Tempel
[* 1] Debir heißt. Im
Pentateuch (Priestercodex) heißt so der abgesonderte hinterste
Teil in der
Stiftshütte, in dem die
Bundeslade stand. Im Herodianischen
Tempel war das Allerheiligstes nur durch einen
Vorhang geschieden, der durch das
Erdbeben
[* 2] beim
Tode Jesu
entzweigerissen sein soll. Das Allerheiligstes durfte zur Zeit des alten
Judentums nur der Hohepriester, und zwar nur
einmal im Jahre, am großen Versöhnungstage betreten, um die beiden heiligsten Sühnopfer für seine und des
Volks im Laufe
des ganzen Jahres begangenen
Sünden darzubringen. Jetzt wird in den
Synagogen das der verschließbare, mit einem
Vorhang von
gesticktem
Brokat oder
Seide
[* 3] behangene Raum genannt, in dem die Gesetzesrollen, d. h. die
fünf
Bücher Mosis, aufbewahrt werden. -
Bei den Katholiken ist Allerheiligstes die in einem
Gefäße zur
Anbetung ausgestellte geweihte
Hostie (s. Monstranz).
Fest der kath.
Kirche, wird am 2. Nov. gefeiert zum
Gedächtnis der Verstorbenen und zur Mahnung an die Lebenden,
der Seelen im
Fegefeuer fürbittend zu gedenken. Es ward 998 durch den
Abt Odilo zunächst im
KlosterCluny
eingeführt, fand bald Eingang in der ganzen kath. Christenheit und wird in den
Kirchen durch eine
Messe für die Verstorbenen,
auf den Kirchhöfen durch Schmücken der
Gräber gefeiert.
(spr. allwahr),Hauptstadt des Kantons Allevard (216,34 qkm, 6 Gemeinden, 7512 E.)
im
ArrondissementGrenoble
[* 11] des franz. Depart. Isère, am
Breda, in 475 m Höhe, hat (1891) 1850, als Gemeinde 2850 E.,
darunter viele
Kretinen und Kropfkranke. Allevard liegt in einem schönen
Thale der Dauphiné das durch den Bergzug Brame-Farine
(1214 m) vom
Thale Grésivaudan getrennt wird, und verdankt seine
Entwicklung dem 1838 gegründeten Warmbad;
dies wird gespeist von den in 350 m Höhe entspringenden, in 24
Stunden 2736 l Wasser spendenden Schwefel- und Calciumquellen
von 24,2° C., die besonders gegen
Krankheiten der
Atmungsorgane gebraucht werden. Das hervorragendste
Gebäude ist ein von
einem schönen
Park umgebenes Schloß. In der Umgebung ein Hochofen,
Mangan-, Kupfer- und Bleigruben. Die
Schmelzhütte liefert den besten
StahlFrankreichs und beschäftigt ungefähr 500
Arbeiter. -
Vgl.
Niepce, Étude clinique des
eaux sulfureuses et iodées d'A.
(Par. 1883).
auch
Algäu, Algau oder Allgau, in weiterm
Sinne der von Vorbergen der
Alpen
[* 12] erfüllte Landstrich
Schwabens,
der sich von der Iller, demBodensee und der Ill im W. bis zum
Lech im O. und vom Inn im S. bis zur Donau
im N. ausbreitet. Gewöhnlich jedoch bezeichnet man mit Allgäu das Land im südwestl.
Bayern
[* 13]
(Schwaben), in den angrenzenden
TeilenWürttembergs und
Tirols um die obere Iller bis herab nach
Kempten
[* 14] und Memmingen,
[* 15] so daß es etwa an
Umfang
dem alten Albigau oder Alpgau gleichkommt.
Das Allgäu wird ganz von den Allgäuer
Alpen, den nördl. Fortsetzungen und Voralpen der Rhätischen
Alpen eingenommen. Das Gebiet
der Iller mit seinen Thalbildungen ist die Centralfurche dieses Alpengaues mit seinen zahlreichen Bergstöcken,
Wänden, Pyramiden,
Klippen.
[* 16] Den Westflügel gegen den
Bodensee hin setzen die
Thäler der beiden Argen und der
BregenzerAch
mit ihren Nebenflüssen zusammen, den Ostflügel dagegen das Quellgebiet der Wertach, der Zirkellauf der Vils und eine
Strecke
des Lechthals.
Damit trifft die
Volks- und Sprachscheide genau zusammen. Der Allgäuer scheidet westwärts den
«Walder»,
d. i.
den Bewohner des
BregenzerWaldes, und ostwärts den
«Lechler» oder
«Thaler»
(Lechthaler) scharf von sich aus.
In den südlichern
durch Querthäler getrennten
Ketten überragen einige Gipfel die hier etwa in 2500 m Höhe verlaufende Firnlinie; es finden
sich zwei kleine
Gletscher am
Hohen Licht
[* 17] (2687 m) und an der Mädelegabel (2649 m) und einige Firnflecken
am
Hochvogel (2589
m), an der Hintern Wilden (2433 m), dem
Großen Krottenkopf (2655 m) und dem Marchspitz (2615 m). Bei Immenstadt
erhebt sich das
Gebirge noch in dem abenteuerlich geformten, eisenreichen Grünten oder Grinten, dem «Rigi
Oberschwabens», bis 1733 m, geht aber bald in die Hochebenen der Donau über.
Die
Wasserscheide zwischen Ill und Inn wird im 1797 m hohen Arlbergpaß von der Kunststraße von Feldkirch nach
Landeck überschritten
und von dem Arlbergtunnel (s.
Arlberg) durchstochen. Die
Verbindung zwischen den
Thälern des
Lechs und
Inns bietet die Lechstraße,
die von Füssen aus dieAlpen in den verschanzten Felsgassen des 924 m hohen Kniepaß und der Ehrenberger
Klause durchschneidet, die Höhe von 1106 m erreicht, sich bei Nassereit spaltet und, so doppelt verzweigt in dem Innthale
mündend, auf der einen Seite über Imst hinauf nach
Landeck, auf der andern über
Telfs und
Zirl hinab nach
Innsbruck
[* 18] führt. Die obern Züge des
Gebirges mit ihrer rein alpinen Natur bieten den hier gezogenen kleinen Viehrassen die
trefflichsten
Weiden. Das Allgäuer Rindvieh (s.
Tafel: Rindviehrassen II,
[* 19]
Fig. 1
u. 2) eignet sich wegen seines schönen, kräftigen,
weniger grobknochigen
Baues vortrefflich zum Ziehen, hat aber auch eine bedeutende Mastfähigkeit und
ist sehr milchreich. Mit den Erzeugnissen der Viehzucht
[* 20] wird ein sehr ansehnlicher
Handel nach
Augsburg,
[* 21]
München,
[* 22]
Nürnberg
[* 23] und
Wien
[* 24] getrieben. Die Viehmärkte von
Sonthofen sind sehr wichtig. Im nördlichen Allgäu, wo die Flußthäler sich zur Ebene
auszuweiten beginnen, tritt mit der Alpenwirtschaft auch die
Dreisch- und Egartenwirtschaft sowie der
Flachsbau in
Verbindung. -
Vgl. Waltenberger, Allgäu,
Vorarlberg und Westtirol (7. Aufl., Augsb. 1893);