550 ist die regelmäßigste und schönste Hindustadt, von einem Wall und einer mit hohen
Türmen versehenen Backsteinmauer
umgeben und hat sieben feste
Thore. – Die 8 km nördlich gelegene frühere Hauptstadt Amber
(Amer), nach der früher der
Staat benannt wurde und die als Sitz der Gelehrsamkeit berühmt war, ist seit der Gründung von Dschain fast
ganz verödet. Sie wurde von Dschai-Singh II. verlassen, weil sie nach der Sage 1000 Jahre bestanden haben sollte und er,
nach dem
Glauben seiner Zeit, das zweite Jahrtausend in einer neuen Hauptstadt beginnen mußte.
(engl. Jeysulmere oder Jesalmér),
Staat unter einheimischen Fürsten inOstindien,
[* 1] zwischen 26° 5' und 28° 23' nördl.
Br. und 62° 29' und 77° 15' östl. L., der westlichste
Teil von Radschputana, nördlich
von dem Tributstaat
Bahawalpur der
Provinz Pandschab, östlich von
Bikanir und Dschodhpur, südlich von der Agentschaft Dschodhpur
und westlich von der Division Sindh im Pandschab begrenzt, hat 42597 qkm, (1891) 115436, (1881) 108143
E., darunter 57484
Hindu, 28032Mohammedaner, 1671
Dschain.
Fast die Hälfte der
Hindu sind Bhati-Radschputen, die infolge starken Opiumgenusses körperlich und geistig mehr und mehr
entarten. Außerdem giebt es unter den
Hindu (der Kaste nach) 6055
Brahmanen, 7981 Mahadschan, 403 Dschat (s. d.). Dschaisalmir ist eine
weite, dürre, meist sandige und unfruchtbare Ebene, ein in verhältnismäßig neuerer Zeit gehobener
Meeresboden. Dafür spricht auch die Menge des Seesalzes, von dem der sandige
Grund allenthalben durchdrungen ist.
Hin und wieder erheben sich (teils einzeln, teils zu Reihen verbunden) Dünen gleichende Sandhügel, zwischen denen sich
Grasflächen befinden. Hier werden Dromedare,
Pferde
[* 2] und Schafe
[* 3] gezüchtet. Während der Regenzeit bilden
sich eigentümliche,
Sari genannte Ansammlungen von Salzwasser, die teilweise jahrelang gefüllt bleiben, so der an der südl.
Grenze gelegene Kanod-Sar, aus dessen Wasser
die Bevölkerung ihren Bedarf an
Salz
[* 4] bereitet, was eine Einnahmequelle des Fürsten
bildet. An süßem Trinkwasser ist allenthalbenMangel, dasselbe findet sich erst in 75 bis 118 m
Tiefe.
– Die gleichnamige Hauptstadt von Dschaisalmir, unter 26° 55' nördl.
Br. und 70° 57' östl. L., wurde 1156 von Dschaißal, einem
Bhati, an
Stelle der frühern Hauptstadt Lodhoroa gegründet, ist Residenz des Mahā-Rāwāl oder Fürsten und hat (1891) 10509 E.
und mehrere schöne Dschaintempel.
(ind. Jayadeva),
Name mehrerer ind. Dichter. Besonders bekannt ist Dschajadeva, der Verfasser des
«Gītagōvinda».
Er stammte aus dem Dorfe Kindubilva in
Bengalen und lebte unter dem Könige Lakshmanasēna von
Bengalen am Anfange des 12. Jahrh.
n. Chr. Der
«Gītagōvinda» schildert in 12
Gesängen die Liebe des Krischna und der Rādhā, ihren Liebeszwist
und ihre Versöhnung. Es ist ein Gesangsspiel, eine Art lyrischen
Dramas. Krischna, Rādhā und ihre Freundinnen treten darin
im Wechselgesange auf: die zahlreichen Metren sind äußerst kunstvoll, die
Sprache
[* 5] schwungvoll und feurig, Alliteration und
Reim sind häufig verwendet, und es werden die Melodien angegeben, nach denen gesungen werden soll.
Ohne
Zweifel ist es nach einem Original in Prakrit gedichtet, worauf schon der
Namegōvinda (Sanskrit gōpēndrā, «Fürst der
Hirten») hinweist. Wie das
Hohe Lied, ist auch der
«Gītagōvinda» mystisch gedeutet worden; schon
in
Indien hat man das Verhältnis
von Krischna zu Rādhā als das von Gott zur Seele aufgefaßt, und in diesem verkehrten
Sinnehat Edw.
Arnold (Lond. 1875) das Werk übersetzt. Herausgegeben ist der
«Gītagōvinda» mit lat.
Übersetzung und Anmerkungen von Lassen
(Bonn
[* 6] 1836),
außerdem oft in
Indien, zum
Teil mit einheimischen Kommentaren
(Bombay
[* 7] 1883). Ins
Englische
[* 8] wurde er übersetzt
von
Sir William
Jones («Works», Bd.
4, 1799) und daraus ins Deutsche
[* 9] von Majer (Weim. 1802) und Dalberg
(Erfurt
[* 10] 1802). Eine meisterhafte, aber leider nicht vollständige,
Übersetzung aus dem Original gab
Rückert in der «Zeitschrift für die
Kunde des Morgenlandes», Bd. 1 (Gött.
1837).
Kein ind. Dichter übertrifft Dschajadeva an Glut undTiefe der Empfindung. Der
«Gītagōvinda» ist bis heute
ein Hauptbuch der Verehrer des Vischnu und wird noch an dem zu Ehren des Krischna gefeierten Feste Rāsa vorgetragen. Dschajadeva dichtete
auch in
Hindī, und im Adi Granth, der
Bibel
[* 11] der Sikh, befindet sich ein Gedicht von ihm in altem
Hindī, das Trumpp
herausgegeben und übersetzt hat (in den «Sitzungsberichten der Königl. Bayerischen
Akademie», 1879).
1)Division in der
Lieutenant-Gouverneurschaft Pandschab des Indobritischen
Reichs, zwischen 30° 57' und
32° 59' nördl.
Br. und 75° 7' und 77° 49' östl. L. von Greenwich, hat (1891) auf 48733 qkm 3787945 E.
(1881 auf 32558 qkm 2421781E., darunter 1576112
Hindu, 687942 Mohammedaner, 150842 Sikh, 2860 Buddhisten, 2056
Christen, 1942
Dschain)
und zerfällt in die 3 Distrikte Dschalandar, Hoschiarpur und Kangra. Sie gelangte während des
ersten
Krieges der Engländer mit den Sikh in den
Besitz der erstern und wurde durch den Friedensschluß von Lahaur
vom
Mahārādschā von Lahaur an dieselben abgetreten. Das Land ist fruchtbar,
das Klima gesund. –
2) Hauptstadt der Division Dschalandar. Im Pandschab, einst Residenz der Dynastie der Lodi- Afghanen, hat (1891)
mit Garnison 66202 E., darunter 38994 Mohammedaner, 23015
Hindu, 1569
Dschain, 2274 Sikh.
Oase in der
Libyschen Wüste in Nordafrika unweit der
OaseAudschila (s. d.), 32,3 m unter dem Meeresspiegel, 200 qkm
groß, hat 100000
Palmen
[* 12] und 6000 E., Medschabra, arabisch redende
Berber, die als gewandte Kaufleute in der
ganzen
Libyschen Wüste Handelsverbindungen haben. Da der
Boden sehr salzhaltig ist, giebt es in der ganzen
Oase kein trinkbares
Wasser. Getreide
[* 13] und
Datteln sind die Nahrung ihrer Bewohner, die auch einige Schaf- und Ziegenherden
aber keine Rinder
[* 14] und Esel und nur wenig
Pferde besitzen. Hauptort ist Lebba; außerdem giebt es noch 25 kleine Dörfer. Dschalo ist
Sitz eines
Mudirs, der im
Namen des Gouverneurs von
Bengasi regiert; er beschränkt sich auf Einziehung von
Steuern, da die Sekte
der Senussi die Gewalt inHänden hat.