(lat. Electi), in der kirchlichen
Sprache
[* 1] die von Gott zum
HeileAuserkorenen, im Gegensatze zu den Verworfenen
(reprodi), den vom messianischen
Heile oder von der ewigen Seligkeit Ausgeschlossenen. Im Alten
Testament nennen sich die
Juden
als Bevorzugte
Gottes Auserwählte; die älteste Christengemeinde betrachtete sich ihrerseits als die Gemeinde der
Auserwählte, später unterschied man innerhalb der
Kirche selbst wieder zwischen und Verworfenen. - Auserwählte oder
Vollkommene (perfecti) nennen
sich in mehrern religiösen Gesellschaften die in die
Geheimlehren Eingeweihten und in die strengste
Ascese Eingetretenen,
z. B. bei den
Manichäern (s. d.).
im Kriegswesen offensive Unternehmung einer Festungsbesatzung gegen die Einschließungs-
oder Belagerungstruppen. Man kann alle in zwei Gruppen scheiden: solche, welche die Weiterführung der Verteidigung namentlich
durch Zeitgewinn unterstützen, und solche, welche eine augenblickliche endgültige
Entscheidung herbeiführen sollen. Zu
jener gehören alle Ausfall im eigentlichen
Sinne des Wortes. So werden in dem erstenStadium der Einschließung
größere Ausfall mit allen Waffen
[* 2] unternommen, um dem Gegner die
Annäherung an die Festung
[* 3] und sein Festsetzen im Vorgelände
zu erschweren und
Aufklärung über seine endgültige
Absicht in der
Wahl der
Angriffsfront zu schaffen.
Hat der förmliche
Angriff, die eigentliche
Belagerung, begonnen, so sind große Ausfall nicht mehr angebracht,
aber zahlreiche kleinere Ausfall (nur Infanterie, vielleicht mit Zuteilung von technischen
Truppen) werden versuchen, das Fortschreiten
der Angriffsarbeiten zu hindern, dem Feinde kleine errungene
Vorteile wieder zu entreißen und ihm überhaupt möglichst
Abbruch
zu thun. Fortgesetzte energische Ausfall, die außerdem vorteilhaft auf den
Geist der
Besatzung wirken, sind eine
wesentliche
Bedingung einer gut durchgeführten hartnäckigen Verteidigung.
Zur zweiten Gruppe der Ausfall geboren solche Unternehmungen, die entweder durch Überwältigung des Angreifers der
Belagerung ein Ende zu machen oder die
Besatzung unter Preisgabe der Festung zu retten versuchen. Einen Ausfall dieser Art erfolgreich
durchzuführen, wird eine Festungsbesatzung aus eigener Kraft
[* 4] nur unter ganz außerordentlichen Umständen
im stande sein; meist bedarf es hierzu des Eingreifens einer von außen kommenden Hilfe, der Entsatzarmee, die bei dem Durchbruchsversuche
der
Besatzung die
Hand
[* 5] reicht.
In der Fechtkunst
[* 6] ist Ausfall das schnelle Vorsetzen des vordern Fußes und die Verlegung des Körpergewichts auf
denselben. Der rückwärtige Fuß darf seinen
Standort hierbei nicht verlassen. Das vordere
Bein ist tief
gebogen, das rückwärtige gestreckt mit durchgedrücktem Knie. Der Ausfall dient zur Verstärkung
[* 7] des
Stoßes, seltener Hiebes.
Auch das Wiederaufrichten nach dem Ausfall, das Zurückgehen in die
Auslage, muß rasch erfolgen.
In der Jurisprudenz hat Ausfall verschiedene Bedeutungen. EineBedingung (s. d.) fällt aus, wenn es gewiß
wird, daß sie nicht eintritt. Ein
Gläubiger fällt aus, soweit er aus einer
Masse oder einem einzelnen Gegenstande, aus deren
Verwertung er seine Befriedigung erwartete, nichts erhält, weil der Erlös so weit nicht reicht.
die zu den Festungsbesatzungen gehörigen bespannten
Batterien, die hauptsächlich
die äußern Unternehmungen
der Garnison begleiten und unterstützen sollen.
oder Ausfallsmuster, im
Handel ein vom Verkäufer auf besondere Verabredung dem
Käufervor der Lieferung
der Ware zu übergebender kleiner
Teil derselben, damit der
Käufer erfährt, wie die Ware ausfällt, und danach seine weitern
Verfügungen treffen kann. Dies kommt namentlich bei Waren vor, die der Verkäufer erst anzuschaffen
oder zu fabrizieren hat. Ausfallsprobe ist also etwas anderes als eine
Probe, nach welcher gekauft ist. Unterläßt der
Käufer zu rügen,
was ihm an der Ausfallsprobe nicht gefällt, so kann darin eine Billigung der Ware so weit gefunden werden,
als die demnächst gelieferte Ware mit der Ausfallsprobe übereinstimmt. Aber die Untersuchung der Ausfallsprobe befreit
den
Käufer nicht von der Pflicht, die von auswärts gelieferte Ware selbst zu untersuchen und ihre Mängel zu rügen.
das
Abbrennen einer kleinen Pulverladung in einem
Geschütz vor Beginn des Scharfschießens, um die Feuchtigkeit
der Rohrwände, die sonst die Wirkung des ersten Schusses beeinträchtigen würde, zu beseitigen.
[* 8] die fortschreitende
Bewegung einer tropfbaren oder gasförmigen Flüssigkeit durch eine Öffnung ihres Behälters.
Die hierbei geltenden Gesetze bilden einen
Teil der
Hydrodynamik (s.
Hydraulik) oder der
Aerodynamik (s. d.), je nachdem sie
sich auf die tropfbaren oder gasförmigen Flüssigkeiten beziehen. Die
Geschwindigkeit, mit der eine Flüssigkeit aus der
Öffnung ihres Behälters tritt, nennt man ihre
Ausflußgeschwindigkeit. Diese ist für eine tropfbare
Flüssigkeit, die durch eine
Boden- oder Seitenwandöffnung ausströmt, gerade so groß wie die
Geschwindigkeit, welche die
Flüssigkeit im freien Fall (s. d.) von dem Flüssigkeitsspiegel bis zur Ausflußöffnung
erlangt hatte. Dieses von
Torricelli zuerst (1644) gefundene hydrodynamische Gesetz ist als das
Torricellische Theorem
bekannt und wird durch die Formel
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ausgedrückt, wo v die
Ausflußgeschwindigkeit, h die
Tiefe der Ausflußöffnung unter dem Niveau und g die
Beschleunigung der
Schwerkraft bedeutet. Die
Ausflußgeschwindigkeit ist hiernach unabhängig von der specifischen
Schwere der Flüssigkeit. Dadurch,
daß ein lotrecht aufwärts steigender Wasserstrahl sich nahezu bis zur Höhe des Wasserbehälters im
Spiegel
[* 9] erbebt, bestätigt sich mit Hilfe der Fallgesetze der
TorricellischeSatz unmittelbar. Zum Nachweis bedient man sich
der
Mariotteschen Ausflußflasche. (S.
[* 10]
Figur, S. 145a.) Dieselbe besitzt in dem Seitenrohr rs die Ausflußöffnung
o, die in der auswechselbaren Verschlußscheibe gh angebracht ist und verschiedene Formen erhalten kann.
Oben ist das
Gefäß
[* 11] luftdicht verschlossen bis auf die an beiden
Enden offene
Röhre ba. Die Wassersäule im
Gefäße oberhalb
a und die darüber befindliche Luft hält während des Ausfließens stets dem äußern Luftdrucke das
Gleichgewicht.
[* 12] Der Ausfluß bei
o erfolgt also unter der gleichbleibenden Druckhöhe h=ao.
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