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glücklicher kämpfte er während der folgenden Jahre in den Niederlanden, wo er und Marlborough bei Oudenaarde und Malplaquet siegten und eine Reihe der wich- tigsten und stärksten Festungen, vor allen Vau- bans Meisterschöpsung Lille [* 1] er- oberten, bei deren Belagerung Eugen wieder seine verwegene Tapferkeit mit einem Streifschuß am Kopfe bezahlte. Erst der Abfall Englands von der Allianz, der auch durch E.s Reife nach London [* 2] im Jan. 1712 nicht abgewendet werden konnte, und die dadurch herbeigeführte Schwächung seiner Streit- kräfte brachten hierin eine Änderung yervor.
Der Abschluß des Ntrechter Friedens zwischen den See- mächten und Frankreich zwang den Kaiser Karl VI., auch seinerseits mit Frankreich Frieden zu schließen. Nach längerer Verhandlung mit dem Marschall Villars, wobei sich E.s staatsmännische Talente im glänzendsten Lichte zeigten, brachte er 1714 zu Nastatt den Frieden zu stände, in dem Karl VI. die span. Niederlande, [* 3] das Mailändische, Neapel, [* 4] Sardinien, [* 5] Plätze und Häfen in Toscana erhielt, und LudwigXIV. alle feine Eroberungen in Deutsch- land, mit Ausnahme vom Elsaß, herausgab.
Als 1716 der Krieg gegen die Pforte wieder aus- brach, erfocht den Sieg bei Peterwardein und eroberte Temesvar. Im folgenden Jahre gewann er die blutige Schlacht bei Belgrad [* 6] und eroberte diefe Festung. [* 7] Das kampfesfrohe Volkslied «Prinz der edle Ritter» verherrlicht diefen Sieg. Nach dem Abfchluß des Passarowitzer Friedens kehrte Eugen nach Wien [* 8] zurück und bekleidete nun die vornehmste Stelle unter den Ratgebern des Kaisers. Gleichzeitig wirkte er durch seine herrlichen Bauten (Velvedere), seine auserlesenen Samm- lungen, seine Verbindung mit gelehrten Männern aller Länder (darunter Leibniz, der ihm die Mo- nadenlehre widmete, I. V. Rousseau u. a.) in hohem Grade anregend für Wissenschaft und Kunst. In den letzten Jahren war er insbesondere für die Zln- erkennung der Pragmatifchen Sanktion diplomatisch thätig.
Noch einmal erschien er 1734 im Felde, als sich wegen der Thronfolge in Polen ein neuer Krieg zwischen dem Kaifer und Frankreich entfpann. So unzulänglich waren aber die Streitkräfte E.s, daß es schon als ein großer Gewinn angefehen werden mußte, wenn die Franzosen außer der Eroberung Philippsburgs keine entscheidendern Erfolge zu er- ringen vermochten. Seit der Rückkehr nach Wien im Spätherbst 1735 trug er durch seinen dringenden Rat zum Frieden nicht wenig zu dessen Abschluß bei.
Während des darauffolgenden Winters vielfach kränkelnd, wurde der Prinz am Morgen des tot in seinem Bett [* 9] gefunden. Mit ihm verlor Dsterrcich den hervorragendsten Feldherrn und Staatsmann, den es je gehabt und der für fein zweites Vaterland Größeres als irgendein Mann vor oder nach ihm gethan hat. Die Reinheit feines Charakters trübte kein Flecken. «Die militär. Korre- spondenz des Prinzen Eugen von Savoyen» wurde hg. von Heller (2 Bde., Wien 1848). 1865 wurde ihm ein vom Bildhauer Fernkorn gefertigtes Reiter- standbild auf dem äußern Vurgplatz in Wien er- richtet; auch in Turin [* 10] befindet sich von ihm ein Marmorstandbild (von Simonetti).
Vgl. Kausler, Das Leben des Prinzen Eugen von Savoyen, hauptsächlich aus dem militär. Gesichts- punkte (2 Bde., Freiburg [* 11] 1838-39);
A. von Ar- neth, Prinz Eugen von Savoyen (3 Bde., Wien 1858 -59); von Sybel, Prinz Eugen von Savoyen (Münch. 1861);
Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen. Nach den Feldakten hg. von der Abteilung für Kriegsgefchichte des k. k. Kriegsarchivs (20 Bde. und Register, Wien 1876-93); Malleson, ?rwc6 Nu- 36U6 ot 8avc7 (Lond. 1888); A. Schulte, Die Ju- gend Prinz E.s (in den «Mitteilungen des Instituts für österr. Geschichtsforschung», XIII, 3).
Eugen, Friedrich Karl Paul Ludwig, Herzog von Württemberg, [* 12] russ. General der Infanterie, geb. zu Öls, [* 13] wurde schon 1796 von seinem Oheim, dem Zaren Paul, zum russ. Oberst und 1798 zum General ernannt. Er studierte 1802 -4 in Erlangen [* 14] und widmete sich dann in Stutt- gart militär. Studien. Den Krieg von 1806 - 7 in Ostpreußen [* 15] machte er an der Seite seines Vaters mit, der das Neservekorps befehligte. Ende Novem- ber begab er sich zur russ. Armee, wo er dern General Vennigsen beigegeben wurde. Nach dem Frieden befehligte er eine Brigade, nahm an dem Feldzuge 1810 in der Türkei [* 16] teil und führte 1812 die 4. Di- vision. Infolge seiner Waffenthaten bei Smolensk wurde er zum Generallieutenänt befördert.
Ebenfo ausgezeichnet wie hier bewies er sich bei Vorodino, beim Überfall von Tarutino, bei Krasnoj und, nachdem er inzwifchen den Befehl über das 2. Armeekorps erhalten hatte, bei Kalisch. [* 17] In der Schlacht bei Lützcn 1813 deckte er den Rück- zug der Armee, in der Schlacht bei Vautzen ver- teidigte er 20. Mai die Stadt, wies 21. Mai den Angriff Macdonalds ab und beim Rückzüge be- hauptete er am 22. den Töpferberg bei Reichen- bach, bis der Abmarfch der Armee gesichert war. Nach dem Waffenstillstände hielt er während der Schlacht bei Dresden [* 18] die Rückzugsstraße bei Pirna [* 19] besetzt und wurde hier von Vandamme, der bei Königstein über die Elbe gegangen war, angegriffen.
Dem Prinzen, nicht Ostermann, gebührt das Ver- dienst, Vandamme bei Kulm aufgehalten und die Armee gerettet zu haben. In der Schlacht bei Leip- zig führte er 16. Okt. eine der vier Angriffskolonnen und kämpfte bei Wachau in heldenmütiger Aus- dauer mit furchtbarem Verlust; am 18. vollführte er den letzten Angriff bei Probsthcida. Auch im Feldzuge von 1814 zeichnete er sich bei Bar und Arcis-sur-Aube ruhmvoll aus, vorzüglich aber in der Schlacht bei Paris, [* 20] wofür er zum General der Infanterie ernannt wurde.
Obgleich sein bedeuten- des Feldherrntalent sich überall bewährt hatte und er bei den Truppen sehr beliebt war, wurde ihm dennoch ein selbständiges Oberkommando nie zu teil. Im Türkenkriege von 1828 befehligte er unter Die- bitsch auch nur ein Armeekorps. Für die Dauer des Friedens vom aktiven Dienste [* 21] entbunden, lebte er nach dcm Tode feines Vaters auf der Herrschaft Karlsruhe [* 22] in Schlesien, [* 23] wo er starb. Er schrieb «Erinnerungen aus dem Feldzuge des I. 1812 in Rußland» (Vresl. 1846) und «Memoi- ren» (3 Bde., Franks, a. O. 1862), die 1847 voll- endet, aber erst nach feinem Tode vom General von Höbe veröffentlicht wurden. Sie geben interessante Auffchlüsse über den russ. Hof [* 24] und das russ. Heer.
Vgl. Nachgelassene Korrespondenz zwischen dem Herzog Eugen von Württemberg und dem Chef seines Stabes, Hofmann, 1813 -14 (hg. von Hossmann- Chappuis, Cannst. 1883);
von Hclldorf, Aus dem Leben des Prinzen Eugen von Württemberg (4 Bde., Verl. 1861-62). -
Sein einziger Sohn aus erster Ehe war Herzog Eugen Wilhelm Alexander ¶