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widerstehen. Zunächst war es der engl. Klassicismus, der in
Amerika
[* 1]
Boden faßte. Sein Hauptwerk ist das großartige
Kapitol
zu
Washington
[* 2] (1793 begonnen; s.
Tafel: Amerikanische
Kunst I,
[* 3]
Fig. 7), mit seinen mächtigen korinth. Säulenhallen und der
bis zu 90 m aufsteigenden
Kuppel, ferner das
Patent-Office zu
Washington, das
Custom-House zu
Boston
[* 4] und zu
Neuyork,
[* 5] die Münze zu
Philadelphia
[* 6] und andere meist profane Bauwerke.
Früh trat mit diesem
Stil die ebenfalls von England
beeinflußte
Romantische
Baukunst
[* 7] in
Wettbewerb, welche namentlich im
Kirchenbau eine Reihe großer und künstlerisch bedeutender
Werke ins Leben rief.
Das anwachsende Bedürfnis in neu emporblühenden Großstädten gab dem künstlerischen Schaffen immer neue Aufgaben. Die 1858 begonnene St. Patricks-Kathedrale zu Neuyork zeigt im Stil der Hochgotik einen mächtigen, aber in den Formen etwas magern Bau. Die Trinity-Church, Thomas-Church und andere Neuyorker Bauten des engl. Architekten Upjohn gehören derselben Kunstweise an. Die räumlich minder bedeutende, aber künstlerisch höher stehende All-Saints Cathedral in Albany (s. Taf. 1, [* 3] Fig. [* 8] 1) zeigt dagegen schon das Zurückgreifen auf die Frühgotik und die roman. Stilarten, welche in der Folge der amerik.
Baukunst eigen blieb. Durchgebildete roman. Kunstweise zeigen die Holy Communion-Church in Philadelphia, die merkwürdige Centralanlage der Trinity-Church zu Boston und die New Old South-Church daselbst mit ihrem an ital. Vorbilder mahnenden Turm. [* 9] Im Profanbau haben die romantischen Stilweisen eine besondere Pflege gefunden. Das Parlamentshaus zu Ottawa (Canada), das State-Capitol zu Hartford (Connecticut), die Bibliotheken zu Burlington (Vermont) und Woburn (Massachusetts), das Alleghany-County Court-House zu Pittsburgh, das Art-Museum zu Cincinnati, die dem Palazzo ducale zu Venedig [* 10] nachgebildete Nationalakademie und das got. Naturhistorische Museum zu Neuyork, sowie zahlreiche andere Bauten zeugen vom Reichtum und vom Kunstsinn des Landes.
Minder glücklich erscheint Amerika in der Verwendung der Renaissance. Zwischen einer massigen und einer in den Einzelheiten zu schüchternen Formgebung schwankend, haben die Architekten nur selten das rechte Maß zu finden gewußt. Monumentale Anlagen, wie das State-Capitol zu Albany (Neuyork), erscheinen oft in der Gruppierung fast mittelalterlich schwer, andere, wie die New City-Hall zu Philadelphia, welche die in Amerika sehr beliebten Formen des Louvre aufnimmt, gehäuft und überladen; der riesige Turm dieses Bauwerkes ist der höchste der Welt.
Die Stadthallen, Bibliotheken, Bahnhöfe, [* 11] Museen, Theater [* 12] u. s. w., räumlich vielfach die größten der Welt, zeigen ebenso wie die Schlösser, Villen und Stadthäuser alle Stile Europas in oft rücksichtsloser Mischung, die zwar europ. Empfinden widerspricht, oft aber von einer wahrhaft fruchtbaren Unbefangenheit zeugt; in ihnen kommen der Wohlstand und die freien gesellschaftlichen Formen des Landes in anmutigster Weise künstlerisch zum Ausdruck. Das Berkshire Apartmenthouse zu Neuyork mit seinen 9 Stockwerken und ein Landhaus zu Neuport, Rhode-Island (s. Taf. I, [* 3] Fig. 3 u. 4), mögen als charakteristische Beispiele des Profanbaues aufgeführt werden. In den kleinern Werken wie in denen des Kunstgewerbes zeigt sich eine künstlerische Selbständigkeit und Feinheit der Empfindung, welche hoffen läßt, daß es Amerika gelingen werde, sich einst stilistisch, Europa [* 13] gegenüber, selbständig zu machen.
Die Bildnerei Amerikas, von der sich die ersten Spuren seit 1800 nachweisen lassen, begann eine höhere künstlerische Durchbildung erst in der Mitte des Jahrhunderts zu erlangen. Die beiden Meister H. Powers und H. Greenough, welche im Lande selbst die Anregung zu ihrer Kunst fanden, gingen früh nach Rom, [* 14] wo sie sich, gleich den zeitgenössischen engl. Bildhauern, eng an Canova und Thorwaldsen anschlossen. Mehr Eigenart wahrten sich Thomas Crawford (1814-57) und Erasmus Dow Palmer (geb. zu Pompey, Neuyork, 1817), welchen dafür ein gewisser Mangel an Schule anhaftete. Die jüngere Richtung, der sich auch Powers zugesellte, nahm die dem Renaissancegeschmack zuneigende Richtung der Italiener und Franzosen auf und steigerte sie bis zu einem scharf ausgeprägten Realismus. J. Ward, J. Boyle, John Donoghue (s. Taf. I, [* 3] Fig. 6), St. Gaudens (s. Taf. I, [* 3] Fig. 2) entwickelten in dieser Richtung eine Kunstweise, die trotz einzelner nationaler Züge, namentlich eines scharfen Erfassens individueller Eigentümlichkeiten im Porträt, doch die europ. Herkunft nicht verleugnet.
Ebensowenig ist dies bei den unter deutschem Einfluß gebildeten Künstlern, W. H. Rinehart, M. I. Ezekiel, E. Keyser u. a. der Fall, während W. W. Story (s. Taf. 1, [* 3] Fig. [* 8] 5), J. R. Rogers und L. Bebisso sich dem ital. Geschmacke nahe hielten. Im allgemeinen hat sich namentlich seit dem Bürgerkriege eine großartige Thätigkeit in Amerika entfaltet. Der Hoffnung aber, daß ein selbständiger Stil im Schaffen zu stande kommen werde, steht die Vorliebe der Amerikaner selbst für die Werke der Alten Welt gegenüber der einheimischen Kunst bisher hinderlich entgegen.
Reicher gestaltet sich die Geschichte der amerik. Malerei; anfangs von England beeinflußt, konnte sie schon zu Ende
des 18. Jahrh. zwei hervorragende Kräfte, B. West (s. Taf. 11,
[* 3]
Fig.
1) und John
Singleton Copley, an das Mutterland abgeben, während ihr in J. Trumbull ein selbständiger,
im großen schaffender Künstler erhalten blieb, dem sich neben geringern Kräften
G. C.
Stuart als trefflicher Bildnismaler
anschloß. Doch blieb auch auf diesem Gebiet
Amerika im wesentlichen der entlehnende
Teil. Während es in der ersten Hälfte
des 19. Jahrh. England war, dessen Anregungen die
Vereinigten Staaten
[* 15] beherrschten, trat seit 1841 durch
den Einfluß E. Leutzes (s. Taf. II,
[* 3]
Fig. 2) ein Umschwung zu Gunsten der
Düsseldorfer Schule ein. Amerikanische
Bierstadt vertritt diese noch in der Landschaftsmalerei. Im Laufe der sechziger und siebziger
Jahre fand dann die moderne
Pariser
Richtung allgemeinern Anklang.
Obgleich am die
Society of
American
Artists gegründet, ferner
Akademien nach europ.
Muster (namentlich in
Philadelphia)
eingerichtet wurden, blieb es doch die Regel, daß die amerik.
Maler ihre
Studien in Europa machten. Doch entfaltete sich die
Tiermalerei durch
Beard,
Peter
Moran und Poore, die Landschaftsmalerei durch
Thomas und
Peter
Moran (s. Taf.
II,
[* 3]
Fig. 3), die
[* 3]
Figurenmalerei durch J. G.
Brown zu ansehnlicher Höhe; als Porträt-und Genremaler ist W.
Chase (s. Taf.
II,
[* 3]
Fig. 5) hervorzuheben. Die neuesten amerik. Schöpfungen von F. Amerikanische
Bridgman (s. Taf. II,
[* 3]
Fig. 4), H. Mosler, Ch.
Sprague Pearce, E. Lord Weeks u. a. unterscheiden sich wenig von denen
der modernsten
Pariser Kunst. Auch ließ man der
Aquarellmalerei eine umfassende Pflege zu teil werden. Es fehlt aber auch
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