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Die Edelmetalle findet sich im Mittelmeer und an der Nord- westküste Afrikas auf felsigen Bänken in einer Tiefe von 80 bis 200 m, seltener außerhalb dieser Tiefen- region, und wird Vorzugsweife an den Ionischen Inseln, Sardinien [* 1] und den Küsten von Algier und Tunis [* 2] gefischt, welche letztere allein einen Jahres- ertrag von etwa 30000 kg im Werte von 2 Mill. Frs. liefern. Das Gerät für diefe Fifcherei be- steht in einem schweren Balkenkreuz [* 3] von Holz, [* 4] das mit Netzwerk, [* 5] aufgewickelten Tauen und ähnlichem behängen ist und an einem starken Seile über den Meeresboden geschleppt wird.
Der felsige Grund und die Gewohnheit der Korallen [* 6] an fchwer zu- gänglichen Stellen, z. B. an der Unterseite über- hängender Felsplatten, zu wachsen, machen diese Fischerei [* 7] zu einer überaus mühevollen und unsichern. Um die gewonnenen Stücke zu verarbeiten, werden sie abgebürstet, wodurch die Rinde mit den Tieren entfernt wird, und das Skelett [* 8] wird fodann abgefeilt. Das hierbei gewonnene rötlichweiße Pulver wird als Korallin in den Handel gebracht und zu Zahn- und Polierpulver verwendet.
Sind die Stücke vor- bereitet, so werden sie mit Schmirgel abgeschlissen und mit Stahl poliert. Die Farbe variiert zwischen dunkelblutrot bis Hellrosa, sehr selten weiß; früher waren die dunklen sehr geschätzt, während sich jetzt die Mode mehr den hellrosafarbenen zugewendet hat, weshalb man häufig dunkle Stücke durch Wasserstoffsuperoxyd bleichi. Die Perlen werden auf der Drehbank [* 9] geformt und gebohrt, [* 10] Figuren mit dem Grabstichel ausgearbeitet. Der Wert der Korallen ist schon bei den rohen Stücken außer- ordentlich verschieden.
Die dickern Wurzelstücke sind oft vielfach von bohrenden Tieren (Würmern, schwämmen) durchfetzt und ihr Wert fchwankt zwischen 4-16 M. für 1 K3. Gewöhnliche gute Ware wird mit 40-400 M. pro 1 kg gezahlt, die ausgewählten rosenroten Stücke (?6au ä'^n^s) aber mit 1200 - 2400 M. und darüber. Die Haupt- märkte für Korallenwaren sind Neapel [* 11] und Paris. [* 12] Italien [* 13] führt jährlich gegen 100000 kg bearbeitete Korallen aus. Über die Naturgefchichte der Edelmetalle schrieb Lacaze-Duthiers die ausführliche Monographie «lliätoire naturelle än coraii» (Par. 1863). Gdelkrebs, f. Flußkrebs.
Gdelkrone, s. Adelskrone. [* 14] Edelmann, Joh. Christian, freigeistiger Schrift- steller, geb. zu Weißenfels, [* 15] studierte 1720-24 zu Jena [* 16] Theologie, lebte als Hauslehrer in Österreich, [* 17] dann bei den Herrnhutern und nahm an der Leitung der Berleburger Bibel (s. d.) teil. Dann begab er sich zum Grafen Hachenburg im Westerwalde, zog 1744 nach Neuwied, wo er dem Grafen ein Glaubensbekenntnis vorlegen muhte, das wider seinen Willen und entstellt veröffentlicht wurde.
Darauf fchrieb Edelmetalle «Abgenötigtes, jedoch andern nicht wieder aufgenötigtes Glaubensbe- kenntnis» (Neuwied 1746; Lpz/i848). Als Frei- geist überall verfolgt, lebte er ein Jahr verborgen zu Altona, [* 18] bis Friedrich II. ihm 1749 den Aufent- halt in Berlin [* 19] gestattete, gegen das Versprechen, nichts mehr drucken zu lassen. Hier starb er Von seinen Schriften sind noch zu nennen: «Moses mit aufgedecktem Angesicht, von zwei un- gleichen Brüdern Lichtlicb und Vlindling beschauet» (Verleburg 1740),
«Die Göttlichkeit der Vernunft» (ebd. 1741),
«Christus und Velial» (1741),
«Die Begierde nach der vernünftigen lautern Milch der Wahrheit» (1744; 2. Aufl. 1747). Eine Auswahl feiner Schriften erschien in Bern [* 20] (1847),
seine «Selbstbiographie», hg. von Klose, in Berlin (1849). -
Vgl. Möncke'berg, H. S. Reimarus und Johann Christian Edelmetalle (Hamb. 1867): Guden, Jo- hann Christian Edelmetalle (Hannov. 1870).
Edelmarder, s. Marder. [* 21] Edelmetalle^ im chem. Sinne diejenigen Me- talle, die von Sauerstoff und Wasser nicht an- gegriffen werden und sich aus ihren Sauerstoff- verbindungen durch bloßes Erhitzen wieder aus- scheiden lassen (s. Metalle). Eine besondere volkswirt- schaftliche Bedeutung haben unter diesen Metallen diejenigen, die seit dem Beginn unserer Kultur- entwicklung als Geld st offe gedient haben, näm- lich Gold [* 22] und Silber, die daher auch vorzugs- weise als Edelmetalle bezeichnet werden. In Rußland wurde allerdings laut Ukas vom auch Platin zu vollwertigen Münzen [* 23] verwendet, diese Münzen wurden jedoch laut Ukas vom wieder eingezogen, teils wegen technischer Schwierigkeiten, teils wegen des steigenden Preises dieses Metalls.
Die Schwierigkeiten sind allerdings gegenwärtig überwunden, da man das Platin jetzt in beliebigen Mengen schmelzen kann; aber die Ver- breitung desselben ist doch zu spärlich, als daß es je eine größere Bedeutung als Geldstoff erlangen könnte. Auch eignet es sich wenig zu Üuxuszwecken, während Gold und Silber ursprünglich allein durch diese Art der Verwendung schon einen hohen Wert erhielten, der dann durch die ihnen übertragene Geld- funktion eine festere und breitere Grundlage erhielt.
In der neuern Zeit erweist sich infolge der immer mehr gestiegenen Höhe der Geldpreise das Gold als das bequemste Geldmetall für den mittlern und grö- ßern Verkehr, weil ein gleiches Gewicht oder Volu- men in Gold einen weit größern Wert darstellt als in Silber. Es hat daher schon teilweise das De- monetisieren (s. d.) des Silbers begonnen. Durch die volle Durchführung desselben würde wahrschein- lich der Preis des letztern Metalls zunächst sehr tief herabgedrückt werden und fpäter fortwährend großen Schwankungen unterworfen bleiben.
Andererseits würden auch für die Volkswirtschaft während einer lä'naern Übergangszeit Schwierigkeiten daraus er- wachsen, daß das Gold allein die Dienste [* 24] leisten müßte, die bis dahin von den beiden Edelmetalle verrichtet wurden. Auch die rein industrielle Verwendung der Edelmetalle zu Schmucksachen, [* 25] Geräten u. s. w. ist keineswegs gering anzuschlagen. Soctbeer schätzt den Gold- vcrbrauch zu industriellen Zwecken für den Durch- schnitt der I. 1881-85 in den Kulturstaaten auf 110000 K3 fein, den Nettoverbrauch nach Abzug des alten, schon frühcr für solche Zwecke verwen- deten Materials auf rund 90000 kF fein, den Bruttoverbrauch an Silber für industrielle Zwecke auf rund 652000 k^ fein, den Nettoverbrauch auf 515000 K3 fein.
Die durchschnittliche Jahrespro- duktion in diesem Zeitraum betrug auf der ganzen Erde an Gold etwa 150000 kF, an Silber 2,5 Mill. is3, fodaß also beim Gold mehr als die Hälfte, beim Silber etwa ein Fünftel der Jahresproduktion zu gewerblicken Zwecken verwendet wurde. Diefes Verhältnis dürfte auch bis 1892, wo die Goldpro- duktion (nach Soetbecr) im Jahresdurchschnitt wie- der auf etwa 170000 kF, die Silberproduktion aber nach dem amerik. Münzdirektor Leech auf ungefähr 4 Mill. KZ gewachfen ist, annähernd richtig fein. Trotz der bedeutenden industriellen Verwendung der ¶