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so ader nicht zu gebrauchen, müssen vielmehr durch einen besondern Apparat, den Kommutator oder Kollektor [* 1] (s. d.), dessen Funktion derjenigen der Steuerung einer Dampfmaschine [* 2] sehr nahe verwandt ist, in gleichgerichtete oder, wie man sie kurz nennt, in Gleichströme verwandelt werden, und man unter- scheidet hiernach Maschinen mit Steuerung oder Gleichstrommaschinen und Maschinen ohne Steuerung oderWechselstrommaschinen. Die ersten Maschinen waren Wechselstrommaschinen, und erst an einer spätern Ausführung brachte Pirii einen Kommutator an. Von den spätern Großmaschinen waren die von Rollet und von Holmes Glcichstrom- maschinen, die Allianccmaschine nur in ihren ersten Ausführungen; in der Folge ließ man den Kommu- tator weg, weil er der großen Zahl der Wechsel hal- ber, die er bei der Vielheit der Pole bei jeder Um- drehung zu vollziehen hatte, sich als eine Quelle [* 3] be- ständiger Störungen und großer Verluste erwies und Vogcnlichtbeleuchtung, die einzige Anwen- dungsform der damaligen Maschinen, auch mit Wechselstrom möglich war.
Waren alle bis jetzt besprochenen Maschinen im letzten Grunde Nachbildungen der Pirii-Maschine, von der sie sich nur durch ihre Größe und durch die Anzahl der Pole und die hierdurch bedingte kon- struktive Umgestaltung des Kommutators unter- schieden, so fehlte es doch auch schon damals nicht an Vorschlägen zu Änderungen principieller Art, durch die, wenn man ihren Wert erkannt und sie weiter ausgebildet hätte, manche der sehr viel spä- tern Verbcsserungen der Maschine [* 4] würden vorweg- genommen sein.
Dies gilt sowohl hinsichtlich der Anordnung der Spule bez. des von ihrer Gesamt- heit gebildeten Induktors oder, wie er heute meist genannt wird, des Ankers, als auch hin- sichtlich der Zusammenfassung der in ihm erzeugten Ströme, der Steuerung. So hatte bereits 1841 Elias in seiner «Lesoki'^viuss eonoi' uieuve Nac1iin6 t61' ä^U^VoillliNF V3.U 1i6t I^i6cti'0INlIZI16ti3MU8 klg L6^v663ivlac1it» (Haarlem) [* 5] dem Anker [* 6] die heute meist gebräuchliche Form des sog. Ningankers (s. d.) ge- geben, indem er die Spulen auf einem einzigen, in sich zurücklaufenden, also einen geschlossenen Ring bildenden Weicheisenkern anordnete, den er vor den Polen des Magneten sich drehen ließ (s. Taf. I, [* 7] Fig. 2). Dadurch wurden nicht allein die einzelnen Windungen der Spulen selbst in unmittelbare Nähe der Pole, vor denen sie sich vorbeibewegten, gebracht, und dadurch in sehr viel höherm Grade als bisher zur Stromerzeugung mit herangezogen, es trat auch an die Stelle der beständigen Umkehr des Magne- tismus innerhalb der Kerne bei jedem Polwechsel die für den zeitlichen Verlauf des Stroms i'chr viel gün- stigere gleichförmige Verschiebung der Pole inner- halb des Ringes.
Anen Anlauf [* 8] nach derselben Rich- tung hin hatte vor Elias schon Wheatstone (1841) genommen, war ader aus halbem Wege stehen ge- blieben. Es folgten Greenough (1851), Pacinotti (1860; s.Taf.I, [* 7] Fig. 5), Worms [* 9] de Romilly (1806), Siemens (1867) und endlich Gramme (1870), die, jeder ohne von den vorigen zu wissen, den Ring- [* 10] ankcr immer wieder aufs neue erfanden. Siemens erreichte dasselbe Ziel schon 1856 mit seinem be- kannten Cylinder-Induktor (s. d.) auch noch auf einem andern Wege (s. Taf. I, [* 7] Fig. 3). Die erste wesentliche Verbesserung in der Zu- sammenfassung der Ströme rührt von Wheatstone her, der 1841 den in seinem zeitlichen Verlauf sehr ungleichmäßigen Strom der damaligen Maschine dadurch zu einem gleichmähigern machte, daß er mehrere Maschinen, jede mit einem eigenen Kom- mutator versehen und gegen die benachbarten um den gleichen Winkel [* 11] versetzt, staffelförmig, wie die Stufen einer Wendeltreppe, auf einer einzigen Achfe anordnete.
Durch entsprechende Verbindung der den Strom abnehmenden Kommutatorfedcrn oder Bürsten (s. d.) konnten die veränderlichen Ströme der Einzelmaschinen zu einem Summenstrom ver- einigt werden, der, wie leicht ersichtlich, wie der Förderstrom einer Reihe gegeneinander versetzter Kurbelpumpen, um so gleichmäßiger stießen mußte, je größer die Zahl der Einzelmaschinen der von Wheatstone LiLctro - in^uotie d^Nor^ genannten Verbindung ist. Denselben Gedanken hatte dann 1860, ohne von Wheatstone zu wissen, auch der Pro- scssor an der Universität Pisa, [* 12] Antonio Pacinotti, durchgeführt, war aber noch einen Schritt weiter ge- gangen.
Wheatftones Konstruktion war im Grunde genommen weniger eine Maschine als ein Aggregat von Maschinen und infolge der vielen Einzclstcue- rungcn verhältnismäßig kompliziert. Pacinotti, der übrigens auch seine Schleifen nicht wie Wheatstone staffelförmig, sondern in einem einzigen großen Kreise [* 13] bez. auf einem Ringe liegend anordnete, erfetzte die letztern durch eine einzige für alle Schleifen dienende Steuerung, dcnK o ll e k to r(s.d.). Andere Steuerun- gen zu demselben Zweck gaben schon vorher Daven- port (1837), Grecnough (1851) und Bcssolo (1855); letztere beide der von Pacinotti nahe verwandt.
Die- selben sind aber kaum häufiger angewandt worden. Waren also nicht allein die beiden Haupttypen des Ankers der heutigen Dynamo, der Ring und der Cylinder oder die Trommel, sondern auch die Steuerung derselben bereits bekannt und wäre durch eine geschickte Zusammenfassung derselben immerhin etwas Bedeutendes und in vielen Fällen Brauch- bares geschaffen worden: ein neuer, wichtiger Zweig der Industrie, wie dies in der That geschehen ist, würde aber wohl schwerlich durch dieselbe ins Leben gerufen worden sein.
Dazu fehlte noch als Schluß- stein die 1867 erfolgte Entdeckung Werner Siemens', das von ihm so genannte Dynamo Princip (s. d.). Die erste nacb diesem Princip gebaute Maschine ist auf Taf. I, [* 7] Fig. 6 dargestellt. War man bis dahin für das Magnctgcstell auf Stahlmagncte angewiesen, deren Magnetismus [* 14] im Verhältnis zu ihrer Masse gering und die zudem durch die bei der raschen Umdrehung des Induktors unvermeidlichen Stöße einen großen Teil dieses Magnetismus sehr bald wieder verloren, so zeigte nun Diemens, wie man viel stärkere Maschinen als bisher ganz ohne Anwendung permanenter Ma- gnete herstellen könne, womit, wie er in sofortiger Erkenntnis der ungeheuern Tragweite seiner Ent- deckung seine Mitteilung an die Akademie schließt: « der Technik nun die Mittel gegeben sind, elektrische Ströme unbegrenzter Stärke [* 15] auf billige und bequeme Weise überall da zu erzeugen, wo Arbeitskraft disponibel ist, eine Thatsache, die auf mchrern Gebieten derselben von wesentlicher Be- deutung sein wird». Wie sehr er mit dieser seiner Prophezeiung recht hatte, sollte sich bald zeigen und würde sich noch früher gezeigt haben, wenn eine der soeben besprochenen Konstruktionen, namentlich die von Pacinotti, die, für das Physik. Kabinett der Uni- versität Pisa gebaut und nur in einer wenig verbrei- teten ital. Zeitschrift, dem «^uovo (^iinLuto», ¶