heit und den persönlichen Zwecken des Präsidenten entgegenzuarbeiten suchten, aber durch ihr unpolit. Benehmen dem Bonapartismus
Vorschub leisteten. Nach dem
Staatsstreiche vom 2. Dez. wurde Carnot 1852 für den Gesetzgebenden Körper in
Lyon
[* 1] und 1857 in
Paris
[* 2] gewählt; die Verweigerung des Huldigungseides machte aber beidemal seine
Wahl ungültig. Erst als er
diese Bedenklichkeit aufgab und wieder 1864 zu
Paris gewählt wurde, nahm er seinen Platz im Gesetzgebenden Körper in der
kleinen hier übrig gebliebenen Oppositionsgruppe; bei den
Wahlen von 1869 unterlag er gegen Gambetta und Rochefort.
Nach Beseitigung des Kaiserreichs 1870 wurde Carnot
Maire im 8.
Arrondissement von
Paris und 1871 in die Nationalversammlung
gewählt, wo er sich zur republikanischen Linken hielt; 1875 wurde er zum Senator auf Lebenszeit ernannt.
In den J. 1885, 1887 und 1888 wirkte
er im Senat als
Alterspräsident. Kurz vor seinem
Tode gründete er eine Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte der
Französischen
Revolution. Er starb Carnot veröffentlichte ein «Exposé
de la doctrine
Saint-Simonienne» (Par. 1830 u. ö.),
eine Verteidigung seiner Amtsverwaltung (ebd. 1849) und «La Révolution
française, résumé historique» (2 Bde., ebd. 1867).
–
Vgl. die Litteratur zu dem
Artikel Marie François Sadi Carnot.
LazareNicolas Marguerite,
Graf, geb. zu Nolay in
Burgund, von bürgerlicher
Abkunft, Sohn eines Notars, war zu Anfang der Revolution Ingenieurhauptmann. 1784 hatte ihm die
Akademie von Dijon
[* 3] für einen
«Éloge de
Vauban» den Preis zuerkannt. An die Nationalversammlung richtete er verschiedene
Abhandlungen über militär. und
finanzielle Fragen, bis er 1791 Abgeordneter bei der Gesetzgebenden Versammlung wurde. Er nahm anfangs
nur an den
Beratungen über militär. Angelegenheiten teil. So wurden auf seinen
Vorschlag die zahlreichen ausgewanderten adligen
Offiziere durch
Unteroffiziere ersetzt.
Als Mitglied des
Konvents stimmte er für
Ludwigs ⅩⅥ.
Tod. Darauf ward er im März 1793 zum Nordheere gesandt, wo er die
Grenzfestungen von Lille
[* 4] bis ans
Meer in stand setzte. Am 14. Aug. trat er in den Wohlfahrtsausschuß und wurde Leiter des Kriegswesens.
Als solcher arbeitete er für Houchard den
Plan der
Schlacht bei Hondschoote (s. d.) aus und siegte im Okt. 1793 selbst bei
Wattignies. Nach
Paris zurückgekehrt, arbeitete er ohne Unterlaß an der Neuschöpfung des
Heers.
Von seinem
Kabinett aus organisierte er 14
Armeen, ernannte ihre
Generale, befestigte die Grenzen
[* 5] und lieferte die Kriegspläne.
Im Wohlfahrtsausschusse suchte er Robespierre zu schwächen. Als Legendre nach dessen
Sturze beantragte, Carnot in Anklagezustand
zu versetzen, vereitelte eine
Stimme aus der Versammlung: «Ihr könnt den Mann nicht
verdammen wollen, der den
Sieg unserer
Armeen organisiert hat!» dessen
Antrag. Bei der Errichtung des Direktoriums 1795 wurde
Carnot dessen Mitglied und erhielt einige Zeit bedeutenden Einfluß, zerfiel aber mit
Barras, ward am 18.
Fructidor
als Royalist verdächtigt und zur Deportation verurteilt. Er floh nach
Deutschland
[* 6] und gab eine Rechtfertigungsschrift
heraus, die durch Aufdeckung der Schändlichkeiten seiner ehemaligen
Kollegen deren
Sturz am 30. Prairial beförderte.
Nach dem 18.
Brumaire wurde Carnot zurückberufen und im April 1800 Kriegsminister. ^[] Zwar gab er diese
Stellung
bald auf,
weil er den ehrgeizigen
PlänenBonapartes widerstrebte, und zog sich Ende 1800 in seine Familie
zurück, ward jedoch zum
Tribunat berufen.
Die Unbeugsamkeit der Grundsätze, die ihn immer auszeichnete, verleugnete er auch hier nicht; er trat mehrmals der Regierung
entgegen, stimmte gegen Einrichtung der Ehrenlegion, des lebenslänglichen
Konsulats und die Kaiserwürde.
Dennoch blieb er im
Tribunat bis zu dessen Aufhebung; dann lebte er wissenschaftlichen
Arbeiten, hauptsächlich im Gebiete
der Mathematik und der militär. Befestigung. Im Jan. 1814 übertrug ihm Napoleon den Oberbefehl
in
Antwerpen,
[* 7] das er heldenmütig bis zur Kapitulation von
Paris verteidigte. Zwar behielt er nach der ersten Restauration
seine Würden, verschmähte aber als strenger Republikaner die Gunst des
Hofs. Während der
Hundert Tage ernannte ihn Napoleon
(beider angeblicher «Briefwechsel» aus dieser Zeit erschien in zwei Fassungen,
Par. 1819) zum
Grafen und Pair und drängte ihm das Ministerium des Innern auf, das Carnot mit gewohnter Rechtlichkeit verwaltete.
Sein Einspruch wider die
Additionalakte zur
Verfassung blieb ungehört. Nach Napoleons zweiter Abdankung
trat Carnot in die Provisorische Regierung, wurde aber von den
Bourbonen durch die Verordnung vom verbannt. Er wandte
sich nach Warschau,
[* 8] dann nach
Magdeburg,
[* 9] wo er starb. Ein
Denkmal (von Roulleau) wurde ihm in
Nolay errichtet. 1889 wurden seine Gebeine aus
Magdeburg nach
Paris gebracht und dort 4. Aug. im Pantheon beigesetzt.
Unter
C.s zahlreichen
Schriften sind zu nennen: «Essai sur les machines en général» (Dijon 1784; 2. Aufl.,
Par. 1801),
«De la défense des places fortes» (ebd. 1789; 4. Aufl. 1814;
deutsch, Stuttg. 1820),
«Réflexions sur la métaphysique du calcul infnitésimal» (Par. 1797; 4. Aufl.
1860; deutsch von Hauff, Frankf. 1800),
«Géométrie de position» (Par. 1803; deutsch,
Altona
[* 11] 1808–10),
«Principes fondamentaux de l'équilibre et du mouvement» (Par.
1803; deutsch, Lpz. 1805),
«Exposé de la conduite politique de Carnot depuis
le 1er juillet 1814» (Par. 1815),
«Mémoire sur la fortification primitive» (ebd. 1823). Auch als Dichter
versuchte sich Carnot nicht ohne
Glück, wie sein komisches
Heldengedicht«Don Quichotte» (Par. 1821) und sein «Télémaque
dans l'île de Calypso» (Par.
u. Berl. 1822) beweisen; seine «Opuscules poétiques»
erschienen
Paris 1820. -
(spr. -noh),MarieFrançois Sadi, Präsident der franz.
Republik, Sohn von Lazare Hippolyte Carnot, geb. zu Limoges, besuchte die Polytechnische,
dann die
Brücken- und Wegebauschule und wurde Ingenieur in
Annecy, wo er wichtige technische
Arbeiten, insbesondere die große
Rhônebrücke von Collonge, ausführte. Im Jan. 1871 wurde er
Präfekt im Depart. Seine inférieure und
erhielt den
Auftrag, als außerordentlicher
Kommissar die nationale Verteidigung in der
Normandie zu organisieren. Nach
Abschluß
des Waffenstill-
^[Artikel. die man unter K vermißt, sind unter K aufzusuchen.]
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