Molière aus ihr für die «Fourberies de
Scapin» Entlehnungen gemacht hat. Zwei andere seiner satir. Prosawerke, in denen
er einerseits gegen Descartes polemisiert, andererseits für
Kopernikus' und Galileis wissenschaftliche Errungenschaften eintritt,
sind die «Histoire comique des Ètats et empires de la lune» (1648-50)
und «Histoire comique des Ètats et empires du
soleil» ( 1662). Außerdem verfaßte er satir.
Dichtungen.
Seine phantastischen
Reisen haben namentlich
Swift
(«Gullivers Reisen») und
Voltaire («Micromégas») benutzt; vgl.
Hönncher, Fahrten nach Mond
[* 1] und
Sonne
[* 2] (Oppeln
[* 3] 1887). Seine Werke gaben Lacroix
(Bibliophile Jacob): Œvres comiques, galantes
et littéraires" (Par. 1858),
«Histoire comique des Ètats et empires de la lune et du soleil»
(ebd. 1858; neue Aufl. 1875),
«Œvres complètes» (2 Bde.,
ebd. 1874),
und
Müller: «Voyages dans tous les mondes, ect.» (ebd. 1886), heraus.
-
Vgl. Fournel, La littérature indèpendante et les écrivains oubliés (Par. 1862).
Aug.Emile, franz. Schriftsteller, geb. zu
Paris,
[* 4] war erst
Maler, seit 1866 Mitarbeiter an
PariserBlättern und machte sich durch die
«Biographies contemporaines» (1875),
Lebensbeschreibungen gleichzeitiger Künstler,
«Chefs d'œvre d'art à l'Exposition universelle» (1878) und «Théophile
Gautier» (1879),
Erinnerungen an seinen Schwiegervater, bekannt, besonders aber seit 1884 als vielgelesener Feuilletonist
im «Figaro», wo er unter dem
NamenCaliban lebendige, mit
Ironie und Anzüglichkeit gewürzte Karikaturbilder
von
Theater
[* 5] und
Straße veröffentlichte. Sammlungen solcher Feuilletons sind: «Vie et aventures du Sieur
Caliban» (1886),
das große dramat. Gedicht «Enguerrande»
(1885) und
Dramen (1886 gesammelt als «Ours et fours»),
z. B. das naturalistische «Flore de frileuse»
(nach seinem
Roman «Le
Viol», 1886) und «Le
Capitaine Fracasse» (in Versen, nach einem
Roman Theoph. Gautiers, 1888). Er hatte,
obwohl schon 1865 und 1867 im
ThéâtreFrançaise gespielt, auf der
Bühne wechselndes
Glück. Bravourstücke
der Reimkunst sind B.s Gedichte «La Lyre comique» (1889),
die alle möglichen
Auswüchse des
Pariser Lebens mit Laune und
Schärfe behandeln. 1870 waren von ihm
«Poèmes de la guerre»
erschienen.
in
neuerer Zeit Benennung des ältesten und zugleich wichtigsten
Teils der mittelalterlichen
Burg, des Hauptturms,
der den
Kern der gesamten
Anlage bildete. In
Frankreich und England ward er donjon
bez.
keep-tower genannt.
Seine Benennung Bergfried
(Bercfrit,
Belfried, lat. berfredus oder belfragium; altfrz. berfroi oder belfroi, auch beffroi) bezeichnet
Bergung oder Schutz des Friedens. Vor dem 12. Jahrh. begnügte man sich im Burgenbau mit
diesem Hauptturm und brachte in ihm auch die Wohn- und Wirtschaftsräume unter.
Dieser Gebrauch blieb in England gewöhnlich, auf dem Festlande in späterer Zeit nur noch bei kleinen
Burgen.
[* 9] Der Bergfried war
die letzte Zuflucht für die Bewohner der
Burg, zugleich der Schutz für die dahinter liegenden Burggebäude, deshalb auch
getrennt von den übrigen
Gebäuden und der Angriffsseite zugewendet. Der Burgherr und seine Familie bewohnten
ihn nur bei Gefahr; gewöhnlich diente sein oberstes
Stockwerk dem Wächter zum Aufenthalt, die
Plattform des Bergfried zugleich zur
Aufstellung von Wurfgeschossen.
Bot die
Burg ein breiteres Angriffsfeld, so bestand der Bergfried aus zwei, durch Wehrgänge verbundenen
Türmen. Der Durchmesser betrug
20-40 Fuß, die
Dicke der
Mauern 5-15 Fuß, die Höhe bis gegen 90 Fuß. Der Zugang
war in ältern
Zeiten stets in den obern
Stockwerken und geschah entweder vom
Boden aus mittels Leitern oder
Stricken oder vom benachbarten Herrenhaus durch
bewegliche Brücken.
In dem untern, sehr stark und ohne Fensteröffnungen angelegten
Teil des Bergfried befanden sich das
Verließ oder
Gefängnis und Vorratsräume, während die obern
Stockwerke notdürftig zum Bewohnen mit
Hallen und kleinen Gemächern aus
Balkenwänden hergerichtet waren.
Im 10. und 11. Jahrh. war der
Bau am einfachsten, rund oder viereckig, nicht über drei
Stockwerke hoch, möglichst isoliert
in der Mitte oder an dem am schwersten zugänglichen Ende der
Burg, sein Zugang im Rundbogen überwölbt,
die Fensteröffnungen nach außen sehr eng, nach innen so breit, daß ein Mann hineintreten konnte, ohne Bequemlichkeit im
Innern. So blieb er wesentlich im 12. Jahrh., nur daß in der Mauerdicke ausgesparte
Treppen,
[* 10]
Abtritte, Kamine,
einzelne
Gewölbe
[* 11] hinzukamen. Im 13. und 14. Jahrh. wurde der Bergfried meist mit der Ringmauer
verbunden, trat auch oft etwas vor diese heraus, war meist viereckig, mit Ornament an den Fensteröffnungen, Friesbögen
unter der
Bekrönung, häufiger angelegten
Treppen und gegen die Angriffsseite über
Eck gestellt. Im 15. Jahrh. herrscht die
Rücksicht auf Bequemlichkeit und Wohnlichkeit vor. Der Bergfried wird nun der Angriffsseite abgewendet, im längern
Viereck
[* 12] mit dünnern
Mauern gebaut, mit zahlreichen wohlgegliederten Fenstern versehen, mit zierlichen Türmchen und Erkern
geschmückt. Anfang des 16. Jahrh. wird der Bergfried immer seltener und hört zuletzt
mit der got. Bauweise als selbständigerTeil der
Burg ganz auf.
Beispiele für Bergfried verschiedener
Zeiten bietet
das
Heidelberger Schloß (Wartturm, dicker
Turm,
[* 13] achteckiger
Turm).
Als Bergfried wurden auch die von Holz
[* 14] gezimmerten, mit Hallten verkleideten Belagerungstürme bezeichnet, die man
an die
Mauern zur Ersteigung schob.