Nestlésche Kindermehl (vgl. Nestlé, über die
Ernährung derKinder,
Vevey 1869), in welchem
Weizenstärke durch überhitzten
Wasserdampf bei hohem
Atmosphärendruck in Dextrin und Zucker
[* 1] übergeführt und darauf mit einer genügenden Menge von Nährsalzen
und
Milch versetzt ist. Es stellt ein feines, gelbliches Pulver von süßem, zwiebackähnlichem
Geschmacke dar, welches man
vor dem Gebrauche mit 8-10
Teilen Wasser aufkocht; nur selten erregt es Verdauungsstörungen, wird von den meisten
Kindern
gern genommen und verdient für ältere Säuglinge nächst der Kuhmilch am meisten Empfehlung.
Nach ähnlichen Principien wie das Nestlésche Präparat sind die Kindermehle von
Faust und Schuster, Frerichs, Gerber, Timpe,
Kufeke u. a. zusammengesetzt. Für jüngere Säuglinge eignen sich die
Kindermehle nicht; sie werden bei längerm und ausschließlichem Gebrauch derselben leicht elend und blutarm. Das beste
Mittel,
um sich davon zu überzeugen, ob einem Säugling die dargebotene Nahrung bekommt, sind öftere, etwa allwöchentlich vorzunehmende
Wägungen. (S. Säugen und Säugling.) Im allgemeinen ist die Auffütterung schwierig und erfordert
außer der größten Sorgfalt ein feines
Individualisieren,
da man nur zu häufig genötigt ist, mit den verschiedenen Ersatzmitteln
der Frauenmilch zu wechseln; unterstützt muß sie werden durch gewissenhafteste Befolgung aller jener hygieinischen Grundsätze,
welche für die gedeihliche
Entwicklung des
Kindes in Betracht kommen. (S.
Kind.) Durch die Erfahrung ist
zwar erwiesen, daß auch künstlich aufgezogene
Kinder sich ebenso kräftig entwickeln können wie an der Bust gestillte;
allein wo es an dem nötigen Verständnis und der erforderlichen Sorgfalt fehlt, kommt es leicht zu Erkrankungen des
Darms,
zu
Blutarmut,
Englischer Krankheit,
Skrofulose u. s. w.
derGestirne, das Erscheinen der
Sterne über dem Horizont
[* 3] oder in der uns sichtbaren Hälfte des Himmels,
was an der
Ost- oder Morgenseite des Horizonts stattfindet. Da infolge der Kugelgestalt der Erde der Himmelsäquator und damit
auch die
Parallelkreise der
Sterne für jede geogr.
Breite
[* 4] eine andere Neigung gegen den Horizont haben,
ist dieser G. an verschiedenen Orten sehr verschieden. Unter dem
Äquator gehen alle
Sterneauf und unter, und zwar senkrecht
gegen den Horizont Je mehr man sich von hier aus den
Polen nähert, um so schiefer wird die
Auf- und Untergangsrichtung
gegen den Horizont und um so mehr
Sterne erscheinen gar nicht mehr über dem Horizont, gehen also nicht mehr auf, während
ein anderer
Teil immer über dem Horizont bleibt und nicht mehr untergeht.
An den
Polen selbst geht kein
Stern mehr auf oder unter; die
Sterne der daselbst sichtbaren Himmelshalbkugel
bleiben fortwährend über dem Horizont und beschreiben alle dem Horizont parallele
Kreise.
[* 5] (S.
Cirkumpolarsterne.)
[* 6] Infolge
der
Strahlenbrechung
[* 7] (s. d.), die gerade im Horizont am stärksten wirkt, sieht
man ein Gestirn im Horizont, wenn es sich thatsächlich noch 35', also etwa um einen Sonnendurchmesser
darunter befindet. Die
Strahlenbrechung beschleunigt daher den Aufgang und verzögert den
Untergang, sieht man von diesem Einfluß
der
Strahlenbrechung ab, so liegen
Auf- undUntergang um den halben
Tagbogen (s. d.) entfernt zu beiden Seiten des Meridiandurchgangs.
Die
Sternzeit (s. d.) des
Auf- undUntergangs ist für einen
Fixstern daher immer dieselbe; rechnet man aber
nach der im bürgerlichen Leben gebräuchlichen
Sonnenzeit, so fällt, da die
Sonne
[* 8] mit jedem
Tage um etwa 1° nach
Osten hin
vorrückt, der
Auf- undUntergang derFixsterne
[* 9] jeden
Tag etwas früher und zwar um 4 Zeitminuten.
Beim Mond
[* 10] dagegen, der 13mal
so rasch läuft als die
Sonne, verspäten sich
Auf- undUntergang von einem
Tag zum andern, und zwar durchschnittlich
um 50 Minuten. Die bürgerliche Zeit des Sonnenauf- und
-Untergangs, die für das gewöhnliche Leben Anfang und Ende des
Tags
bezeichnetest, abgesehen von der jeweiligen
Abweichung (s. d.) der
Sonne vom
Äquator, auch von der Zeitgleichung (s. d.)
abhängig.
Bei den Schriftstellern des
Altertums kommen noch folgende G. vor:
1) Der heliakische Aufgang, der stattfindet, wenn ein
Stern zuerst wieder aus den Sonnenstrahlen hervortritt, d. h. lange
genug
vor derSonne aufgeht, um in der Morgendämmerung noch sichtbar zu werden. Ebenso bezeichnet der heliakische
Untergang
den Zeitpunkt, in welchem ein
Stern in den Sonnenstrahlen verschwindet, d. h. so kurze Zeit nach der
Sonne
untergeht, daß er der Dämmerung wegen gerade nicht mehr gesehen werden kann.
2) Der kosmische Aufgang
(Untergang) findet statt, wenn ein
Stern zu derselben Zeit aufgeht (untergeht), zu der die
Sonne aufgeht.
3) Der akronyktische Aufgang
(Untergang) tritt ein, wenn ein
Stern aufgeht (untergeht), sobald die
Sonne
untergeht. Da namentlich Dichter des
Altertums dieser G. erwähnen, hat man für sie auch den gemeinsamen
Namen poetische
G.
juristisch soviel wie auf ein
Recht, insonderheit auf den
Besitz oder das Eigentum an
Sachen verzichten (Dereliktion). Der
Besitz (s. d.) wird aufgegeben, wenn der
Besitzer den Willen, die besessene Sache nicht
mehr zu haben, thatsächlich ausführt, eine bewegliche Sache fortwirft, ein
Tier laufen oder fliegen läßt und, wenn es
zurückkehrt, nicht wieder aufnimmt.
Daß sich ein
Besitzer dadurch polizeilich, strafrechtlich und für
Schadenersatz verantwortlich
machen kann, wenn er sich der Obhut über eine gefährliche Sache oder ein gefährliches
Tier entschlägt, versteht sich von
selbst, aber den
Besitz verliert er damit; und wenn er Eigentümer war und sich so des Eigentums entschlagen wollte, auch
das Eigentum.
Die Sache wird nun herrenlos und kann von einem Dritten dadurch, daß er sie sich aneignet, zu Eigentum
erworben werden. Auch an Grundstücken kann der
Besitz in der
Weise aufgegeben werden, daß der
Besitzer das Grundstück verläßt
und nicht mehr betritt. In gleicher
Weise ein Aufgeben des Eigentums an Grundstücken zuzulassen, zumal solchen, welche in das Grundbuch
eingetragen sind, ist bedenklich. Das Sächs.
Bürgerl. Gesetzb. §. 294 hat für diesen Fall besondere
Anordnung (Erklärung zum Grundbuch) angeordnet, und der Deutsche
[* 11]
Entwurf §. 872 hat ähnliche Vorschriften vorgeschlagen,
ist deshalb aber von der Kritik getadelt worden.
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