Safranin (s. d.), Anilinrot soviel wie Fuchsin (s. d.),
Anilinviolett soviel wie Mauveïn (s. d.).
Deutschlands Produktion an Anilinfarben, die überhaupt den ersten Rang einnimmt, beträgt gegenwärtig etwa 90000 Doppelcentner
jährlich; 1890 wurden rund 72 800 Doppelcentner im Werte von 37 854000 M. ausgeführt, 6200 Doppelcentner eingeführt. Von
der Ausfuhr entfielen auf Großbritannien 15000, die Vereinigten Staaten von Amerika 12 500, China 11000,
Österreich-Ungarn 6000, Frankreich 4000 Doppelcentner. Der Gesamtwert der Produktion von in der Welt ist annähernd auf 100 Mill.
M. zu schätzen, wobei berücksichtigt werden muß, daß der Preis der einzelnen Farben von Jahr zu Jahr gefallen ist; so
kostete 1866: 1 kg Fuchsin etwa 1200 M., gegenwärtig 9-10M. Hauptorte der Herstellung der in Deutschland
sind Ludwigshafen a. Rh. («Anilin- und Sodafabrik Stuttgart», das älteste und größte Etablissement), Höchst a. M., Berlin,
Elberfeld, Biebrich, Frankfurt a. M., Barmen, Leverkusen bei Köln, Mühlheim in Hessen, Offenbach, Lörrach. Auswärtige Produktionsorte:
Basel,
Genf,
Saint Denis, Lyon, London, Buffalo (Vereinigte Staaten von Amerika). -
Vgl. Schultz, Chemie des Steinkohlenteers
(2. Aufl., Braunschw. 1886-90);
Friedländer, Fortschritte der Teerfarbenfabrikation (Berl. 1888 u. 1891);
Schultz und Julius,
Tabellarische Übersicht der künstlichen organischen Farbstoffe (2. Aufl., ebd. 1891);
Nietzki, Chemie der organischen Farbstoffe
(ebd. 1889);
Mühlhäußer, Die Technik der Rosanilinfarbstoffe (Stuttg. 1889);
Harmsen, Fabrikation der
Teerfarbstoffe und ihrer Rohmaterialien (Berl. 1889);
Weyl, Die Teerfarben, hygieinisch- und forensisch-chemisch untersucht
(ebd. 1889).
ein schwarzes, amorphes, weder in Wasser noch in verdünnten Säuren lösliches und sehr beständiges
Pulver, dessen Zusammensetzung der Formel C6H5N entspricht; man erhält es durch
Oxydation von salzsaurem Anilin mit Kupferchlorid und Kaliumchlorat, rotem Blutlaugensalz, Vanadinsäure, Chromsäure oder durch
Elektrolyse (den elektrolytischen Sauerstoff). Auf der Gewebsfaser erzeugt man es, indem man dieselbe mit einer Lösung
von salzsaurem Anilin und des Oxydationsmittels tränkt, oder dieselbe aufdruckt und den Zeugstoff nachher im Wasserdampfbade
erwärmt. Es haftet sehr fest in der Faser und ist daher als ganz echter schwarzer Farbstoff wertvoll.
-
Vgl. Noelting und Lehne, und seine Anwendung (Berl. 1392).
oder Anilismus kommt fast nur bei den Arbeitern der Anilinfabriken infolge der Einatmung von Anilindämpfen
vor; die wiederholt vorgekommenen Vergiftungen durch Anilinfarbstoffe in Fruchtsäften, Konditorwaren,
Bekleidungsgegenständen u. dgl. sind nicht auf das reine Anilin, sondern auf giftige, namentlich metallische (arsenige) Beimengungen
desselben zurückzuführen. Man unterscheidet eine akute und eine chronische Vergiftung. Bei der akuten Anilinvergiftung bekommen die Arbeiter
Kopfschmerzen, fahle Gesichtsfarbe mit bläulicher Verfärbung der Lippen, vermehrten Harndrang und taumelnden Gang; in schweren
Fällen sinkt der Kranke plötzlich um, verliert das Bewußtsein und wird von klonischen, mitunter tödlichen Krämpfen befallen.
Die chronische Anilinvergiftung giebt sich durch Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, Sensibilitätsstörungen, Muskelzuckungen und Muskelschwäche,
sowie durch chronische Hautausschläge an verschiedenen Körperstellen
zu erkennen; auch sind Sehstörungen in der Form von
Photophobie, leichter Ermüdung beim Sehen und Amblyopie bei Anilinarbeitern nicht selten. Die Behandlung
der Anilinvergiftung besteht in der Zufuhr frischer Luft, kalten Begießungen und Darreichung von Reizmitteln (Äther, Kampfer, Moschus);
durch Alkohol wird die Vergiftung verschlimmert. Prophylaktisch ist für gehörige Ventilation der Arbeitsräume und angemessene
Überwachung der Arbeiter zu sorgen. -
Vgl. Hirt, Die Krankheiten der Arbeiter (I. Abteil., 3 Tle., Lpz.
1875).
(spr. -matscha), Giovanni, Musiker, gest. zu Rom gegen 1570 als hochbetagter Mann, gehört zu den bedeutendsten
Vorgängern Palestrinas. Im Stimmdruck erschienen seit 1550 von A.s Kompositionen 1 Band Messen, 2 Bände Magnificats, 1 Credo und
mehrere Bände Motetten, Psalmen und Hymnen. Ein großer Teil von A.s Kompositionen liegt ungedruckt in der
päpstl. Kapelle. In den neuen Sammelwerken und in den heutigen Choraufführungen ist er nur schwach vertreten. Musikgeschichtlich
bekannt ist der Anteil, den Animaccia an dem von Neri (s. d.) gegründeten
Oratorium nahm. Er schrieb mit Soto de Lanza und mit Palestrina für dieses Institut eine Reihe volkstümlicher
Hymnen, die den Titel «Laudi spirituali» führten und die berühmte Festmusik des Oratoriums
bildeten.
soviel als tierisch, aus dem Tierreich stammend, den Tieren eigentümlich, z. B. animalische Kost, animalische
Wärme. Mit dem Namen animalische Funktionen bezeichnet man die Thätigkeiten des lebenden Körpers, die
nur den Tieren eigen sind und hauptsächlich von dem Nervensystem als bestimmendem Faktor ausgehen, nämlich Empfindung (wozu
auch die Sinnes- und Hirnthätigkeiten gerechnet werden) und willkürliche Bewegung (wozu auch Stimme und Sprache und überhaupt
die Vermittelung des Gedankens mit der Außenwelt gehören).
Alle Tiere ohne Ausnahme besitzen beide Eigenschaften, wenigstens während einer gewissen Zeit ihres Lebens, und auch selbst
dann, wenn ein gesondertes Nervensystem oder Muskelsystem bei ihnen nicht erkannt werden kann. Indessen ist die Bewegung den
Tieren nicht ganz allein eigentümlich, da es gewisse Pflanzen und Pflanzenteile giebt, die sich allerdings
bewegen, einige infolge äußerer Reize (wie z. B. die Blättchen der Mimosen oder die Staubfäden der Berberitzen), andere,
wie die Sporen (Keimkörner) vieler niederer Pflanzen, mittels Flimmerhaare oder peitschenförmiger Anhänge, und zwar so seltsam,
daß diese Bewegungen von den willkürlichen der Infusorien nicht zu unterscheiden sind. Da es niedere
Organismen in Menge giebt, welche ohne Differenzierung von Organen (s. Arbeitsteilung) Empfindung und Bewegung zeigen, so ist
es wahrscheinlich, daß diese beiden Eigenschaften ursprüngliche Funktionen der organischen Materie überhaupt sind, die
bei den Tieren weiter entwickelt und differenziert, bei den Pflanzen aber durch andere Einrichtungen unterdrückt werden. Auch
bei Tieren spricht man von vegetativen Funktionen; es gehören dahin alle auf den Stoffwechsel bezüglichen
Thätigkeiten, wie Kreislauf, Atmung, Aufsaugung, Absonderung und Verdauung.