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628 genannt wird, hat namentlich beim niedern Klerus und im Mittelstande Anhänger gefunden; sie erstrebt vorzugsweise Werke praktischer Frömmigkeit, Bibelverbreitung, Heiden- und Judenbekehrung, Traktatenverteilung, Straßenpredigten, Schulunterricht, Innere Mission. Die hochkirchliche Partei, die ihre Stütze namentlich in der geistlichen und weltlichen Aristokratie und in den Universitäten Oxford [* 1] und Cambridge hat, hält die Traditionen und den Formalismus der Staatskirche starr fest.
Statt einer Vereinigung mit den Dissenters zu «christlichen Werken» hat sie ihr Augenmerk vor allem auf Reinerhaltung der äußern Formen des anglikan. Kultus gerichtet. In der neuesten Zeit haben sich indessen die hochkirchliche und die niederkirchliche Partei wieder genähert, um vereint die auftauchende freiere kritische Richtung (die sog. Broad-church men) zu bekämpfen. Diese Richtung, der Männer wie Davidson, Mackay, Matthew Arnold, Dean Stanley u. a. angehören, ist namentlich auch vertreten in den als «Essays and reviews» 1861 erschienenen Abhandlungen, deren Verfasser (Temple, Williams, Powell, Wilson, Goodwin, Pattison und Jowett) mit einer einzigen Ausnahme der anglikan.
Geistlichkeit angehören. Ihre Tendenz ist vornehmlich die Bekämpfung der altprot. Vorstellung von der göttlichen Inspiration der biblischen Urkunden und eine wahrhaft geschichtliche Auffassung und Auslegung derselben. Die hierdurch hervorgerufene Bewegung dauerte noch fort, als Bischof Colenso (s. d.) durch seine Kritik der fünf Bücher Moses und des Buches Josua bei der engl. Geistlichkeit das größte Aufsehen hervorrief. Während dieser Fall die dogmatische Kontroverse nur vorübergehend wieder belebt hat, ist neuerdings die ritualistische Frage wieder in den Vordergrund getreten.
Hinneigung zu Rom [* 2] im Ritus legen manche Geistliche an den Tag, die sonst dem Beispiele Newmans (s. d.) zu folgen nicht konsequent genug sind. Die Frage, ob Altarkreuz oder Crucifix, [* 3] ob Leuchte, gesticktes Altartuch, Ohrenbeichte u. dgl. kehrt regelmäßig wieder und erregt heftigen Kampf in den Gemeinden, Streit zwischen dem Geistlichen und seinem Bischof, endlich lange Verhandlungen der bischöfl. Gerichtshöfe mit oft schwächlich paktierendem Resultat. Nach dieser Seite hin scheint das Pan-anglican Council, zu dem seit 1867 die anglikan.
Bischöfe der ganzen Welt sich behufs regelmäßiger Vereinigungen zusammengeschlossen haben, noch nicht genügend einzuwirken.
Vgl. Clausnitzer, Gottesdienst, Kirchenverfassung und Geistlichkeit der bischöflichen engl. Kirche (Berl. 1817);
Stäudlin, Allgemeine Kirchengeschichte von Großbritannien [* 4] (2 Bde., Gött. 1819);
Funk, Organisierung der engl. Staatskirche (Altona [* 5] 1829);
Georg Weber, Geschichte der akath.
Kirchen und Sekten von Großbritannien (2 Bde., Lpz. 1845–53; 2. Ausg. u. d. T.: Geschichte der Kirchenreformation in England, 1856);
Merle d'Aubigné, Geschichte der Reformation in Europa [* 6] zu den Zeiten Calvins, Bd. 4 (Elberf. 1866);
Maurenbrecher, England im Reformationszeitalter (Düsseld. 1866);
Ranke, Engl. Geschichte vornehmlich im 16. und 17. Jahrh. (14. bis 22. Bd. der Sämtlichen Werke, 3. Aufl., Lpz. 1877–79);
Weingarten, Die Revolutionskirchen Englands (ebd. 1868);
Burns, Ecclesiastical Law (Lond. 1842);
Rogers, A practical arrangement of ecclesiastical Law (ebd. 1849);
Bailey, Jurisdiction and mission of the Anglican episcopate (1871);
Gladstone, Ritualism and the church of England (1875);
Mettgenberg, Ritualismus und Romanismus in England (Bonn [* 7] 1877);
M'Carthy, History of our own times, Bd. 1 (Lond. 1879);
Lee, The church under Queen Elizabeth (2 Bde., 1880);
Dixon, History of the church of England from the abolition of the Roman jurisdiction (4 Bde., 1873–91);
Spencer Walpole, History of the 19th Century (3 Bde., 1878–80);
Amherst, The history of catholic emancipation (2 Bde., 1886);
Destombes, La persécution religieuse en Angleterre (3 Bde., 2. Aufl. 1885);
Blunt, The reformation of the church of England (2 Bde., Lond. 1880–82).