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unterhalb dieser Negion trifft man dann auf das alte ursprüngliche Schwefelmetall. Vtit diesen Vorgängen steht auch der sog. Eiserne Hut [* 1] in Verbindung. So nennt man in Deutsch- land das Ausgehende vieler reicher Erzgänge, weil durch die chem. Zersetzung der meist ziemlich viel leisen enthaltenden Schwefelmetalle und des Eisen- spats daneben viel Eisenoxyd und Eisenocker gebil- det wurde, dessen rostfarbene Substanz die ganze Gangmasse durchzieht und intensiv braun färbt. Da nun dieser Eiserne Hut die Anwescnbeit von eisenhaltigen Scbwefelmetallen und von Eisenspat voraussetzt und diese häufig mit Silber- oder Blei- erzen oder Gold [* 2] verbunden sind, so kann er ein Verkündiger unterirdischer reicker ErMittel sein.
Dasselbe Oberftächengebilde heißt in Cornwall der Gossan, in Mexiko [* 3] Pacos und Colorados, in Südarnerita Negrillos. Vei der Frage nach der Bildung der Erzgänge bandelt es sich um zwei getrennte Punkte, erstens wie die ursprüngliche Spalte entstanden, zweitens wie die erzführende Gangmasse hineingelangt ist. Auf die erste dieser Fragen antwortet die dynamische Geologie. [* 4] Den Absatz der in den Gängen vor- handenen metallischen und nichtmetallischen Sub- sta-nzen kann man sich nur auf eine dreifach ver- schiedene Weise erfolgt vorstellen: die Ausfüllungs- materialien stammen entweder 1) von der Erdober- fläche, also von oben, oder sie sind 2) aus der Tiefe in den Spalten emporgestiegen, kommen also von unten, oder sie rühren 3) aus dem rechts und links befindlichen Nebengestein, also von den Seiten her.
Was nun die erste Möglichkeit betrifft, die sog. Descensionstheorie (1), so hat dieselbe schon seit Anfang dieses Jahrhunderts keinen Vertreter mehr gefunden, da jenes Material eben eine ganz anders beschaffene Natur besitzt als die auf «dem Erdboden zur Verfügung stehenden Stoffe. Wenn eine Abstammung des Erzgangmaterials aus der Tiefe angenommen wird, fo gliedert sich diese Theorie, die Ascensionstheorie (2), wieder in dreifacher Weise, je nach der speciellen Vorstellung, die man mit dem Bildungsakte selbst verknüpft: die Erze tonnten a. in Gestalt von Dämpfen, die sich verdichten, emporgestiegen, oder I. in einem lava- artig geschnlolzenen Zustande auf den Spalten berauf- gcdrungen fein, oder o. als Erzeugnisse von Mineral- quellen gelten, die aus der Tiefe ihren Weg nach oben genommen und die in ibnen gelöst enthaltenen Stoffe an den Wänden der Spalten zum Absatz ge- bracht haben. Als man sich dem Studium der Vul- kane und der vulkanischen Erscheinungen zuwandte, glaubte man auch die Ausfüllung der Erzgangspalten durch vulkanische Thätigkeit vermittelt. Vielfach war in den Spalten der erkaltenden Lavaströme, in den Kratern der Vulkane [* 5] die dort durch Dämpfe und Gase [* 6] zu stände gekommene Bildung von allerhand Erzen, z. B. Eisenglanz u. a. Mineralien, [* 7] beobach- tet, mehrfach z. V. Vleiglanz in den Gemäucrfugen von Flammöfen unter Verhältnissen erzeugt wahr- genommen worden, daß er dort nur durch gegen- seitige Einwirkung von Dämpfen abgesetzt sein konnte, ja es gelang, eine Anzahl geschwefelter Erze aus den Metallgasen künstlich in Krystallsorm zu er- baltcn und so diese sog. Sublimationstbeorie wesentlich zu stützen. Andererseits brach sich vielfack die Überzeugung Bahn, und sie ist lange fast herr- schend gewesen, daß das Material der Gänge in einem feurig erweichten, geschmolzenen Zustande aus den Erdtiefen, wo man von jeher den llrsitz der schweren Metalle vermutet hatte, in den Spal- ten emporgestiegen sei. Sie könnten also vermittelst der geschmolzenen Ausfüllung entstanden sein und durch die sog. Injektionstheorie (2d) erklärt werden. Doch sind solche Vorkommnisse ganz außer- ordentliche Seltenheiten, und es steht augenblick- lich allgemein fest, daß beide Hypothesen, die von der dampfförmigen Sublimation sowie die von der feuerflüfsigen Injektion, [* 8] auf die Bildung der unermeßlich überwiegenden Anzahl der Erzgänge keine Anwendung finden können, und zwar des- halb, weil keineswegs metallische Erze allein die Gangspalten erfüllen, sondern diese darin innig ver- wachsen vorkommen mit einer ganzen Menge von nichtmctalliscken Mineralien, mit Quarz, Kalkspat, [* 9] Flußspat, [* 10] Schwerspat u. s. w., unter Verhältnissen, welche die Bilduug der einen nicht von der Bildung der andern trennen lassen. Zur Zeit aber gilt es alo ausgemacht, daß jene nichtmetallischen Minera- lien hier weder aus Gasen noch aus geschmolzenen Stoffen fest geworden sind, weil sowohl ihre chem. Natur als auch ihre mikroskopische Struktur einem solchen Vildungsvorgange meistens direkt wider- streitet. Somit ist für die allergrößte Mehrzahl der Erzgänge diesen beiden Theorien der Boden voll- ständig entzogen. Erheblich günstiger steht es unr die dritte der oben erwähnten Ansichten (2c), zufolge deren man in den Erzgängen Absätze von Mineral- ! quellen zu erblicken hat, die von unten her in den ! Spalten aufgestiegen sind und ihre gelösten Teile metallischer und unmetallischer Art an den Wänden zur allmählichen Abscheidung brachten. Die ganze materielle Natur der Erzgänge, die der Subli- mations- und Injektionstheorie so unüberwindliche Schwierigkeiten entgegengestellt, ist gerade derart, daß sie umgekehrt dieser sog. Infiltrations- tbeorie laut das Wort redet. Taufende von chem. Analysen erweisen, daß jene Stoffe, die in den Erz- gängen stecken, wirklich in den zu Tage tretenden Quellwässern, wenngleich manchmal nur in sehr sckwachen Spuren, aufgelöst enthalten sind, und andererseits haben sich die Wahrnehmungen außer^ ordentlich gebanst, daß die auf den Erzgängen am reichlichsten vorkommenden metallischen und nicht- metallischen Mineralien sich aus dem Wasser und nur aus dem Wasser abgeschieden haben. Ferner ist es gelungen, eine ganze große Menge von sol- ! chen Erzen und Mineralien dadurch vor unsern ! Augen im Laboratorium [* 11] und in der zugehörigen ! ^rystallgestalt zu erzeugen, daß man Gewässer, die bei gewöhnlicher, bald bei erhöhter Temperatur unter gewissen Umständen aufeinander einwirken lieh. Durck die so oft zu beobachtende symmetrische Zusammensetzung der Gänge aus einzelnen beider- seitig korrespondierenden Lagen wird die Vor- ^ stellung sehr gestützt, daß die Erfüllung der Spalte z durch Abscheidung aus Gewässern erfolgte. Wäh- ! rcnd man aber bis in die neueste Zeit in diesen , innerhalb der Spalten cirkulierenden Gewässern ! Mineralquellen zu sehen geneigt war, die aus ! unbekannter Tiefe in die Höhe stiegen, scheint ! neuerdings eine etwas andere Modifikation dieser Auffassung Beifall zu gewinnen. Man behaup- tet, insbesondere nach dem Vorgang von Gustav ^ Bischof, die Erze könnten allerdings nur als in ^ Wasser gelöst in die Spalten eingeführt worden ¶