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Oberlausitz, einer der bedeutendsten Staatsmänner seiner Zeit. Sein Sohn, Karl Hannibal I. von Dohrn, ein gleich eifriger Katholik wie sein Vater, ver- focht mit Eifer die Sache Kaiser Ferdinands II., wurde dafür kaiserl. Kammerpräsident in Schlesien [* 1] und übte als solcher eine rücksichtslose, drückende Herrschaft daselbst. 1632 aus Vreslau vertrieben, floh er nach Polen und starb in Prag. [* 2] Mit seinem Enkel Karl Hannibal II. erlosch 1711 die schlef. Linie.
Durch Kaiser Ferdinand III. war sie und das ganze Gefchlecht 1648 in den Reichs- grafenstand erhoben worden. Stifter der preußischen Linien war Burg- graf StanislauszuD., dessen Nachkommen sich im 16. Jahrh, dem Protestantismus zuwandten. Sein Enkel, Fabian von Dohrn, geb. 1550, trat in des Pfalzgrafen Johann Kasimir Dienst, begleitete diesen im Kriege in den Niederlanden, nahm an einem Feldzuge des Königs Stephan von Polen teil und führte 1587 und 1591 deutsche HilfsHeere dem König Heinrich von Navarra (nachmals Heinrich IV.) zu. Später wurde er vom Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg [* 3] zum Oberstburggrafen von Preußen [* 4] ernannt. Er starb unverehelicht 1622. Von seines Bruders, des Grafen Achatius (gest. 1619), Söhnen stammen die meist noch blühenden Linien des Hauses Dohrn ab, und zwar von Fabian II. (geb. 1577, gest. 1631) die lauckische (vertreten durch den Grafen Friedrich zu D., geb. 11. Juni 1844) und reichertswaldische (diefe 1878 erloschen), von Christoph von Dohrn (geb. 1583, gest. 1637) die schlobittensche und schlodiensche Linie.
Die Majorats- herrschaften Lauck, Neichertswalde (beide feit 1878 vereinigt), Schlobitten-Pröckelwitz und Schlodien- Carwinden wurden zur Grafschaft Dohrn erhoben, und die jedesmaligen Besitzer derselben sind seit erbliche Mitglieder des preuß. Herrenhauses. ^. Ahnherr der Linie Dohna-Schlobitten war Graf Alexander von Dohrn, geb. zu Schloß Coppet am Genfersee. Er wurde 1691 kur- brand enb. Staatsminister, 1695 Generallieutenant und später Oberhofmeister des Kurprinzen, nach- maligen Königs Friedrich Wilhelm I. Seit 1713 Feldmarschall, starb er - Sein Sohn, Graf Alexander Amilius von Dohrn, starb bei Soor den Heldentod. - Dessen Enkel, Graf Friedrich Ferdinand Alexander von Dohna-Schlobitten, preuß. Staats- minister, geb. auf Schloß Finken- stein in Preußen, machte in Frankfurt [* 5] a. O., Göt- tingen und auf der Handelsschule zu Hamburg [* 6] feine Studien, trat 1790 in den preuß. Staatsdienst, wurde 1801 Kammerdirektor zu Marienwerder [* 7] und machte sich 1806 und 1807 um die Verproviantierung und Verteidigung der Weichselfestungen verdient. Dohrn wurde 1808 an Stelle Steins Minister des In- nern, führte viele Reformen, z.V. die Städteordnung, die neue Organisation der Staatsbehörden u. s. w. durch und schied 1810 aus dem Staatsdienste. 1812 wirkte er mit großem Eifer als Generallandschafts- direktor zur Erweckung des Patriotismus und ge- hörte zu den Männern, welche die preuß. Landwehr ins Leben riefen.
Kurz zuvor hatte ihn der König zum Civilgouverneur der Provinz Preußen ernannt. Er starb (Vgl. Voigt, Leben D.s, Lpz. 1833.) - Graf Karl Friedrich Emil von Dohrn, Bruder des vorigen, preuß. Feldmarfchall und Oberstkämmerer, geb. trat 1798 in die preuh. Armee, zeichnete sich im Feldzuge von 1807 aus. Als Preußen 1811 das Bündnis mit Frankreich gegen Rußland fchließen mußte, nahm Dohrn den Abschied und ging nach Ruhland, kämpfte bei Borodino und half die Konvention von Tau- roggen zwifchen Jork und Diebitsch abschließen.
Bei Errichtung der Russisch-Deutschen Legion erhielt er deren 2. Husarenregiment, das er 1813 und 1814 ruhmvoll führte, trat 1815 in preuß. Dienste [* 8] zurück und wurde 1839 kommandierender General des 2., 1842 des I.Armeekorps, 1848 General der Kavallerie, nahm 1854 den Abschied, den er als Generalfeldmarschall erhielt, und starb Ihm zu Ehren erhielt 1889 das ostpreuß. Ulanenregiment Nr. 8 den Namen «Ulanen- regiment Graf zu Dohrn». - Jetziges Haupt der Linie Dohna-Schlobitten ist Graf Richard zu D., geb. Majoratsherr aus Schlobitten und Pröckelwitz, Landhofmeister im Königreich Preußen, erbliches Mitglied des Herrenhauses. - Sein Sohn, Richard Wilhelm zu D., geb. Hofjägenneister vom Dienst, war 1890-93 Reichs- tagsabgeordneter (deutsch-konservativ). L. Ahnherr der Linie Dohna-Schlodien war Graf Christoph von Dohna-Schlodien, geb. auf Schloß Coppet am Genfersee. Er nahm 1686 am Kriege gegen die Türken teil, war 1689 Commandeur des aus franz. Emigranten ge- bildeten Regiments im Feldzuge gegen Ludwig XIV., 1698 und 1699 Gesandter in London, [* 9] wurde 1713 General der Infanterie, nahm 1716 seinen Abschied, zog sich auf feine Güter in Preußen zurück und starb Er ist Verfasser der «N6inoir63 oi'i- ßwkwx 8ur 16 röFU6 et 1a. eour ä6 ^reäeric 1», roi äs?ruL86" (Berl. 1833). (Vgl. Voigt, Des Gra- fen Christoph von Dohrn Hof- und Gesandtschastsleben, in Raumers «Histor. Taschenbuch», Lpz. 1853.) Die Söhne des Grafen Christoph wurden Stifter der Unterlinien:
1) Schlodien und Carwinden, evangelisch, begründet vom Grafen Karl Florus von Dohrn (gest. 1765), gegenwärtig vertreten durch den Grafen Adolf zu D., geb. Ma- joratsherr auf Schlodien und Carwinden, preuß. Kammerherr und Rittmeister a. D., erbliches Mit- glied des Herrenhauses und seit 1893 Neichstags- abgeordneter (deutsch-konservativ) ;2)Kotzenau, re- formiert, begründet vom Grafen Wilhelm von Dohrn (gest. 1749), gegenwärtig vertreten durch Graf Wil- helm zu D., geb. -
Vgl. Aufzeichnun- gen über die Vergangenheit der Familie Dohrn (4 Bde., Verl.1877-85);
Die Donins. Aufzeichnungen über die erlofchenen Linien der Familie Dohrn (ebd. 1876).
Dohnen, Schleifen, Schlingen von Pferde- haaren zum Fangen von kleinem Federwild (z. B. von Drosseln, Krammetsvögeln); dieselben werden an Bäumen oder auf dem Boden in bogenförmig einge- steckten Nuten befestigt. Die Aufeinanderfolge von D.nenntmanDohnensteig oder Dohnenstrich. Dohnensteig, Dohnenstrich, s. Dohnen. Dohrn, Anton, Zoolog, Sohn von Karl Aug. Dohrn, geb. zu Stettin, [* 10] studierte in Königs- berg, Bonn, [* 11] Jena [* 12] und Berlin [* 13] Zoologie und habili- tierte sich 1867 als Privatdocent in Jena. Seine litterarisch-wissenschaftliche Thätigkeit erstreckte sich auf Entomologie, die er systematisch und embryo- logisch behandelte; auf mehrern Reisen an die deut- schen, engl. und Mittelmeerküsten bearbeitete er die Meereskrustaceen. 1870 ging er nach Neapel [* 14] und legte den Grund zur dortigen Zoologischen Station, ¶