Abergavenny (spr. äbbergenni), das röm. Gobannium,
Stadt in der engl. Grafschaft Monmouth (Wales), 26 km westlich von Monmouth, am Usk (gute Angelfischerei) und Gavenny, hat
(1891) 11686, als Stadtbezirk (Urban Sanitary District) 7640 E., eine Brücke über den Usk von 15 Bogen, Ruinen eines Normannenschlosses,
schöne Denkmäler in der erneuerten (Benediktiner-) Marienkirche (14. Jahrh.), Flanellweberei und in der
Nähe große Kohlengruben, Eisenwerke und die Waldberge Sugarloaf (596 m), Blorenge (551 m), Styrrid-Bawr (488 m).
ein wahrscheinlich aus dem niederländ. overgeloof, das dem lat.
superstitio nachgebildet ist, ins Hochdeutsche übernommenes Wort; soviel wie falscher Glaube. Da aber, was den «wahren Glauben»
ausmacht, für verschiedene Völker und Zeiten sehr verschieden ist, so erscheint einem als Aberglaube, was dem andern wahrer Glaube
ist. Die den niedern Stufen eigentümlichen Anschauungen stellen sich den höhern, sofern sie mit den höher entwickelten Vorstellungen
in Widerstreit geraten, als dar, also namentlich Überbleibsel früherer sinnlicher Vorstellungen, sofern
sie als Verunreinigung des geistigen und sittlichen Glaubens erscheinen. (Vgl. Brunnhofer, Die Quelle des Aberglaube, aus «Globus»,
1874, abgedruckt in Brunnhofers «Kulturwandel und Völkerverkehr», 1891.)
Als Überrest der alten Naturreligionen bezieht sich der Aberglaube deshalb meist auf das Walten geheimer Naturmächte;
er sieht entweder rein passiv in Naturvorgängen Vorzeichen (omina) der eigenen Schicksale (s. Alchimie
und Astrologie), und deutet Dinge, die mit den menschlichen Verhältnissen keinen Zusammenhang haben, wie den Flug der Vögel,
den Befund der Eingeweide geopferter Tiere, die Arcana (s. Arcanum), zu Anzeichen für Gelingen oder Mißlingen menschlicher Thätigkeiten
um, spürt in gewissen Thatsachen der äußern (s. Physiologus) und innern Schöpfung (s. Talisman, Wünschelrute)
Parallelen zum eigenen Handeln und Ergeben auf, oder sucht mehr aktiv durch geheimnisvolle Handlungen, die ohne natürlichen
Einfluß auf die Sache sind, dem Eintritt befürchteter Ereignisse vorzubeugen und den gewünschter Naturvorgänge herbeizuführen
oder zu beschleunigen. Im letztern Falle nimmt der Aberglaube die Form der Zauberei und der Magie (s. d.) an, wie
bei Besprechungen, Beschwörungen und solchen Handlungen, die man im gemeinen Leben als Sympathie (s. d.) bezeichnet. (Vgl.
Perty, Die mystischen Erscheinungen der menschlichen Natur, 2. Aufl., Heidelb.
1873; ders., Der jetzige Spiritualismus und verwandte Erfahrungen der Vergangenheit und Gegenwart, Lpz. 1877.) Die
verschiedenen Arten des antiken Aberglaube lernt man besonders durch Lucian kennen, der sie in Einzelsatiren verspottete.
Auf dem Standpunkte des Christentums stellen sich als Aberglaube namentlich die Reste aus dem Vorstellungskreise der heidn. Vorzeit
dar, die der Volksglaube erhalten hat (vgl. Lippert, Christentum, Volksglaube und Volksbrauch, Berl. 1882), z.B. das Gottesurteil
(s. d.). In der Zeit Karls d. Gr. wurde ein offizieller «Indiculus
superstitionum et paganarium» (erläutert von Saupe, Leipziger Programm, 1891) zusammengestellt, der gegen den fortlebenden
altheidn. Glauben unter den Christen eifert.
Dasselbe thaten zahlreiche Konzilbeschlüsse sowie weltliche und kirchliche Verordnungen. Aber auch innerhalb der christl.
Religion selbst werden durch die fortschreitende Läuterung und Vergeistigung des religiösen Bewußtseins
die sinnlichen Vorstellungen der
Vergangenheit als Aberglaube ausgeschieden, sobald sie von den Christen selbst als Hemmnis der reinen
Gottesverehrung empfunden werden, so die in Luthers Katechismus aufgezählten Vorstellungen und Handlungen des Aberglaube, die Totensagen
(s. d.) mit der Nekromantie (s. d.), der Exorcismus (s. d.), der Glaube an Hexen (s. d.) u.s.w. –
Vgl.
H. L. Fischer, Das Buch vom Aberglaube (3 Bde. u. Anhang, 1790–94);
Schindler, Der Aberglaube des Mittelalters (Bresl. 1858);
Aberglaube Wuttke, Der
deutsche Volksaberglaube der Gegenwart (2. Aufl., Berl. 1869);
Pfleiderer, Die Theorie des Aberglaube (ebd. 1872);
Simar, Der Aberglaube (3.
Aufl., Köln 1894);
Mannhardt, Die praktischen Folgen des Aberglaube (Berl. 1878);
Vignoli, Mythus und Wissenschaft
(Lpz. 1880);
C. Meyer, Der Aberglaube des Mittelalters und der nächstfolgenden Jahrhunderte (Bas. 1884);
L. Strümpell, Der Aberglaube (Lpz.
1890);
Henne am Rhyn, Eine Reise durch das Reich des Aberglaube (ebd. 1893).
im Civilprozeß der richterliche Ausspruch, daß einer Partei der von ihr geklagte
Anspruch nicht zustehe.
Nach manchen frühern Landesrechten galten sog. Nebenforderungen, namentlich solche auf Früchte und
Zinsen, als aberkannt, wenn dieselben im Urteil übergangen waren.
Dies ist durch die Deutsche Civilprozeßordnung beseitigt,
indem nach derselben auch hinsichts eines übergangenen Nebenanspruchs Urteilsergänzung beantragt werden darf. (Civilprozeßordn.
§. 292, Einführungsgesetz dazu §14⁵.) – Über Aberkennen im Strafrecht s. Ehrenstrafen und Ehrenrechte.
Abertam, Stadt im Gerichtsbezirk Platten der österr.
Bezirkshauptmannschaft Joachimsthal
in Böhmen, am roten Bistritzbache und Fuße des Pleßbergs (Aussichtsturm), hat (1890) 2250, als Gemeinde der Ortschaften
und Hengstererben 3644 deutsche E., Glacéhandschuhfabrikation (jährlich 900000 Fl.), Spitzenklöppelei, Blumenstickerei,
Blechlöffelfabrik (jährlich 350000 Dutzend im Wert von 105000 Fl.) und Zinn- (früher Silber-) Bergbau (Zeche Maurizi liefert
durchschnittlich jährlich 60 t im Werte von 30400 Fl. zur Verhüttung nach England).
In der Umgegend wird der Aberthamer
Ziegenkäse bereitet.
(spr. äbberistŭith), Stadt in der Grafschaft Cardigan in Südwales, an der Mündung des Ystwith und Rheidol
in die Cardiganbai, das bedeutendste Seebad in Wales, hat (1891) 6725 E. (gegen 7088 im J. 1881), Hafen,
Ruine eines von Gilbert Strongbow (12. Jahrh.) erbauten, von Cromwell (17. Jahrh.)
zerstörten Schlosses, bedeutenden Handel.
Das University-College of Wales zu Aberystwith, gegründet 1872, neu gebaut 1887 nach einem
Brande, hat 168 Hörer und 18 Docenten.