die in der
Aufmerksamkeit und dem Willensimpuls sich äußernde innere Thätigkeit, die der Einheitlichkeit unsers Selbstbewußtseins
ebenso zu
Grunde liegt, wie aller
Bewegung des Gemütslebens und der höhern Geistesarbeit. «Besonders wichtig
ist der
Begriff Apperception für die Herbartianer
(Steinthal, Lazarus); hier bedeutet er die Gesamtheit aller seelischen Vorgänge,
die gemeinsam eine Erkenntnis herstellen.
Neue Erkenntnisse werden danach in jedem Falle unter Mitwirkung
ganz bestimmter schon vorhandener
Vorstellungen geschaffen, und
Aufgabe der
Psychologie ist es, festzustellen, welche vorhandenen
Vorstellungen in jedem Fall wirksam werden und wie die Wirkung erfolgt.
Beispiel: Wird eine Mineraliensammlung von einem Fachmann
und einem Laien gleich lange besichtigt, so kann der Laie nachher nur wenige
Stücke, der Fachmann dagegen
die meisten beschreiben. Da sind also die meisten Sinneswahrnehmungen von der Seele des Laien spurlos abgeglitten, in die
des Fachmannes dagegen ihrem ganzen
Inhalt nach aufgenommen (appercipiert) worden. Da sich nun in
Beziehung auf die Sammlung
der Fachmann vom Laien lediglich durch die bessere Ausbildung der mineralog.
Vorstellungen unterscheidet,
so ist anzunehmen, daß in diesem Falle gerade diese
Vorstellungen die Sinneswahrnehmungen aufzunehmen, die Apperception zu vollziehen
haben. Da nun ähnliche Verhältnisse bei allen seelischen Vorgängen nachweisbar sind, so ist der Hauptbegriff der
Psychologie.
Als die physiol. Begleiterscheinung der Apperception werden Erregungen
in den Stirnregionen des Großhirns angenommen, die durch Leitungsbahnen mit den sensorischen und den motorischen Centren
in
Verbindung stehen. -
Vgl. Kodis, Zur
Analyse des Apperceptionsbegriffes (Berl. 1893).
(spr. appähr),BenjaminNicolas Marie, philanthropischer Schriftsteller, geb. zu
Paris,
[* 1] wirkte erfolgreich
für die Einführung der Methode des gegenseitigen Unterrichts, zuerst 1816 im Norddepartement, nachher
in den Hospitälern und Regimentsschulen, sodaß er 1818 nach
Paris berufen wurde, um hier für die Offiziere und
Unteroffiziere
einen Normalkursus zu eröffnen. 1820 errichtete er eine Schule in dem Militärgefängnisse von Montaigu, die er bis 1822 unentgeltlich
leitete. Appert unternahm 1825 eine
Reise durch ganz
Frankreich, um sich über die Gefängnisse, Schulen und
öffentlichen Wohlthätigkeitsanstalten zu unterrichten, und gründete das «Journal
des prisons», das er 1825-30 herausgab. Seit 1840 war er fast fortwährend auf
Reisen im
Auslande. Seine
Beobachtungen legte
er nieder in den
Schriften «Voyage en Belgique» (2 Bde.,
Brüss. 1849),
in denen er sich als scharfen Gegner des Isolierungssystems
bekundete;
«Die Geheimnisse des
Verbrechens, des Verbrecher- und Gefängnislebens» (2 Bde.,
ebd. 1851),
«Guter
Rat an meine armen Freunde, die Gefangenen» (Berl. 1850) und «Ratschläge
für Direktoren, Geistliche und
Ärzte von Gefängnissen » (Hamb. 1851).
Außerdem sind von
A.sSchriften noch zu nennen:
«Traité d'éducation élémentaire pour les prisonniers» (1822),
«Bagues, prisons et criminels» (4 Bde.,
Par. 1836),
«Dix ans
à la cour
du roi Louis-Philippe» (3 Bde., Berl.
1846; deutsch von Plötz, ebd. 1846) und «Voyage dans les Principautés Danubiennes»
(Mainz
[* 9] 1854).
Methode zur Konservierung von Fleisch und animalischen wie vegetabilischen Nahrungsmitteln
überhaupt besteht wesentlich in Folgendem: Die
Speisen, völlig zum Genusse zubereitet, werden in Weißblechbüchsen gefüllt.
Nachdem die
Gefäße bis auf eine kleine Öffnung verschlossen sind, werden sie in kochendem Salzwasser je nach ihrer
Größe
½-4
Stunden lang etwas über 100° C. erhitzt, worauf man sie luftdicht verschließt und zur Aufbewahrung
hinstellt.
Dieses
Verfahren wurde von François
Appert bereits 1804 ausgeübt und 1809 der Gesellschaft zur Ermunterung der Künste in
Paris mitgeteilt, die dasselbe durch eine
Kommission prüfen ließ. Hierbei wurde nachgewiesen, daß gekochtes Fleisch mit
Brühe, starke Fleischbrühe,
Milch, Molken, grüne Erbsen,
Bohnen, Kirschen,
Aprikosen nach achtmonatiger
Aufbewahrung sich vollkommen gut erhalten hatten. Die franz. Regierung erteilte demzufolge
dem Erfinder einen Preis von 12000
Frs. unter der
Bedingung, daß er seine Methode ausführlich veröffentliche; dies geschah 1810 in
einer
Schrift: «Le
[* 10] livre de tous les ménages, ou l'art de conserver pendant plusieurs
années toutes les substances animales et végétales» (5. Aufl., Par.
1834: deutsch
Prag
[* 11] 1844). In Einzelheiten ist das
Verfahren durch Fastier, Gunter, Willaumez,
Jones u. a. abgeändert und verbessert
worden.
Bei
Jones' Methode werden die
Büchsen, während sie in dem kochenden
Bade stehen, luftleer gemacht. Der angebliche
Vorteil dieser
Methode liegt darin, daß kein so starkes
Kochen des Fleisches erforderlich ist, wodurch das Fleisch schmackhafter
bleibt; mit der Verkürzung der Kochdauer wird aber auch zugleich die Haltbarkeit der Konserven gefährdet, so daß der Wert
des Jonesschen
Verfahrens zweifelhaft erscheint. Spätere Erfahrungen bestätigten aufs glänzendste den Wert der Appertschen
Erfindung, die für lange Seereisen und ähnliche Gelegenheiten ebenso wichtig ist als für den gewöhnlichen
Haushalt, wo der
Verbrauch der Fleischkonserven bereits außerordentlich zugenommen hat.
Die Wirkung des Appertschen
Verfahrens beruht hauptsächlich auf der vollständigen Vernichtung aller
Keime von Gärungs- und
Fäulniserregern. Da die Fäulnisbakterien zum
Teil erst nach längerm
Kochen getötet werden, und da es bei
großen
Massen von zu konservierendem Material lange Zeit dauert, bis alles gleichmäßig erhitzt wird, so ist eine dauernde
Erhitzung dringend geboten. Auf demselben Princip wie beruht das Pasteurisieren (s. d.)
von
Wein und das Scherf-Soxhletsche
Verfahren zur Konservierung der
Milch in Flaschen.
(lat., d. h.
Begierde) nennt man einerseits den mäßigen
Grad des
Hungers, die Eßlust;
andererseits und richtiger das Gefühl, das uns den Genuß eines bestimmten
Stoffs wünschenswert macht. Der Appetit gehört zu
den sog.
Gemeingefühlen (s. d.). Als bloße Eßlust ist der Appetit ganz allgemein
auf alles Eßbare überhaupt gerichtet, während er in dem andern
Sinne mehr als ein Gelüst auftritt,
welches sich auf Dinge richtet, die den Geschmacksnerven angenehm sind, daher er sich oft gerade dann am eigentümlichsten
entwickelt, wenn der
Hunger und die eigentliche Eßlust gestillt sind. Häufig bekommt man nach zu reichlicher
Mahlzeit, nach
sehr fetten,
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