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begleitete, den orient. Aberglauben bei den Hellenen zu verbreiten gesucht habe. Bei den Römern, wo das Auspizien- und Augurentum in hohem Ansehen stand, fand die Astrologie [* 1] andauernd einen fruchtbaren Boden. Die Sterndeuter hießen Chaldaei, Babylonii, auch Mathematici (wie die Sterndeutung Mathesis), Genethliaci, Planetarii. Die gebildetern Römer [* 2] verhielten sich indes in der Mehrzahl ablehnend gegen dieselbe, und Cicero u. a. widerlegte die in seiner Schrift «De divinatione». Zu wiederholtenmalen wurden auch die Astrologen zeitweise aus Rom und [* 3] aus Italien [* 4] verbannt; so durch die Kaiser Claudius 52 n. Chr., Vitellius, Vespasian u. a. Dennoch fallt die Blütezeit der antiken Astrologie unter die röm. Kaiserherrschaft.
Aus den Zeiten der Republik wird L. Tarutius Firmanus als ein angesehener Astrolog genannt. Dem Kaiser Augustus widmete der Dichter M. Manilius seine fünf Bücher «Astronomica», das älteste uns erhaltene Werk der röm. Litteratur auf diesem Gebiet. Aus dem 4. Jahrh. n. Chr. stammt die noch erhaltene Schrift des Firmicus «VIII libri matheseos», das umfangreichste Werk über antike Astrologie. In Syrien stand das gnostische 220-230 n. Chr. von einem Schüler Bardesanes' verfaßte astrol. Werk «Das Buch der Normen der Länder» in besonderm Ansehen.
Eifrige Gegner der waren die christlichen Kirchenväter, welche den darin ausgesprochenen Fatalismus als unverträglich mit der Freiheit des menschlichen Willens verdammten. Einzelne indes, wie Origenes, glaubten an die von Gottes Hand [* 5] am Himmel [* 6] offenbarten Sckicksale, deren Entzifferung durch Menschen allein sie als sündhaft verwarfen. So mischten auch einige christl. Sekten, wie die Gnostiker und Priscillianisten, astrol. Spekulationen in ihr Glaubensbekenntnis.
Auch bei manchen Vertretern der philos. Richtung des Neuplatonismus stand die in großem Ansehen, z. B. bei dem als mathem. Kommentator bekannten Proklus Diadochus im 5. Jahrh., von dessen Schüler Marinus wir eine Biographie seines Lehrers mit der genauen Nativität desselben besitzen. Sorgfältige Pflege widmeten die Araber und die jüdischen Kabbalisten der Astrologie, die von ihnen zu einem förmlichen System ausgebildet wurde. Als besonders berühmte Autoritäten sind zu erwähnen Abu Maschar aus Bath in Chorassan im 9. Jahrh. und Aboazen Hali im 13. Jahrh. Bei den christlichen Völkern kam die Astrologie namentlich im 14. und 15. Jahrh. zu hoher Blüte. [* 7]
An den ältesten Universitäten, in Bologna und Padua, [* 8] waren Lehrstühle für sie errichtet. Die Fürsten besoldeten Hofastrologen, die in hohem Ansehen standen und großen Einfluß auf alle Regierungshandlungen ausübten. Zwar wurde die Astrologie gegen Ende des 15. Jahrh. von Savonarola sowie nach ihm von Pico von Mirandola eifrig bekämpft; aber sie bestand noch bis in das 17. Jahrh. hinein siegreich fort. Protestanten und Katboliken gehörten zu den Anhängern der Astrologie, unter ihnen Melanchthon.
Als einer der berühmtesten Astrologen im 16. Jahrh. ist Nostradamus zu nennen, dessen vielgeglaubte Weissagungen noch 1781 vom Papst verboten wurden. Selbst ein so bedeutender Astronom wie Kepler war von diesem Aberglauben nicht frei und erwarb sich den Ruf eines geschickten Astrologen. Spätere Anhänger der Astrologie aus dem Kreise [* 9] der Gebildeten haben sich nur vereinzelt gefunden. Hofastrologen werden noch in Persien, [* 10] China, [* 11] Abessinien und an andern morgenländ. Höfen besoldet.
Vgl. Uhlemann, Grundzüge der Astronomie [* 12] und der Alten, besonders der Ägypter (Lpz. 1857);
Maury, La magie et l'astrologie dans l'antiquité et au moyen-âge (4. Aufl., Par. 1877);
Mensinga, Über alte und neue Astrologie (Berl. 1872);
Häbler, Astrologie im Altertum (Zwickau [* 13] 1879);
E. Mayer, Handbuch der Astrologie (Berl. 1891).