Geschichtliches. Die Stadt ward 763 vom abbasid.
ChalifenAlmansor gegründet; im 9. Jahrh. erhob sie Harun al-Raschid, der
hier einen
Palast baute und seiner Lieblingsgemahlin Sobeide ein Grabmal errichtete, zu hohem
Glänze. 1258 eroberte
sie Dschingis-Chans Enkel, Hulagu, der den regierenden
Chalifen ums Leben bringen ließ und das
Chalifat vernichtete. Die Nachkommen
des Eroberers vertrieb
Timur aus dem
Besitze der Stadt, der sie 1393 eroberte. Zu Anfang des 16. Jahrh, bemächtigte sich ihrer
Schah Ismael, der erste
RegentPersiens aus dem Hause Sofi, und fortan blieb sie ein Zankapfel zwischen den
Türken und Persern.
Nach einer denkwürdigen
Belagerung ward sie 1638 vom
SultanMurad IV. erobert, und vergebens versuchte im 18. Jahrh. Schah
Nadir, sie den
Türken zu entreißen. Als der Schauplatz vieler
Märchen in
«Tausendundeine Nacht» erlangte
auch romantische Berühmtheit.
Vgl. Wellstedt, Travels to the City of Caliphs (Lond. 1840; deutsch von Künzel, 2
Tle., Pforzh. 1841);
Schläfli,Reisen in
den
Orient (als zweites Heft der «Mitteilungen schweiz.
Reisender», Winterth. 1864);
I.
Braun, Gemälde der mohammed. Welt (Lpz. 1870): Kremer,
Kulturgeschichte des
Orients unter den
Chalifen, Bd. 2
(Wien
[* 5] 1877).
(spr. bäddschött),Walter, engl. nationalökonomischer und polit. Schriftsteller, geb. in
Langport in Somersetshire, besuchte in
Bristol die Schule und studierte im
University College in
London;
[* 8] 1852 als
Barrister in die Gesellschaft von Lincoln's Inn aufgenommen, wandte Bagehot seine
Aufmerksamkeit besonders volkswirtschaftlichen
Fragen zu, beteiligte sich zugleich als Direktor einer der größten engl. Provinzialbanken an
kommerziellen Unternehmungen und übernahm 1859 die Redaktion der Wochenschrift «The
Economist». Er starb in
London.
Als Nationalökonom bezeichnet sich Bagehot selbst als letzten echten
SchülerRicardos (s. d.),
als «den letzten
Mann der vor-Millschen
Periode»; in seinen spätern Jahren hat er aber jener neuen, die rein abstrakte
Richtung bekämpfenden
Bewegung einige Zugeständnisse auf volkswirtschaftlichem Gebiete gemacht. In seinen
Schriften hat er sich durch Kraft
[* 9] und
Klarheit desStils, durch Scharfsinn und Selbständigkeit des
Urteils vorteilhaft ausgezeichnet.
Außer
mehrfachen Beiträgen zu der «National Review» und «Fortnightly
Review» veröffentlichte er: «The English consitution» (Lond. 1867; 2. Aufl.
1872),
«Physics and politics» (ebd. 1863; deutsch u. d. T.
«Der Ursprung der Nationen», Lpz. 1874; 2. Aufl.
1883),
worin er
Darwins Selektions- und Vererbungstheorie auf die
Bildung polit. Gemeinwesen anwendet,
und
«LombardStreet, or a description of the money market» (8. Aufl., Lond. 1882; deutsch von
Beta, Lpz. 1874). Nach seinem
Tode erschienen drei Sammlungen seiner verstreuten Essays: «Literary studies» (2 Bde.,
Lond. 1879),
«Economic studies» (ebd. 1880) und «Biographical
studies» (ebd. 1881),
ferner «Essays on parliamentary reform» (ebd. 1883)
und «A practical plan for assimilating English and
American money» (ebd. 1889).
Buchhändlerfamilie.
Johann Bagel, geb. 1775 in
Cleve,
[* 10] gest. 1855 zu Wesel,
[* 11] errichtete 1826 in Wesel eine Buckhandlung
und Buckbinderei, die unter der Firma A. Bagel 1843 an seinen Sohn, den spätern
Kommerzienrat,
Stadtrat
und Präses der Handelskammer
August Bagel, geb. gest. überging. 1869 wurde
das Sortiment an
Bernd. Schmithals verkauft. A. Bagels Verlag,
Jugendschriften, Bilderbücher, Modellierbogen,
Zahns biblische
Historien enthaltend, wurde 1878 nach
Düsseldorf
[* 12] verlegt und ist seit 1882 im
Besitz vonAugust Bagel, einem
Sohne des
Kommerzienrats Bagel, geb. Mit dem Verlage ist verbunden: Buchbinderei, Steindruckerei (seit 1835), Buchdruckerei
(seit 1837) mit Dampfmaschine
[* 13] (30 Pferdestärken), 2
Kesseln, 33
Pressen, 40 Hilfsmaschinen, 160
Arbeitern;
ferner eine Papierfabrik
in Eggerscheidt bei
Ratingen (seit 1855; 50
Arbeiter).
Neben diesem
Geschäfte besteht in
Düsseldorf noch
eine zweite Verlagsbuchhandlung
(Kalender,
Jugendschriften) mit Sortimentsgeschäft, gegründet 1882 von einem zweiten
Sohne
des
Kommerzienrats Bagel, Felix Bagel, geb. - Ein
Bruder des
Kommerzienrats Bagel, Julius Bagel, geb. in Wesel, gründete 1855 in
Mülheim
[* 14]
a. d.
R. eine Sortimentsbuchhandlung, wandte sich aber 1858 dem Verlag zu, errichtete dazu 1875 eine
Buchbinderei und gab gleichzeitig das Sortimentsgeschäft auf. Der Verlag umfaßt Liederbücher, Deklamatorien, Gratulanten,
Kochbücher, Theaterstücke, billige illustrierte
Jugendschriften, populäre Rechtshandbücher und besonders kleinere Volkserzählungen,
von denen seit 1874 gegen 1000
Bände erschienen sind. Bagel ist auch Mitbesitzer der Buckdruckerei von F. H. Nieten
in Duisburg
[* 15] (früher in
Mülheima. d. R.) und der bei dieser seit 1847 erscheinenden «Rhein- und Ruhrzeitung».
Residentschaft auf der niederländ.
Insel Java, grenzt im O. und
NO. an den niederländ.-ind. Vasallenstaat
Djokjakarta und die Residentschaft Kadu, im W. und NW. an die Residentschaft
Banjumas, im
S. an das
Meer,
hat 3430 qkm, (1890) 1343018 E., darunter 1055 Europäer und 3229
Chinesen, und besteht aus fünf
Abteilungen (Assistentresidentschaften):
Purworedjo, Kutuardjo, Ledok, Kebumen und Karanganjer, die wieder in 23 Distrikte mit 2667 Ortschaften (Dessas) zerfallen.
Bagelen, einer der schönsten und zugleich fruchtbarsten
Teile von Java, erzeugt vornehmlich
Reis,
Kaffee, Zucker,
[* 16] Indigo,
[* 17]
Tabak,
[* 18] Zimmet u. s. w. sowie Baumfrüchte und eine beträchtliche Anzahl inländischer
und europ. Gemüsearten in Menge. An der Südküste bei Samangie wird Seesalz in Menge gewonnen;
dort befinden sich auch, in dem
Vorgebirge Karang-Bolong,
Höhlen, in denen Hunderttausende der eßbare
Nester liefernden Schwalben
(Collocalia esculenta) wohnen. Diese
Nester, einMonopol der Regierung, gelten, namentlich auf dem chines.
Markte, für die beste Sorte.
Das Klima in Bagelen ist überall gesund und durch die Nähe der See abgekühlt. Hauptort und Sitz
der Provinzialbehörden ist Purworedjo, rechts vom Bogowonto; es besteht aus drei
Teilen, dem von Europäern und Javanern
bewohnten Purworedjo, Brenkelan mit den Wohnungen der
Chinesen und Javaner und dem Truppenkantonnement
Kedong-Kebo.
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