Un-Parteilichkeit des
Richters zu rechtfertigen. Die Ablehnung darf auch von dem
Richter selbst ausgehen. Der bloß auf persönlicher
Auffassung einer Partei beruhende Verdachtsgrund reicht zur Ablehnung nicht aus. Die Partei hat die
Gründe ihres Ablehnungsgesuchs
glaubhaft zu machen; der
Eid ist als
Mittel der
Glaubhaftmachung ausgeschlossen, über die Ablehnung entscheidet
das Gericht, welchem der Abgelehnte angehört, und, wenn dieses durch die Ablehnung beschlußunfähig wird, das nächsthöhere
Gericht, über die Ablehnung eines
Amtsrichters oder
Untersuchungsrichters das Landgericht.
Einer
Entscheidung bedarf es aber in letztern Fällen nicht, wenn der abgelehnte
Richter selbst die Parteiablehnung für begründet
erklärt. Bis zur Erledigung des Ablehnungsgesuchs hat der abgelehnte
Richter nur solche Handlungen vorzunehmen,
welche keinen
Aufschub gestatten. Mit Rücksicht hierauf ist auch die Anbringung des Gesuchs, soweit dasselbe auf Besorgnis
der
Befangenheit gestützt wird, zeitlich beschränkt. Es kann nämlich eine Partei im Civilprozeß einen
Richter nicht mehr
ablehnen, wenn sie bei demselben, ohne den ihr bekannten Ablehnungsgrund geltend zu machen, in eine Verhandlung
sich eingelassen oder
Anträge gestellt hat; im
Strafprozeß kann sie es in der Hauptverhandlung erster Instanz nur bis zur
Verlesung des Beschlusses über die Eröffnung des Hauptverfahrens, in der Hauptverhandlung über die
Berufung und die Revision
nur bis zum Beginne der Berichterstattung. Die bezüglichen Bestimmungen der
Deutschen Strafprozeßordnung
(§§. 23-30) und der
Deutschen Civilprozeßordnung (§§. 42-48) sind im wesentlichen übereinstimmend mit der Österr. Strafprozeßordnung
(§§. 72-74) und (für den Civilprozeß) mit dem Österr. Gesetz über die innere Gerichtseinrichtung von 1853.
Die gesetzlichen Bestimmungen über die Ablehnung des
Richters finden auf die Ablehnung des Gerichtsschreibers (s. d.),
sowie im
Strafverfahren auf die der Schöffen (s. d.), in beiden Prozessen auf die
der Sachverständigen (s. d.) entsprechende Anwendung. Dieselben Bestimmungen
gelten bezüglich der der Mitglieder des
Patentamtes (vgl. Patentgesetz §.14), der Mitglieder des Reichsversicherungsamtes
(Verordnung vom §. 9) und der Schiedsgerichte derUnfallversicherung (Verordnung vom
§. 3) und der Schiedsrichter in bürgerlichen Rechtssachen (Civilprozeßordn. §. 858).
Anders gestaltet sich die von
Geschworenen
(s. d.).
Wortbildung, Stammbildung (s.
Stamm),
Derivation, in der
Grammatik die
Bildung eines Wortes aus einem andern
durch Hinzufügung gewisser
Laute oder
Silben, die einen von der Bedeutung des zu
Grunde liegenden Wortes
(Stammwortes) verschiedenen
Sinn verleihen;
daher werden die Deklinations- und Konjugationsformen nicht zu den Ableitung
(Derivaten)
gerechnet;
z. B. in dem von «tragen» abgeleiteten
«Träger»
[* 1] giebt das ableitende «... er» die
Beziehung auf die
Person, die trägt. Im
Deutschen wie im ganzen indogerman.
Sprachstamme
können die ableitenden Elemente nur am Ende angefügt werden;
Sprachen vorkommen. Die scheinbaren
Präfixe, die sog.
Vorsilben des
Deutschen,
wie«ge...», «be...», «ver...»
u. a., sind verdunkelte Präpositionen, die mit ihnen gebildeten Worte also Zusammensetzungen
(s. d.), so gut wie die mit den gewöhnlichen Präpositionen
(auf, an u. s. f.) zusammengesetzten. Doch
ist in vielen Fällen eine feste Grenze zwischen
und Zusammensetzung nicht zu ziehen, da auf jeder
Stufe der Sprachgeschichte
Glieder
[* 2] von Zusammensetzungen auf dem Wege dazu
sind, zu einfachen
Suffixen zu werden, z. B. bei uns jetzt «los»
in «maßlos», «treulos»
u. dgl., während z.B. im
Französischen die Adverbia bildende Endung -ment = lat. mente
(Ablativ von mens),
z. B. lentement
(langsam) = lenta mente «langsamen
Sinnes», längst reines
Suffix ist.
In der höhern
Analysis ist Ableitung oder abgeleitete Funktion das Ergebnis einer Differentiation, der Differentialquotient
(s. Differentialrechnung).
[* 3]
In der
Medizin heißt Ableitung die Verminderung der Thätigkeit oder des Säftereichtums in einem Organ durch
gleichzeitige
Vermehrung der Thätigkeit oder des Säftezuflusses in einem andern Organ. Ein
Schmerz, besonders ein lebhafterer,
im
System der Hautnerven erregter, dient als Ableiter von der Empfindung eines andern, dumpfern oder innerlichen Schmerzes.
Auf dieser
Beobachtung beruht zum
Teil die Anwendung schmerzverursachender
Mittel in der Heilkunde als Ableitungsmittel
(Derivantia oder
Attractiva), wozu namentlich die
Hautreize
(Epispastica) dienen: Senfteige und Senfspiritus,
Blasenpflaster,
das
Brennen mit heißen oder glühenden Körpern, die
Pocken- oder Pustelsalben
u. dgl. Die meisten von diesen und andern sog.
ableitenden
Mitteln erregen aber auch in dem gewählten Ableitungsorgan (z.B. in der
Haut)
[* 4] eine vermehrte
Säfteanhäufung und infolge derselben dann
Absonderungen,
Ausschwitzungen,
Eiterungen u. s. w. So die
Blasenpflaster, die
Fontanelle
und
Haarseile, das
Jod, die Abführmittel, die Schröpfköpfe, Schwitzmittel, die
Blutentziehungen.
Man glaubt, daß auf diese
Weise innere Säfteanhäufungen, die
Blutstockungen und
Entzündungen entferntererTeile
zerteilt und geheilt werden können. Doch läßt sich dies schwer beweisen, obschon manches dafür spricht, z. B.
das Aufhören des
Durchfalls, wenn man schwitzt, die Linderung von
Kopfschmerz durch Abführmittel, reizende Fußbäder oder
hervorgerufene
Menstruation. Fast alle ärztlichen Schulen unterscheiden die Anwendung obiger
Mittel als eine besondere Heilmethode,
die ableitende Methode (Methodus derivans oder antagonistica). Wenn auch in der neuern Zeit die Anwendung
der Ableitungsmittel eine Einschränkung erfahren hat, so zählen doch einzelne derselben noch immer zu den wirksamsten Heilmitteln.
bei feinern astron.
Meßinstrumenten den Nonius
[* 6] (s. d.) vertretender
Apparat. Mit der
Alhidade (s. d.)
ist ein Mikroskop
[* 7] fest verbunden, das senkrecht über der
Teilung des Kreises steht. Durch das Objektiv wird in seiner Brennebene
einBild der
Teilung erzeugt. Am Mikroskop ist ein
Fadenmikrometer
[* 8] (s. d.) angebracht, dessen Schraube genau
ein- oder zweimal herumgedreht werden muß, damit der im
Brennpunkte befindliche Spinnfaden sich gerade vom
Bilde des einen
Teilstriches zu dem des nächsten bewegt. Die Mikrometertrommel ist so geteilt, daß die
Zahlen derselben wachsen, wenn der
Faden
[* 9] von dem in der
Teilung¶