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Arzneibuche aufgenommene Cortex
Chinae succirubrae. Während die erstern flache oder wenig gebogene, rotbraune, mit dicker
Borke, die viel Längsrisse zeigt, besetzte
Stücke bilden, sind die kultivierten roten Rinden,
Röhren
[* 1] und Halbröhren mit
graubräunlicher bis graulich weißer Korkschicht und braunroter Bastschicht. Graue und braune Chinarinde
sind die
Rinden jüngerer
Aste und Zweige südamerik. und anderer Herkunft. Stammpflanzen derselben sind Cinchona
officinalis L. (Kronenchina von Loxa), Cinchona nitida und micrantha R.
u. Pav. (Huanuco- und Guayaquil-Rinden); es sind
federkiel- bis fingerdicke
Röhren von graubrauner, längs- und querrissiger Außenfläche, oft noch mit weißlichem
Kork
[* 2] bedeckt,
und hellzimmetfarbener Innenfläche. Zu den gelben Chinarinde.
-
Ast- und Stammrinden, denen die obere Borkenschicht
fehlt, die also aus
Bast
[* 3] bestehen - zählen die Cinchona calisaya Wedd.
(s.
Tafel: Rubiinen,
[* 4]
Fig. 2, Königschinarinde
von Südperu und Bolivien), ferner die columb.
Rinden der östl. Abhänge der mittlern Cordilleren, von Cinchona lancifolia Mutis (Carthagenarinde)
und Cinchona cordifolia
(Maracaiborinde) abstammend. Das Deutsche
[* 5]
Arzneibuch von 1890 hat die Einzelbenennungen
der offizinellen Chinarinde
abgeschafft und nur die Rinde von Cinchona succirubra aufgeführt, deren Gehalt an
Alkaloid mindestens 5 Proz.
betragen muß. Die in den J. 1880 - 83 an den Markt gelangte sog. Cuprearinde ist eine chininhaltige
Rinde der den Cinchonaceen nahe verwandten Gattung Remijia, an den Ostabhängen der Cordilleren im columb.
Staat Santander seiner Zeit entdeckt. Sie gilt bis jetzt als einziges
Beispiel des Vorkommens von
Chinin in andern Pflanzengattungen.
Wirksame
Bestandteile der Chinarinde
sind eine Anzahl Chinaalkaloide oder
Chinabasen (s. d.), unter denen das
Chinin (zu 1-10 Proz.
darin enthalten) das wichtigste ist. Außerdem kommen darin vor die
Chinasäure (s. d.) zu 5 - 9 Proz.,
die
Chinagerbsäure (s. d.), der
Chinovabitter (s.d.) und das
Chinarot (s. d.).
Die Chinarinde
als Arznei betrachtet, sind das kräftigste von allen gewürzhaft-bittern und zusammenziehenden, sog.
tonischen
Mitteln. Die zusammenziehende und fäulniswidrige Wirkung beruht auf ihrem Gehalt an
Chinagerbsäure,
während die specifisch fiebervertreibende Kraft,
[* 6] welche sie gegen
Wechselfieber und
Malaria zeigt, sowie zum
Teil ihre stärkende
Eigenschaft, derentwegen sie bei durch
Krankheit, namentlich infolge von
Blut- und Säfteverlust (z. B.
Typhus,
Blutarmut und
Bleichsucht) entkräfteten
Personen mit oft so großem Erfolge angewandt wird, den
Chinabasen zukommt.
Eine üble Nebeneigenschaft dieses kräftigen Heilmittels ist, daß es bei fortgesetztem Gebrauch die
Verdauung stört und Übelkeit und Magendrücken veranlaßt. Jedoch bewirken dies weniger die
Alkaloide als die
Substanz der
Rinde. Deshalb war die Entdeckung des
Chinins (s. d.) von außerordentlicher Wichtigkeit. Äußerlich wurde früher
die Chinarinde
bei bösartigen
Geschwüren, bei brandigen Wunden u. s. w. vielfach angewendet.
Auch bereitet man aus ihr verschiedene Essenzen, Extrakte,
Tinkturen u. s. w.
Zu den
Surrogaten der Chinarinde
, die sich indessen in den meisten Fällen nicht bewährt haben, gehören in erster Reihe:
die unechten Chinarinde
, welche der Mehrzahl nach von verschiedenen tropischen
Bäumen aus der Familie der
Rubiaceen abstammen, z. B.
die
Para-China von
einer in
Brasilien
[* 7] wachsenden Ladenbergia, die
China
[* 8] alba granatensis von Ladenbergia
macrocarpa Klotzsch, die
China nova von Ladenbergia oblongifolia
Karst., die
China rubra brasiliensis von Ladenbergia Riedeliania
Kl., die
China caribica oder jamaicensis von
Exostemma caribaeum W., die
China Sanctae Luciae von
Exostemma floribundum W. auf
den
Antillen u. a. m.
Alle diese unechten Chinarinde
ermangeln der in den echten vorkommenden
Basen, haben meist
einen stärkern, widerlich bittern und kaum gewürzhaften
Geschmack und vermögen die echte Chinarinde
ebensowenig zu ersetzen als
mehrere andere, besonders während der Kontinentalsperre empfohlene
Surrogate, wie z. B. die
Weiden-, Kastanien-, die Eichenrinde
und deren charakteristische
Bestandteile (Salicin, Quercin u.s.w.).
Gleiches gilt von den als
Surrogat für
das
Chinin vorgeschlagenen
Alkaloiden, nämlich dem Ilicin, Phloridzin,
Aricin, Buchsin u. a. m. Auch den synthetisch hergestellten
Arzneimitteln, dem
Antipyrin (s. d.),
Antifebrin (s. d.) u. a., kommt wohl die temperaturherabsetzende,
aber nicht die specifische Wirkung bei
Wechselfieber und
Malaria zu; sie sind außerdem frei von tonischer
Wirkung.
Während früher naturgemäß Südamerika [* 9] das einzige Exportland für Chinarinde war, haben sich die Verhältnisse jetzt vollständig geändert. Noch 1879-80 kamen nach London [* 10] und Amsterdam, [* 11] den Haupt-Handelsplätzen für C.:
von Columbia | 6000000 Pfd. |
" Peru und Bolivia | 1000000 " |
" Indien und Ceylon | 1172000 " |
" Java | 70088 " |
" Jamaika | 21140 " |
Dagegen führte 1885 Ceylon [* 12] allein 15300000 Pfd. aus. In den letzten Jahren ist allerdings die Produktion Ceylons sehr zurückgegangen, dagegen hat diejenige Javas mit jedem Jahre zugenommen und betrug 1891/92: 8874857 Pfd. Von Bolivia, [* 13] Centralamerika, Columbia [* 14] und Ecuador [* 15] wurden 1889 nur noch 2182300 Pfd. zugeführt.
Der Gesamtbestand der Chinabäume auf Java betrug 1890: 40 Mill., die ein Quantum von 40 Mill. kg Rinde oder 1200000 kg Chinin repräsentieren. Von den Medizinalrinden abgesehen, wurden 1889 in den hauptsächlichsten Rindendistrikten produziert:
auf Ceylon | 105000 kg |
" Java | 96733 " |
in Britisch-Indien | 26000 " |
" andern Ländern | 18000 " |
schwefelsaures Chinin, in den Rinden berechnet, während der Chininkonsum in demselben Jahre nur auf 205000 kg geschätzt wird.
Die Anwendung der Chinarinde als Heil-, besonders fiebervertreibendes Mittel ist in Südamerika jedenfalls uralt, denn Quina oder «China» bedeutete in der Sprache [* 16] der Inkas eine fiebervertreibende, Quina-Quina eine besonders heilkräftige Rinde. 1636 wurde die Gräfin Chinchon, Gemahlin des damaligen Vicekönigs von Peru, durch den Gebrauch des Rindenpulvers geheilt. Durch ihre Vermittelung und unter Beihilfe der Jesuiten kam das Pulver als «Gräfinpulver», «Jesuitenpulver» nach Spanien, [* 17] während es in England 1671 durch einen Arzt Talbot eingeführt wurde. In Italien [* 18] führte es der Kardinal Juan de Lugo ein, und nach ihm nannte man das Pulver auch «Kardinalpulver».
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.] ¶