rechts der schiffbaren
Beresina, an der Mündung der Bobrujka, an der Privatbahn
Libau-Romny und an der
Straße vonMogilew nach
Brest-Litowsk, hat (1890) 58 256 E., davon die Hälfte Israeliten, in Garnison den
Stab
[* 1] der 1.
Brigade der 30. Infanteriedivision,
das 117. und 118. Infanterieregiment, 1 Compagnie Festungsartillerie, 1 russ., 1 kath.
Kirche, 17 jüd. Bethäuser, Progymnasium und bedeutenden
Handel mit Getreide
[* 2] und
Brennholz. - Bobrujsk war, als Minsk an
Rußland
fiel, noch ein Flecken und ward 1795 zur Kreisstadt erhoben.
KaiserAlexander I. legte die Festung
[* 3] an, die schon 1812 eine
Belagerung aushielt, aber erst von
KaiserNikolaus I. durch
Anlage der Citadelle
Friedrich Wilhelm zur Festung
ersten Ranges gemacht wurde.
Michael, poln. Geschichtschreiber, geb. 1849 in Krakau,
[* 4] studierte
daselbst und wurde 1877 Professor des deutschen und altpoln.
Rechts an der dortigen
Universität. Auch ist er Mitglied der
Krakauer
Akademie der Wissenschaften und seit 1885 Abgeordneter für den Großgrundbesitz im Krakauer
Wahlkreis im österr. Reichsrat sowie Mitglied des bei demselben bestehenden «Polenklubs».
Sein Hauptwerk ist eine «Geschichte
Polens» (4 Bde., Warschau
[* 5] 1879; 3. Aufl.
1885; auch russisch von
N. J. Karjejew, 1880),
worin er noch schärfer als
Szujski und Morawski die Mängel der poln. Vergangenheit
beurteilt und in ihnen die
Ursache des
UntergangsPolens sieht, der nach ihm schon im 16. Jahrh. begann.
Ferner schrieb er
«Über die
Einteilung der poln. Geschichte in
Perioden» (Warschau 1880),
sowie mehrere rechtsgeschichtliche
Werke, darunter «Geschichte des deutschen
Rechts mit einer Geschichte desselben in
Polen» (Krakau 1876). Auch nahm an der Herausgabe
von Lencls «Poln. Rechtsdenkmälern» (ebd. 1874-82) teil. Seine «Vaterländische
Geschichte mit besonderer Rücksicht auf Galizien» wurde von
Michael Chylinski für die poln. Mittelschulen bearbeitet (ebd.
1879).
Fratelli (d. h. GebrüderBocca),
Buchhandlung in
Turin,
[* 6] in
Besitz des
AdvokatenJosephBocca, wurde 1790 begründet
und gehörte fortwährend der Familie Bocca an. Sie besteht aus einem ital.
und ausländischen Sortimentsgeschäft, Antiquariat (bis 1892 20 Kataloge) und Verlag. Letzterer umfaßt Werke von Lombroso,
der Juristen
Carle, Chironi, Garofalo, Mattirolo u. a., des Nationalökonomen Loria, einiges aus Geschichte,
Altertumskunde und Mathematik. Die
Medizin ist besonders durch
Übersetzungen vertreten. Dazu kommen noch Zeitschriften:
«Rivista storica italiana» (seit 1884),
«Archivo di Psichiatria» (seit 1880),
«Giornale di Erudizione». Das Haus hat Zweigniederlassungen
in
Rom und
[* 7]
Florenz,
[* 8] früher auch in
Paris
[* 9] und Mailand
[* 10] (letztere übernahmen Fratelli Dumolard) und ist in Palermo,
[* 11] Messina
[* 12] und
Catania vertreten.
(spr. -atschihno,Boccaccio), ital.
Maler, nach
BonifazioBembo der Hauptmeister von
Cremona,
geb. 1460, gest. um 1518. Seine anmutigen und in reizvollem
Kolorit
gehaltenen Schöpfungen lassen vermuten, daß er
Studien
bei
GiovanniBellini in
Venedig
[* 13] gemacht hat.
In den reichen Kostümen, den naiv kindlichen
Köpfen, der belebten Landschaft auf
seinen Bildern verrät sich ein feiner, poet.
Sinn. Sein größtes Werk sind die Fresken aus der Marienlegende
im
Dom zu
Cremona. Schöne Madonnenbilder von ihm findet man in der
Akademie und in
SanGiuliano zu
Venedig sowie in mehrern
Kirchen
seiner Vaterstadt.
(spr. -átscho),Giovanni, ital. Dichter und
Humanist, war der natürliche Sohn eines florentin.
Kaufmanns
und einer Französin und wurde in
Paris 1313 geboren. Seine Familie stammte aus
Certaldo (daher oft «Certaldese»).
Als
Knabe kam er nach
Florenz, ward vom
Vater für dessen
Beruf bestimmt und um 1330 nach Neapel
[* 14] gesendet. Später studierte
er 6 Jahre kanonisches
Recht, doch ohne Nutzen, las zugleich mit
Begeisterung die Alten und kam endlich
zum Entschluß, sich ganz diesem
Studium und der
Dichtkunst zu widmen.
Wahrscheinlich 1338 begann seine Liebe zur Fiammetta,
d. i. Maria, einer natürlichen Tochter König Roberts von Neapel, Gattin
einer hochgestellten Persönlichkeit des
Hofs, die seine Neigung zuerst erwiderte, später aber zurückwies.
Außer lyrischen
Gedichten, in denen er Petrarca nachahmte, schrieb er in dieser Zeit den Prosaroman «Il
Filocolo» (später «Il Filocopo» genannt),
der mit großem rhetorischen und mytholog. Pomp die aus alten franz. und deutschen
Gedichten bekannte Geschichte der Liebenden Flore und Blancheflor breit erzählt, «Il
Filostrato» (deutsch zuerst von
Beaulieu-Marconnay als «Troilus und Cressida», Berl.
1884),
ein Gedicht in Oktaven über die Liebe des Troilus (s. d.)
zur Griseida, sein zweitbedeutendstes Werk, ein anderes Gedicht «La Teseide»,
zwei idyllische Erzählungen, die eine, «Ninfale Fiesolano», von reizender
Naivetät, in Oktaven, die andere, «Ninfale d'Ameto», aus Prosa und Versen
gemischt mit allegorischem Grundgedanken, ferner die «Amorosa visione»
in
Terzinen, gleichfalls allegorisch, nach dem Vorbilde von
Dantes Komödie, und den Prosaroman «Fiammetta»
(deutsch von E.
Soltau, 3. Aufl., Berl. 1888; von Diezel, neu hg. von
Gildemeister, ebd. 1888), wo er, das wahre Verhältnis
umkehrend, die Geliebte über seine Entfernung klagen läßt. 1341 oder 1342 ward er von seinem
Vater nachFlorenz
heimberufen, aber erst seit dessen
Tod (1348 oder 1349) fing für ihn ein ernsteres Leben an. In der Prosaschrift «Il
Corbaccio» oder «Il Labirinto d'amore» erklärt er sich als heftigen
Feind der Frauen und der Liebe.
Jetzt begannen seine eifrigen Bemühungen um Förderung und
Verbreitung der klassischen
Studien, und er
wurde neben Petrarca, mit dem er seit 1350 befreundet war, der Begründer der ital. Renaissance.
Namentlich ließ er die griech.
Studien in
Toscana wieder aufleben. 1359 brachte er den des
Griechischen kundigen
Calabresen
Leontius
Pilatus nach
Florenz, nahm ihn in sein Haus
auf und verschaffte ihm die Professur an derUniversität,
die dieser 3 Jahre innehatte. Er ließ auf seine Kosten das erste vollständige Manuskript des
Homer und andere griech.
Bücher
nach
Florenz kommen. Seine eigenen gelehrten lat. Werke, zwei biographische
«De casibus virorum illustrium» und
«De claris mulieribus»,
ein geogr. Lexikon
«De montibus, sylvis etc.» und eine Mythologie, «De genealogiis deorum», wurden wichtig
als Nachschlagebücher der Zeit. Er verfaßte auch 16 lat.
Eklogen.
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