Carbolsäure (s. d. und
Phenol) öfters beobachtet; sie kann sowohl bei Einführung der letztern in den
Magen
[* 1] wie bei äußerer
Anwendung (Einreibungen und
Umschlägen auf offene Wunden und große eiternde
Flächen, bei
Klystieren und Ausspülungen) zu
stande kommen, wenn die hierzu verwandten Lösungen zu stark und oder zu lange Zeit hindurch oder in
unvorsichtiger
Weise benutzt werden. Als Verbandwasser soll im allgemeinen nur eine ein-, höchstens zweiprozentige Carbollösung
Verwendung finden; bei kleinen
Kindern sowie bei umfangreichen Wundflächen, namentlich
Brandwunden, ist besondere Vorsicht
geraten, da in beiden Fällen die Möglichkeit einer Resorption der
Carbolsäure und damit die Gefahr einer
Vergiftung besonders
nahe liegt.
Innerlich genommen können schon 5-20 g
Carbolsäure eine tödliche
Vergiftung herbeiführen. Die
Symptome der Carbolvergiftung bestehen bei
akuter
Vergiftung mit größern Mengen von
Carbolsäure in bläulicher Gesichtsverfärbung, heftigem
Erbrechen, Kälte der Extremitäten,
Schwindel,
Bewußtlosigkeit und
Krämpfen, aussetzender
Atmung, hochgradiger Pupillenverengerung und schwerem
Kollaps, der durch
Lähmung des Atmungscentrums in plötzlichen
Tod übergehen kann. In Fällen von schwacher Carbolvergiftung klagen die
Betroffenen über
Kopfschmerzen und Schwindel, Abgeschlagenheit, Übelkeit und Appetitmangel; in ihrem
Harn bildet sich entweder
schon in den
Harnwegen oder erst beim Stehen an der Luft eine ganz charakteristische dunkelgrüne, oft fast schwärzliche
Färbung (sog.
Carbolharn,
Carbolurin). Als Gegenmittel dienen bei der Carbolvergiftung
Zuckerkalk
(Calcaria saccharata),
Eiweiß,
Milch,
Kalkmilch oder schwefelsaure
Salze
(Glaubersalz) in großen Gaben, ebenso kräftige Reizmittel; größere Giftmengen
im
Magen werden am besten durch die
Magenpumpe entfernt.
Wegen seiner dunkeln, fast schwarzen
Farbe ist der Carbon als Schmuckstein nicht brauchbar, derselbe findet aber
wegen seiner großen Härte, die der des eigentlichen Diamants gleichkommt, für technische Zwecke, so namentlich bei
der Konstruktion von Gesteinsbohrmaschinen,
[* 4] vielfach Verwendung.
bedeutendster und verbreitetster der vielen ital.
Geheimbünde dieses Jahrhunderts.
Ihre
Hauptwirksamkeit entfalteten die Carbonari seit 1808 im Königreich Neapel.
[* 7] Schwankend und zweideutig
traten sie hier 1814/15 erst gegen
Murat, hierauf für ihn und endlich wieder gegen ihn und für König Ferdinand I. ein.
Die Kurie suchte sie später im
Bunde mit den Sanfedisten (s. d.) im Kirchenstaat zu unterdrücken; ebenso
begünstigte Ferdinands berüchtigter PolizeiministerCanosa in Neapel die
Calderari (s. d.) gegen sie.
Nachdem sie sich, gestützt auf die allgemeine Unzufriedenheit, in allen Schichten des
Volks verbreitet und G.
Pepe (s.d.)
ihre militär.Organisation und Läuterung von schlechten Elementen durchgeführt, brach der schon im April 1820 geplante
Militäraufstand aus, und Ferdinand I. wurde von den Carbonari
zur Verkündigung der
span.
Verfassung von 1812 gezwungen. Ebenso rührig waren sie im Kirchenstaat, wo sie, schon 1814 (s.
Pacca) als eine Art Freimaurerorden verfolgt, den
Aufstand von Macerata erregt hatten, der jedoch niedergeworfen
wurde. In Piemont, wo
KarlAlbert irrtümlich als Carbonaro galt, hatten sie sich ebenfalls verbreitet
und durch die
Erhebung von 1821 die Verkündigung der span.
Verfassung von 1812 veranlaßt.
In den zu
Österreich
[* 8] gehörenden Gebietsteilen
Italiens
[* 9] hatten sie infolge der
Wachsamkeit der Polizei am wenigsten
Verbreitung
gefunden. Metternich sah in den Carbonari, welche sowohl freiheitliche staatliche Einrichtungen als besonders Abschüttelung
der Fremdherrschaft anstrebten, die Hauptgefahr für die
StellungÖsterreichs in
Italien
[* 10] und verfolgte
deshalb nicht nur den
Bund im eigenen Gebiet aufs strengste, sondern unterstützte auch Ferdinand I. und
Karl Felix durch Truppensendungen
aufs wirksamste bei Niederwerfung der
Bewegung, wodurch zugleich
KaiserFranz II. seine thatsächliche Oberherrschaft über
Neapel und Piemont wiederherstellte.
Österreich schlossen sich
Pius VII. und
Leo XII. in der Verdammung der Carbonari an und letzterer und
Gregor
XVI. verwendeten seit 1830 hauptsächlich die Gegensekte der Carbonari, die Sanfedisten, wider sie. In die durch Verfolgung
und massenhafte
Auswanderung sehr verminderte, mit der franz.
Charbonnerie in enger
Beziehung stehende
Carbonaria
hatten sich nach und nach zu viele Elemente aus den untersten
Ständen einqeschlichen, weshalb Mazzini ihr 1833 das
Junge Italien
(s. d.) an die Seite stellte. - Die
Charbonnerie, welche sich in
Frankreich um 1820 aus den
Geheimbünden zur Zeit der Restauration
herausbildete, trat nach Niederwerfung der Carbonari an die führende
Stelle.
Diese hatten ihren Mittelpunkt in
Paris
[* 11] und entfalteten eine besonders rege Thätigkeit während des Spanisch-Französischen
Krieges, bearbeiteten aber auch 1824 nach dem
Siege der Reaktion in
Spanien
[* 12] die
Massen in revolutionärem
Sinne. Nach der Julirevolution
(1830) schlossen sich die bedeutendsten Mitglieder des
Vereins der Regierung
Ludwig Philipps an, während
die Entschiedensten sich aufs neue in der
Charbonnerie démocratique zusammenschlossen, um
Babeufs (s. d.) socialistisch-republikanische
Gleichheitsideen zu verwirklichen. An der
Spitze derVerbindung standen
Teste,
Buonarroti und d'Argenson. Die letzten
Spuren einer
Carbonaria wurden 1841 in Südfrankreich entdeckt; dann verschwand der Geheimbund. An den Revolutionen
von 1848 hatte er keinen Anteil mehr. -
Namen und Einrichtung sind den Carbonari und der
Charbonnerie gemeinsam; sie erinnern bei
ihren pantheistisch-religiösen
Anschauungen und ihrer Schwärmerei für
Tugend und Menschenbeglückung an die der Freimaurer,
von denen sie jedoch die ausgesprochen polit.
Freiheitsbestrebungen und die Rücksichtslosigkeit in derWahl ihrer
Mittel scheiden. Wie die Freimaurer
von der Maurerzunft, so nahmen die Carbonari von den
Köhlern ihre Gebräuche und Benennungen an. Die Carbonari («fendeurs»,
Holzhauer) nannten sich gegenseitig «buoini cugini» (bons cousins, gute
Vettern),