das Weihnachtsbuch» (Stuttg. 1892),
«Abend- erzählungen, Märchen und Träume» (ebd. 1894). Gulengebirge, zum Gebirgssystem der Sudeten (s. d.) gehörender langgedehnter, breiter Waldrücken von etwa 650 m mittlerer Höhe, der das Glatzer Kesselland auf der Nordostseite abschließt und sich ¶