Auslaugung aus einem, aus zersetztem vulkanischen Gestein oder
Gips
[* 1] bestehenden Mergel; sie schmecken sämtlich bittersalzig
und wirken laxierend. Die gebräuchlichsten Bitterwässer sind die von
Püllna und Seidschitz in
Böhmen,
[* 2] von
Friedrichshall in
Sachsen-Meiningen
und die Ofener Bitterwässer (die Königin-Elisabethquelle,
Franz-Josephquelle, die Rakoczyquelle und die Hunyadi-János-Bittersalzquelle).
Außerdem hat man mehrere künstlich bereitete, z. B. das Meyersche (in
den Struveschen Anstalten), das Vogelsche, Franksche, Henrysche. Den Bitterwässer nahe stehen manche abführende
Solen (z. B. von Kösen, Wittekind) und das Meerwasser selbst. Die Bitterwässer werden
meist bei vollblütigen
Personen gegen
Kongestionen nach
Kopf und
Brust angewendet, besonders bei Neigung zu
Stuhlverstopfung.
Nachteilig wirken die Bitterwässer bei großer Reizbarkeit des
Magens und
Darms, bei Neigung zu Diarrhöe sowie bei
Blutarmen und erschöpften
Personen. (S. Mineralwässer.)
Bußgänge,Betfahrten (Rogationes,Supplicationes), in der kath.
Kirche Prozessionen, die jährlich an
bestimmten
Tagen (Bittage), aber auch in außerordentlichen Fällen unter Absingung von
Litaneien verrichtet werden, teils
als
Buß- und Betübungen überhaupt, teils für bestimmte Zwecke, z. B.
zur Abwendung größerer öffentlicher Übel
u. dgl. Als regelmäßige Bittgänge gelten der größere
am St. Markustage, 25. April, und
die kleinern, die an den drei
Tagen vor Christi Himmelfahrt zur Herabflehung des göttlichen Segens auf die Saaten gehalten
werden.
Stephan von, ungar. Staatsmann, geb. zu
Sárosfa auf der
Insel Schütt im
PreßburgerKomitat, absolvierte seine jurist.
Studien bis 1840 zu
Preßburg,
[* 3] wurde 1845 Notar
des Wieselburger, später des
PreßburgerKomitats. Als Repräsentant des Unterschütter
Bezirks auf dem
PesterReichstage von 1848 folgte
er der ungar. Regierung nach Debreczin
[* 4] und
Szegedin
[* 5] und flüchtete nach der
Katastrophe von Világos 1849 ins
Ausland, kehrte aber 1851 in die
Heimat zurück. Er war von 1861 an ununterbrochen Mitglied des Abgeordnetenhauses, zu dessen
Vicepräsidenten er für die
Periode 1869‒72 gewählt wurde.
Nach dem Rücktritte
Horváths übernahm Bittó in dem
KabinettAndrássys das Ministerium der Justiz.
In dieser
Stellung hatte er infolge der neuen Gerichtsorganisation eine Reihe von Richterernennungen zu vollziehen, wobei
er mit großer Unabhängigkeit und Umsicht verfuhr. Als
Andrássy nach
Beusts Rücktritt die Leitung der äußern
Politik der Österreichisch-Ungarischen Monarchie übernahm und Lónyay Ministerpräsident wurde, trat Bittó zurück
und entwickelte dann in den stürmischen parlamentarischen Kämpfen eine einflußreiche Thätigkeit. Am wurde
Bittó zum Ministerpräsidenten ernannt, nahm aber, als es ihm nicht gelang, die oppositionelle Linke für sich zu
gewinnen, seinen
Abschied. Seither gehört Bittó fortwährend dem ungar.
Reichstage an, wo er außerhalb
der Parteien steht.
Supplik, im röm. und frühern deutschen Civilprozeß ein an die höchste Instanz eingelegtes
Rechtsmittel;
jetzt wird der
Ausdruck Bittschrift oder
Supplik nur noch angewendet für Gnadengesuche an den Landesherrn oder für Gesuche
um Gewährung von Unterstützungen oder andern Wohlthaten.
Bezeichnung für gewisse in der Erde vorkommende, hauptsächlich aus
Kohlenstoff
und
Wasserstoff bestehende, brennbare Produkte, die fast ausschließlich organischen Ursprungs sind und im festen und flüssigen
Zustande sich durch mehr oder weniger dunkle (braungelbe bis schwarze)
Farbe und einen eigentümlich brenzlichen, teerartigen
Geruch charakterisieren. Diese
Stoffe sind entweder gasförmig (Erdgase), flüssig
(Erdöle) oder fest. Bei
dem festen Bitumen unterscheidet man Erdwachs (knetbar, gelb bis
braun; s. Ozokerit),
Erdpech oder Erdharz (knetbar und schwarz),
Asphalt (spröde und schwarz); der
NameAsphalt (s. d.) wird jedoch meist auch für
Erdpech gebraucht.
Der Erdteer oder
Bergteer stellt ein Gemisch aus
Erdöl
[* 6] und Erdharz dar, erscheint desto dicker, je mehr
er von letzterm enthält, und wird bei seinem (auf
Verdunstung oder
Oxydation des Öls
[* 7] beruhenden) Eintrocknen ganz zu Erdharz.
Erdöl und Erdteer quellen häufig von Wasser begleitet, ersteres oft auch ohne dieses, hervor; Erdharz wird teils auf
Seen schwimmend gefunden, teils gegraben. Ein anderes häufiges Vorkommen von Erdteer und Erdharz besteht
darin, daß dieselben
Kohlen oder verschiedene Gesteine
[* 8] (namentlich Kalkstein oder ein
Konglomerat von Kalksand,
Thonschiefer
u. s. w.) mehr oder weniger reichlich durchdringen und ihnen die dunkle
Farbe und den eigenen
Geruch mitteilen (s.
Bituminöse Schiefer
und
Asphalt). Fundorte des Erdteers sind: mehrere Gegenden in der
Provinz Hannover,
[* 9]
Braunschweig,
[* 10] Elsaß,Tirol,
[* 11] die
Auvergne,
Zante,
Barbados,
Trinidad. ^[]
Formationen auftretende, mehr oder weniger
Bitumen enthaltende und deshalb
dunkel gefärbte Schiefergesteine, die sich durch Entweichen der flüchtigen
Substanzen meist weiß brennen.
Hierzu gehören:
1) der bituminöse Mergelschiefer oder Kupferschiefer (s. d.), 2)
die
Brandschiefer (s. d.), 3) die Ölschiefer (s. d.),
4) die
Blätterkohle oder
Papierkohle (s. d.).
ein großes kelt.
Volk in
Gallien, dessen Hauptmasse in der Mitte dieses
Landes wohnte, durch den in großem
Bogen
[* 12] sich hinziehenden Lauf der Loire von den
Äduern im
Osten, den Carnuten im Norden
[* 13] und den
Turonen im Nordwesten getrennt.
Im 5. Jahrh.
v. Chr. wanderte ein
Teil von ihnen nach
Italien
[* 14] aus. Die Zurückgebliebenen waren später
als geschickte Metallarbeiter berühmt. Den Reichtum ihres
Landes an Raseneisenstein wußten sie vortrefflich auszunutzen.
Ihre schöne Hauptstadt Avaricum
(Bourges, s. d.) ist namentlich durch
CäsarsBelagerung 52
v. Chr. bekannt. Ein Zweig der Bituriger hatte
neben den iberischen Völkern von
Aquitanien an der untern Garonne und
Gironde Sitze genommen, führte
den
Beinamen der Vivisker (Vivisci) und hatte als Hauptstadt
Burdigala
(Bordeaux).
[* 15]
Albert, schweiz. Volksschriftsteller, bekannt unter dem
PseudonymJeremias Gotthelf, geb. zu
Murten
im schweiz. Kanton Freiburg,
[* 16] wo sein
Vater Pfarrer war, studierte 1813‒20 zu Bern
[* 17] und hielt sich seit März 1821 einige
Zeit in Göttingen
[* 18] auf. Seit 1824 Vikar zu
Herzogenbuchsee, dann an der Heiligengeistkirche zu Bern,
erhielt er 1832 das Pfarramt
zu Lützelflüh im Emmenthal. Er starb Am öffentlichen Leben in seinem Heimatskanton hat sich Bitzius lebhaft
beteiligt, indem er bis zur Verfassungsänderung von 1831 an der Opposition gegen das
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