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Clemens Romanus iVHI.), vorher Agidius Nunoz, Kanonikus zu Barcelona, [* 1] wurde 1424 von drei Kardinälen zum Papst erwählt, mußte 1429 auf dem Konzil zu Tor- tosa entsagen, wodurch das große Schisma (s. d.) beendigt wurde. Clemens Romanus VIII. (1592-1605), vorher Ippolito Aldo - brandini, geb. 1536, seit 1585 Kardinal, stellte sich in Frankreich auf die Seite der Ligue; nachdem jedoch Heinrich IV. 1593 zum Katholicismus über- getreten war, absolvierte er ihn 1595 und blieb mit ihm in gutem Einvernehmen.
Das Herzogtum Fer- rara zog er nach dem Erlöschen des Hauptstammes der Este 1598 als erledigtes Lehen ein. In dem Streit zwischen Dominikanern und Jesuiten über das Ver- hältnis von Gnade und Freiheit des Willens vermied er eine Entscheidung, um keinen Orden [* 2] zu verletzen. Er starb Von der Vulgata ordnete er 1592 eine zweite verbesserte Ausgabe an, nach ihm 0i6in6ntiua genannt. Clemens Romanus IX. (1667 - 69), vorher Giulio Rospi- gliosi, Nuntius in Spanien, [* 3] dann Kardinalsekre- tär Alexanders VII., stellte zwar die Verfolgung der Iansenisten ein (der sog. Clementinische Friede), verbot aber die von ihnen besorgte Über- setzung des Neuen Testaments. Clemens Romanus X. (1670-76), vorher Emilio Altieri, war 80 I. alt, als er Papst wurde, und hinterließ seinem Nachfolger den Streit um die Regalien (s. d.) mit der franz. Krone. Clemens Romanus XI. (1700-21), vorher Giovanni Fran- ce s c o A l b ani, geb. 1649, seit 1690 Kardinal, erhob Einspruch gegen Preußens [* 4] Erhebung zum Königtum, stand im Spanischen Erbfolgekrieg auf der Seite Frankreichs, ward aber 1709 zur Anerkennung des österr. Prätendenten Karl III. gezwungen. Von den Jesuiten beherrscht, erließ er gegen die Iansenisten die Bulle «Vinkam Domini» (1705) und die Konstitu- tion «UuiFsuiwL» (1713). Seine Werke (2 Bde., Franks. 1729) enthalten Bullen, Reden und Briefe. Clemens Romanus XII. (1730-40), vorher LorenzoCorsini, seit 1706 Kardinal, versuchte vergeblich, den Kirchen- staat durch Pavia und Piacenza oder San Marino zu erweitern und die deutschen Protestanten durch das Versprechen des ungeschmälerten Besitzes der säkularisierten Kirchengüter für Rom [* 5] zu gewinnen. Clemens Romanus XIII. (1758-69), vorher Carlo Rezzonico, seit 1737 Kardinal, stand ganz unter dem Einflüsse des Staatssekretärs Torreggiani und erlebte die Ver- bannung der Jesuiten aus Portugal, Frankreich und Spanien und den Angriff des Nikolaus von Hont- heim auf die pä'pstl.
Hierarchie. Clemens Romanus XIV. (1769-74), vorher LorenzoGanga- nelli, geb. zu Sant Arcangelo bei Rimini, trat 1723 in den Minoritenorden, ward Konsultor der Inquisition, 1759 Kardinal und 1769 im Mai nach dreimonatlichem Konklave ge- wählt. Er neigte freisinnigern Ansichten zu, verbot z. B. die Verlesung der Bulle «In 006113. äoinwi». Seine Abneigung gegen die Jesuiten war bekannt-, dennoch zögerte er mit Auflösung des Ordens, um durch Unterhandlungen mit denHöfen möglichst große Zugeständnisse dafür einzutauschen.
Erst veröffentlichte er das auflösende Breve «vomi- QU8 ac Nkäemptor nost^r». Er starb Die Vermutung, daß er vergiftet worden sei, ist grundlos. Sein Denkmal in der Kirche der Apostel zu Rom führte Canova nach Volpatos Angabe aus. Clemens Romanus beförderte Künste und Wissenschaften, u. a. auch durch die Stiftung des Clementinischen Mu- seums, das, durch Pius VI. und Pius VII. berei- chert, zur schönsten Zierde des Vatikans wurde. An Schriften hat Clemens Romanus nur Briefe und Sendschreiben hinterlassen. Die von Caraccioli herausgegebenen Briefe (deutsch, 4 Bde., Lpz. 1777-80) vermengen Echtes mit Unechtem, ebenso die «^ouv6ii68 Isttreg int6i'688kut63 äu MP6 d XIV» (3 Bde., Par. 1776 u. ö.: deutsch, Lpz. 1790). -
Vgl. Caraccioli, I^a vi6 äu pHps (^. XIV (Par. 1775; deutsch, Franks. 1776);
Reumont, Ganganelli, Papst C.XIV., seine Briefe, seine Zeit (Berl. 1847)'. Theiner, Geschichte des Pontificats Clemens Romanus' XIV. (2 Bde., Lpz. 1853).
Die Schrift von Latouche, «OismLQt XIV 6t O3.1I0 Ler- tiuä22i, c0ri-68p0iiäÄiic6 in6äit6» (Par. 1827), ist eine sinnreiche, anziehend geschriebene Erdichtung. Clemens Romanus, einer der Apostolischen Väter (s. 0.), war der Sage nach der erste oder dritte Bischof von Rom nach dem Apostel Petrus, Schü- ler des Petrus und Mittelsmann zwischen Iuden- christentum und Heidenchristentum. Zuverlässiges über seine Person ist nicht bekannt. Ob der im Briefe an die Philipper 4,3 als Mitarbeiter des Paulus erwähnte Clemens Romanus derselbe ist, wie schon ältere Kirchenlehrer annahmen, ist ebenso zweifelhaft als die Identität des röm. Gemeindehauptes mit dem wegen Hinneigung zum Christentums hingerichte- ten Vetter Domitians, dem Konsular Flavius Cle- mens. Im letztern Falle würde sein Tod etwa ins I. 96 n. Chr. fallen.
Die spätere ^age weiß von seiner Verbannung in den Thrazischen Chersones und seinem Märtyrertode 102 n. Chr. zu erzählen. Die zahlreiche, dem Clemens Romanus zugeschriebene Litteratur zerfällt in einen heidenchristl. und eincn judenchriftl. Zweig. Zu dem erstern gehört namentlich der ihm zugeschriebene, jetzt vollständig wieder aufgefundene Brief an die Korinther, ein nach den meisten ums I. 94, nach andern erst um 120 anonym verfaßtes röm. Gemeindeschreiben zum Zwecke der Herstellung kirchlicher Ordnung in der von Parteien zerrissenen korinth.
Gemeinde. Der Grundcharakter der Theo- logie in diesem Schreiben ist ein abgefärbter und stark ins Gesetzliche hinüberspielender Paulinismus. Der sog. zweite Brief des Clemens Romanus ist, wie sich seit der Wiederauffindung des vollständigen Textes ergeben hat, überhaupt kein Brief, sondern eine erst in der zweiten Hälfte des 2. Jahrh, verfaßte Homilie. Zu den judenchristl. Schriften, welche seinen Na- men tragen, gehören außer den Apostolischen Kon- stitutionen (s. d.) besonders die sog. Clementi- nischen Rekognitionen und Homilien, eine doppelte Überarbeitung einer ältern judenchristl.
Schrift und eins der wichtigsten Denkmäler des essenischen Iudenchristentums im 2. Jahrh. Petrus erscheint darin als der eigentliche Heidenapostel, während Paulus unter der Maske des Magiers Si- mon als falscher Apostel bestritten wird. Die Cle- mentinische Überarbeitung kleidet diese Streitunter- redungen des Petrus mit Simon in eine Art von Familienroman, dessen Held der von Petrus bekehrte Clemens Romanus ist. (Vgl. Lanqen, Die Klemensromane. Ihre Entstehung und ihre Tendenzen, Gotha [* 6] 1890.) Außer- dem existieren unter dem Namen des Clemens Romanus in syr. Sprache [* 7] noch zwei Briefe an die Jungfrauen, ein frühestens aus dem 3. Jahrh, stammendes Machwerk. Am besten sind die beiden Briefe des Clemens Romanus von Hilgenfeld («^ovuin ^68t9.m6ntiiin extra, canonem I-606MIN», Fascikel 1, Lpz. 1866; 2. Aufl. 1876), Bryennios (Konstantinopel [* 8] 1875),
Harnack und Geb- hardt («I'Hti-uiuHp08t0iic0rum0p6r3.,lH8l:. 1,pai-ä1 Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen. 24* ¶