wehren, obwohl dort (1890) auf 3 Mill. Europäer nur etwa 51000
Chinesen kamen. 1877 erließ Queensland ein Gesetz, wonach
die Eigentümer der Auswandererschiffe für jeden ausgeschifften
Chinesen eine
Kopfsteuer von 10 Pfd. St. erlegen mußten,
die dem Betreffenden jedoch nach
Abzug der etwa durch ihn der Regierung entstandenen Kosten ausgezahlt
werden sollten, falls er die
Kolonie verließ. Außerdem enthielt das Gesetz noch die Bestimmung, daß die Schiffe
[* 1] auf je 10 t
Gehalt nur je einen
Chinesen einführen dürften, und 1884 wurde diese Bestimmung sogar auf 30 t und die Kopftaxe auf 30 Pfd.
St. erhöht. Ähnliche Gesetze folgten 1881 in Neusüdwales, Victoria,
[* 2] Neuseeland,
Südaustralien, und 1888 wurde
in Neusüdwales ein Gesetz angenommen, das zwar die Kopftaxe aufhob, aber die Einwanderung nur eines
Chinesen auf je 300 t
erlaubte.
Im russ. Grenzgebiet wurde im Juni 1887 die Ansässigmachung von
Chinesen in den
Städten untersagt. In
Natal wurden schon früher,
inDeutsch-Ostafrika 1892 einige hundert
Chinesen eingeführt.
Kunst.Alt wie die Kultur
Chinas ist auch seine Kunst; aber nicht die
Baukunst
[* 5] ist es, der man, wie in den
meisten übrigen Kulturländern,
die ersteKunde von derselben verdankte, sondern die Bronzeindustrie. Welch'
hohe Entwicklungsstufe diese bereits im frühesten
Altertume, zur Zeit der Schang-Dynastie (1766-1121
v. Chr.) erreicht hatte,
bezeugen die zahlreichen Funde von Bronzegefäßen (s.
Tafel: Chinesische Kunst II,
[* 6]
Fig. 1
u. 2) im Lößgebiete.
Diese ältesten
Gefäße sind Opfergefäße; mithin ist es erklärlich, daß ihre Form und Ornamentierung bis zu einem gewissen
Grade durch den
Kultus bedingt sind. Die Ornamente
[* 7] sind teils geometrisch, teils den Erscheinungen der Außenwelt entlehnt.
Unter den erstern erscheint besonders der Mäander
[* 8] (lêi-wên, d. h. Donnermuster), der auf
eine symbolische
Darstellung des Donners unter Zugrundelegung des alten Schriftzeichens lêi (Donner) zurückgeht. Zu der
zweiten Art gehören Nachbildungen vonBergen,
[* 9]
Wolken und
Tieren, während
Pflanzen und menschliche
[* 6]
Figuren
gänzlich zu fehlen scheinen.
Dagegen werden die bis auf den heutigen
Tag inChina
[* 10] sehr populär gebliebenen Fabeltiere: Drachen, Einhorn, Schildkröte,
Phönix sowie das sog. tâo-tie, ein vielfraßähnliches Ungetüm, dessen
Kopf oder
Antlitz, mit größter
Freiheit stilisiert,
gern als Vasenornament verwendet wird (s. Taf. II,
[* 6]
Fig.
3), augenscheinlich bevorzugt. Während der Tschen-Dynastie (1134-255
v. Chr.), zum
Teil auch schon unter den Schang, läßt
sich eine deutliche Scheidung in rituelle
Gefäße, die beim Staatskultus Verwendung fanden, und solche, die als Opfergefäße
beim
Ahnenkultus oder als Auszeichnungen für besondere Verdienste üblich waren, durchführen.
Einen neuen Anstoß zu gedeihlicher Entfaltung erhielt die Bronzeindustrie durch die Einführung des
Buddhismus, die um den Beginn unserer Zeitrechnung stattfand. Der ind. Einfluß machte sich sowohl
in der größern
Mannigfaltigkeit der Formen und Ornamente (besonders in der Verwendung von menschlichen
[* 6]
Figuren
und Pflanzenmotiven), also auch in der Vervollkommnung von Material und
Technik geltend. Im 8. Jahrh.
n. Chr. beginnt man bereits, buddhistische Bronzefiguren zu vergolden. Auch der
Taoismus brachte zum mindesten neue Motive
auf (s. Taf. II,
[* 6]
Fig. 9), und durch die Weltherrschaft der mongol.
Eroberer ward endlich der Verkehr mit dem fernen Westen erneuert und dadurch das Eindringen arab.
und pers. Kunstformen ermöglicht. Als Blüteperioden der chines.
Bronzeindustrie gelten die Regierung Siwen-te (1426-36) und die Regierung Kang-hi (1662-1723).
Wenn
China keine Baudenkmäler besitzt, die über das 11. Jahrh. unserer Zeitrechnung zurückreichen,
so ist das der leichten Bauart und der geringen Haltbarkeit des Materials (Holz
[* 11] und Ziegel) zuzuschreiben.
(Beispiele vom
Häuserbau s. Taf. III,
[* 6]
Fig. 3
u. 4.) Auf dieselben
Ursachen dürfte auch die Erscheinung zurückzuführen
sein, daß den
Chinesen der
Sinn für Monumentalbauten fast völlig abgeht. Triumphbögen und
Brücken
[* 12] sind wohl, abgesehen
von einigen kaiserl. Mausoleen, das Einzige, was sich nach dieser
Richtung anführen ließe. Auch ist auf dem Gebiete der
Baukunst der indisch-buddhistische Einfluß unverkennbar; er zeigt sich an den monumentalen Tempelbauten (s.
Taf. III,
[* 6]
Fig. 2) und an dem Pagodenbau (s. Taf. III,
[* 6]
Fig.
1). Am auffallendsten erscheinen die vielen nach innen gebogenen Dächer an den aus fünf, sieben, neun und selbst mehr
Stockwerken
bestehenden
Türmen, den sog.Pagoden (tha).
Jedes
Stockwerk ist nämlich von dem höhern durch ein Dach
[* 13] getrennt, von dessen Giebelspitzen häufig
Glocken herabhängen.
Die Wohnungen der
Reichen sowie die
Paläste der
Großen, selbst die des
Kaisers nicht ausgenommen, bestehen aus einer Anzahl
einstöckiger,
Höfe, Gärten und kunstreiche Wasserpartien einschließender, durch
Galerien miteinander verbundener
Gebäude.
Da die
Chinesen die Bereitung des
Glases durch
Ausländer kennen lernten, so ist noch immer großer
Mangel
an dem gewöhnlichsten Fensterglase, der durch die zierlichen
Stäbe, deren Öffnungen mit Papier verklebt werden, nicht ersetzt
werden kann.
Verhältnismäßig jung ist die Porzellanindustrie (s. Taf. I,
[* 6]
Fig. 2,
4, 6), ein sehr wichtiger Zweig der C. K.
Dies nachgewiesen zu haben, ist das Verdienst von Stanislas Julien, der in der
Inschrift auf einem 1835 von Rosellini in einem
ägypt.
Grabe gefundenen Porzellanfläschchen ein chines. Gedicht aus dem 8. Jahrh.
n. Chr. erkannte. Da jenes Fläschchen überdies mit den heutzutage in
China gebräuchlichen Schnupftabaksfläschchen (s.
Taf. I,
[* 6]
Fig. 5) übereinstimmt, die
Sitte des Schnupfens in
China jedoch erst seit dem 17. Jahrh. besteht,
so dürfte jener Fund ein recht modernes Erzeugnis darstellen.
Die neuere Forschung läßt es als ausgemacht erscheinen, daß die Erfindung des eigentlichen Porzellans nicht über das 9. Jahrh.
n. Chr. zurückreicht, da das sog.
grüne Porzellan, das im 7. Jahrh. von Ho-tscheu erfunden worden ist, als Seladon anzusehen
ist. In der tausendjährigen Entwickluug der Porzellanindustrie unterscheidet man 7
Perioden: