Am besten geht man beim
Studium der Astrognosie vom Sternbild des
Himmelswagens oder
GroßenBären aus. Man legt dann die zu benutzende
Sternkarte so, daß auf ihr der
Himmelswagen dieselbe
Lage wie am Himmel
[* 1] hat, und sucht nun von diesem aus durch
Alignements
die benachbarten
Sterne und
Sternbilder auf, d. h. man denkt sich einzelne
Sterne miteinander durch Linien
verbunden und sieht zu, welche andern
Sterne etwa in der Verlängerung
[* 2] dieser Linien liegen. Verbindet man beispielsweise
die beiden letzten
Sterne des
Himmelswagens durch eine gerade Linie, so liegt auf deren Verlängerung der Polarstern.
Vgl.
Bode, Anleitung zur Kenntnis des gestirnten Himmels (11. Aufl. von Bremiker,
Verl. 1858);
Möllinger, Lehrbuch der Astrognosie (3. Aufl., Zür. 1878).
Der von dem wohl kaum jemals wirklicher Gebrauch gemacht worden ist, ist in neuerer Zeit durch die Anwendung
der
Photographie in der
Astronomie
[* 5] völlig überflüssig gemacht worden.
[* 6]
astronomischer Ring, eigentlich eine vereinfachte Form der Armillarsphäre
[* 7] (s. d.),
diente, wie letztere, früher zu astron. Bestimmungen und wurde zuerst von
Hipparch angewendet, der Länge undBreite
[* 8] damit bestimmte.
Innerhalb eines mit einer Kreisteilung versehenen
Ringes (s. nachstehende Abbildung) dreht sich mit diesem konzentrisch ein
zweiter
Ring.
Beide
Ringe besitzen Absehen oder Diopter,
[* 10]
aa und bb. Die
Marken cc auf dem innern
Ringe geben seine jeweilige
Stellung innerhalb
der
Teilung des äußern
Ringes an. Das Astrolabium diente zum
Messen von Winkeln. Sollten Höhenwinkel damit gemessen
werden, so wurde es bei dem
Ringe d aufgehängt; der Zenithpunkt der
Teilung wurde dann mit Hilfe des Lotes ermittelt. Zur
Messung von Horizontalwinkeln zwischen zwei Objekten war es nur nötig, die Scheibe horizontal aufzustellen. In etwas feinerer
Form, durch Benutzung von Nomen an
Stelle einfacher
Marken und wohl auch von
Fernrohren an stelle der Diopter,
hat sich das Astrolabium unter dein
Namen Meßscheibe lange bei den Feldmessern erhalten, ist jetzt aber durch
Theodolit
[* 11] und
Universalinstrument
völlig verdrängt. Auch in der Marine, wo das Astrolabium zur
Ortsbestimmung
[* 12] verwendet wurde, ist es längst dem
viel genauern Sextanten gewichen.
Sterndeutung, jetzt
Bezeichnung für die vermeintliche Kunst, aus der
Stellung der
Sterne zukünftige Ereignisse und besondersSchicksale der
Menschen vorauszusagen. Früher war der allgemeine
Name für die Wissenschaft der
Sternkunde, und ihr verdankt die heutige
Astronomie die Überlieferung von Aufzeichnungen vor
Jahrtausenden gemachter
Beobachtungen, und auch für die Geschichtsforschung sind die auf Denkmälern verewigten Konstellationen,
welche bei gewissen histor.
Ereignissen stattgefunden haben, zu einer wertvollenQuelle
[* 14] für wichtige Zeitbestimmungen geworden. Die
sichtbaren augenscheinlichen Einflüsse, welche
Sonne
[* 15] und Mond
[* 16] auf die Natur üben, sowie der regelmäßig wiederkehrende
Wechsel der Jahreszeit mit dem
Kreislaufe desTierkreises führten leicht zu dem
Glauben, daß auch den übrigen Gestirnen,
namentlich den
Planeten,
[* 17] eine Einwirkung beizumessen sei, zunächst auf die Natur, auf Witterung und Wachstum,
sodann aber auch auf alles Geschaffene, alle Begebenheiten und
Schicksale. So entstand die Astrologie, die Kunst, aus den verschiedenen
Stellungen der Gestirne zueinander, der Konstellation (s. d.), vermeintlich
sichere
Schlüsse zu ziehen.
Solche Konstellation, mit
Bezug auf ein bestimmtes Ereignis durch
Beobachtung oder Berechnung festgestellt, wurde Horoskop
[* 18] genannt, Nativität, wenn sie sich auf die
Geburt zum Zwecke der Vorhersagung der Geschicke des Neugeborenen
bezog. Die Alten kannten naturgemäß nur diejenigen
Planeten, die dem unbewaffneten
Auge
[* 19] sichtbar sind. Die Astrologen führten
ihre Prognose oder
Weissagung in der Art aus, daß zur Deutung der Zukunft einem jeden der siebenPlaneten
(einschließlich
Sonne und Mond) besondere Eigenschaften beigelegt wurden, die er verleiht, bestimmte Gebiete der Natur und
aller Dinge, die er regiert, und daß aus dem Zusammenwirken der verschiedenen
Planeten je nach ihrem Standpunkte in den zwölf
Tierzeichen, die unter ihre Herrschaft verteilt waren, und ihrer gegenseitigen
Stellung,
d.
i. den sog.
Anschauungen oder
Aspekten (s. d.), nach bestimmten Regeln
Schlüsse auf die Gestaltung der Geschicke gezogen wurden.
Die Anfänge der Astrologie sind in dem
Lande zwischen Euphrat und
Tigris und in
Ägypten
[* 20] zu suchen. Aus den in neuerer Zeit in
Mesopotamien
gefundenen
Keilinschriften geht hervor, daß die ältesten Bewohner jener Gegenden, die Sumerier (Akkadier),
den Sterndienst übten und sich astron. und astrol.
Ausdrücke in ihrer
Sprache
[* 21] bedienten, und daß von ihnen die Sterndeutung
auf die spätern semit. Bewohner dieser
Länder überging. Eben daher rührt das älteste bekannte große astrol.
Werk
Sargons I. von Agade, von Layard entdeckt in der
Bibliothek des Königs Assurbanipal und von Rawlinson
veröffentlicht. Die Priesterkaste
Ägyptens besaß eine ausgebildete Astrologie. Von
Ägypten fand die Astrologie über
Griechenland
[* 22] und
Rom
[* 23] ihren Weg nach dem
Abendlande.
Bei den Griechen und
Römern bezeichnete man anfangs lange die
Astronomie mit dem
Namen Astrologie. Griech.
Schriftsteller schreiben die Einführung der Astrologie ebenfalls den
Chaldäern zu, und Herodot berichtet, daß
der
Magier Osthanes, der den Perserkönig
Xerxes auf seinem Zuge nach
Griechenland¶