Körpers des Patienten in die geöffnete Leibes- oder Brusthöhle frisch geschlachteter, noch lebenswarmer Tiere. Solange man
noch in der tierischen Wärme specifische Lebensgeister zu sehen glaubte, knüpfte man auch an solche Bäder große Hoffnungen;
vorzugsweise wurden gelähmte Glieder, seltener auch zu früh geborene Kinder auf diese Weise behandelt. Jetzt weiß
man, daß die tierische Wärme nicht anders wirkt als Wärme überhaupt, und die Erfahrung hat auch gelehrt, daß die tierischen
Bäder keinen Vorzug vor andersartiger passender Anwendung der feuchten Wärme haben. Ihre Anwendung ist daher nur noch eine
sehr beschränkte.
ein Verfahren der Färberei und Zeugdruckerei, durch das die Baumwollfaser mit Eiweißkörpern
(Albumin oder Casein) imprägniert und dadurch befähigt wird, die Farbstoffe in ähnlicher Weise zu fixieren, wie die Wollfaser.
Der Eiweißkörper wird aus Milch oder aus Fleisch gewonnen. Im ersten Falle scheidet man aus abgerahmter, sauer gewordener
Milch die Käsematte und trocknet diese nach sorgfältigem Auswaschen ein. Im andern Falle löst man zerhacktes
und ausgewaschenes Fleisch in schwacher Natronlauge und füllt dann mit einer Säure; der Niederschlag wird wie oben behandelt.
Die so erhaltenen Eiweißstoffe löst man in Ammoniak und versetzt die Lösung mit 3 Proz. Olivenöl und gelöschtem Kalk unter
Umrühren, so daß eine emulsionartige Masse sich bildet, die entweder als Mordant (s. Beize) oder zur Bereitung
von Tafelfarben (s. Applikationsfarben) Anwendung findet.
auch Flußharz genannt, ein mit dem Kopalharz (das die Engländer fälschlich auch Animeharz nennen)
verwandter und oft mit jenem verwechselter Stoff von noch zweifelhafter Herkunft. Lange Zeit hat man Hymenea courbarilL.,
eine der Stammpflanzen der verschiedenen Kopalharzsorten (s. Kopal), für den Animebaum gehalten,
bis die Abstammung der Kopalsorten genau ermittelt war. Gegenwärtig sind die Pharmakognosten der Ansicht,
daß Icica Icicariba DC., ein zu den Burseraceen gehörender Baum Westindiens und Brasiliens, welcher auch das Elemiharz (s. d.)
liefert, die Stammpflanze des Animeharz sein möge. Es kommt in unförmlichen, weißlich bestäubten, leicht zerbrechlichen
und zerreiblichen Stücken in den Handel, welche einen schwachen Weihrauchgeruch besitzen, über Feuer sich
gleich dem Mastix erweichen und sich in kochendem Alkohol leicht auflösen. Durch letztere Eigenschaft unterscheidet sich das
Animeharz, welches zu Räucherungen, technisch bei der Siegellackfabrikation und zu Firnissen Verwendung findet, sehr wesentlich
von den schwer löslichen Kopalharzsorten. Es ist im Handel selten geworden.
das von G. E. Stahl (s. d.) zu Anfang des 18. Jahrh. aufgestellte
System in der Medizin, wonach die vernünftige Seele (anima) als das Princip des Lebens betrachtet wird. Die Krankheiten, lehrte
Stahl, seien Reaktionen der Seele gegen die Krankheitsursachen, d. h.
innerliche Bewegungen, welche die Seele im Kampfe mit jenen Ursachen ausführe, und die
ärztliche Behandlung müsse sich daher
darauf beschränken, die der Einwirkung entgegenstehenden Hindernisse wegzuräumen und sie im Kampfe gegen die Krankheitsursachen
zu unterstützen. Die Anhänger Stahls wurden Animisten genannt. Sein entschiedenster Gegner war Friedr. Hoffmann (s. d.).
- In der neuern anthropol. Forschung ist Animismus als Ausdruck für die bei allen Naturvölkern beobachtete
Neigung eingeführt worden, die ihnen mechanisch unerklärlichen Wirkungen der Dinge sich durch Annahme seelischer Kräfte
oder handelnder Persönlichkeiten in den Dingen begreiflich zu machen.
oder Aniene oder Teverone (im Altertum Anio, Anien), ein 110 km langer linker Nebenfluß des Tiber in der ital. Provinz
Rom, entspringt 70 km östlich von Rom in den Monti Sabini am Monte-Ceraso, fließt, nach kurzem südl.
Laufe, durch ein Querthal, von Trevi (Treba) bis Anticoli gegen NW. durch das Längenthal von Subiaco und drängt sich darauf
bei Vicovaro (Varia) durch ein anderes Querthal nach SW. Nachdem er rechts die Licenza (Digentia) aufgenommen, tritt er bei
Tivoli (Tibur) in die Campagna di Roma, die er gegen W. 30 km weit durchschneidet bis zur Mündung, 4 km
nördlich von Rom, da wo einst Antemnä stand. Im obern Längenthale liegt unweit Subiaco in schauerlicher Felskluft die «Heilige
Höhle», wo der heil. Benedikt drei Jahre zubrachte; jetzt steht unter dem überhängenden Felsen ein Benediktinerkloster.
In dem Seitenthale der Licenza sprudelt unter dem Monte-Gennaro (Mons Lucretilis) die klare Quelle dieses
Flüßchens, die von Horaz gefeierte Fons Bandusiae, hervor, in deren Nähe man die Überreste der Villa des Dichters, des
Sabinum, zeigt. Am Südende der Stadt Tivoli (s. Tibur), da wo auf einem Felsvorsprung die Ruine eines runden Tempels der Vesta
oder der Tiburtinischen Sibylle sich befindet, stürzte früher der in eine Felsschlucht, dann noch tiefer in die Grotte des
Neptun. Da aber der Fluß bei Hochwasser Teile seines Ufers fortriß und den Fels, auf dem der Tempel steht, zu unterwühlen drohte,
so ließ Leo XII. den Fluß durch einen Kanal (271 m) unter dem Monte-Catillo ableiten, der 1835 vollendet
wurde; deshalb liegt der 96 m hohe Fall jetzt etwas weiter von der Stadt. Die Neptunsgrotte ist seit 1835 fast ganz eingestürzt.
Pimpinella anisumL., eine einjährige Pflanze aus der Familie der Umbelliferen (s. d.), in Griechenland, Ägypten
und dem Orient, blüht im Juli, reift Früchte gegen Ende August, hat herzförmig-rundliche Grundblätter, doppelt-dreizählige
Stengelblätter, hüllenlose Dolden, kleine, weiße Blüten und breit-eiförmige, von der Seite ein wenig zusammengedrückte,
etwa 2 mm lange, graugrüne, kurz grauhaarige, feingerippte Früchtchen von eigentümlich aromatisch-süßem
Geschmacke und starkem gewürzhaftem Geruch. Sie sind als Fructus Anisi oder Aniskörner offizinell. Aus ihnen bereitet man durch
Destillation das Anisöl (s. d.),