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Tänzer, die dafür solidarisch haften, durch die Ortspolizei überwachen, damit nichts der Ordnung und den guten Sitten Zuwiderlaufendes geduldet werde.
3. In Privathäusern oder jedem andern Gebäude, wofern nicht der Präsident wenigstens sechs Stunden vor der Lustbarkeit davon verständigt wird.
Der Präsident kann, wenn er es für passend findet, auch diesen Tanz durch die Ortspolizei auf Kosten der Tänzer überwachen lassen.
Er kann in allen Fällen aus Gründen der Ordnung und der öffentlichen Moral das Tanzen verbieten; aber er ist verpflichtet, die Gründe der Weigerung schriftlich zu geben. Gesetzessammlung des Wallis, Bd. 14. S (136) ff. In vielen Gemeinden des Wallis tanzt man zwei- oder dreimal im Jahre. Führen wir als Beispiel die Gemeinde Bagnes an, die nach Sitten die grösste Gemeinde des Kantons ist (im Jahre 1900 hatte sie 4127 Einwohner): | "Man tanzt in Bagnes zweimal jährlich, am Neujahr und in der Fastnacht". (Amtliches Zeugnis aus Bagnes.) |
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Um Details über Walliser Alpen zu erhalten, ist der Leser auf die schweizerische Alpstatistik zu verweisen. Die 10. Lieferung dieser Statistik behandelt des Oberwallis; sie ist von A. Strüby und C. Clausen redigiert und trägt den Titel: Die Alpwirtschaft im Oberwallis. Solothurn 1900. Die 12. Lieferung: L’Économie alpestre du Bas-Valais. Solothurn 1902, ist das Werk von A. Strüby und O. de Chastonay.
Diese beiden Bände enthalten wertvolle Aufklärungen für jeden, der sich um Alpwirtschaft interessiert. Notieren wir hier, dass das Oberwallis 228 Alpen mit einer (durchschnittlichen) Sömmerungszeit von 73 Tagen besitzt, während es im Unterwallis, das mittlere inbegriffen, also in den Bezirken von Leuk an abwärts, 319 Alpen mit einer Sömmerungszeit von 79 Tagen gibt. Der Gesamtwert der Walliser Alpweiden wird auf Fr. 10873900 geschätzt. Der Tag der Alpfahrt wird regelmässig angezeigt; aber keine Spur darauf bezüglichen Aberglaubens wird gemeldet.
Im ganzen Oberwallis war es, trotz der peinlichsten Nachforschungen, nicht möglich, Aberglauben zu konstatieren, welche die Alpfahrt betreffen.
Was das Unterwallis anbelangt, das mittlere inbegriffen, haben wir uns an eine grosse Anzahl glaubwürdiger Personen gewandt: «Der Tag der Alpfahrt wird allerorts durch die Versammlung der Genossen festgestellt oder durch die Alpvögte oder, mehr oder weniger, durch die Gewohnheit. Gewöhnlich fällt dieser Tag zwischen St. Johannes und Peter und Paul (24.-29. Juni). Man fährt auf, wenn es Gras hat! Alpeninspektoren sagen uns, dass sie sich an keinen Aberglauben hinsichtlich der Alpfahrt erinnern können. Nach Erkundigungen, die wir in Bezug auf die Alpen des Eifischthales, von Lens, vom Eringerthal, von Savièse, Conthey, Nendaz, Riddes, des Val d’Illiez, des Entremontthales etc. eingezogen haben, stehen wir nicht an zu behaupten, dass es im allgemeinen im Wallis keinen auf die Alpfahrt bezüglichen Aberglauben gibt und dass es keineswegs "Brauch ist, auf derartige Bedenken Rücksicht zu nehmen und die Unglückstage zu vermeiden." Noch mehr! unsers Wissens existiert kein Dokument, das dartäte, dass ein solcher Aberglauben oder eine solche abergläubische Ansicht ehemals allgemein gewesen wäre."
Gesellschaftliches Leben.
Der geschichtsforschende Verein des Oberwallis ist in keiner Weise mit irgendwelcher Gruppierung religiöser Art verquickt. Diese Gesellschaft umschliesst 168 Mitglieder, wovon 123 aus dem Oberwallis, 35 aus dem mittleren und unteren, 10 aus andern Kantonen und dem Ausland. Die Geistlichen sind durch 78, die Laien durch 90 Mitglieder vertreten.
Das gleiche ist mit der helvetischen Gesellschaft von St. Maurice der Fall, in der das Laienelement überwiegt.
Hervorragende Männer.
Anton Berchtold, Dekan von Valeria, Chorherr und Pfarrer von Sitten (Mörel 1780, † Sitten 1859), Mathematiker und Philanthrop, Verfasser der Métrologie de la nature. Franz Blatter, Domdekan, Domvikar und apostolischer Protonotar (Reckingen 1820, † Sitten 1897), Stifter und Ausstatter der Waisenanstalt für Mädchen in Sitten. P. Roth, Jesuit (Conthey 1811, † Bonn 1872), in den Orden eingetreten 1829, Professor der Dogmatik zu Freiburg (1842) und zu Luzern (1845), Verfasser verschiedener apologetischer Werke, Missionär in Prag, Kopenhagen etc.
Erwähnen wir noch den Jesuitenpater Joseph Blötzer (geb. 1849 in Wyler, † 1910), Chefredakteur der Stimmen aus Maria Laach, Mitarbeiter am Kirchenlexikon, etc.
Wir wollen noch einige Schriftsteller und Dichter anführen, die in der Anthologie des heutigen Staatsrates Henri Biolley: Les poètes du Valais romand erscheinen. Wir nennen: Hilaire Gay, geb. 1849 in Martinach, 1909 Professor des Lateinischen in Genf; von ihm stammt eine Histoire de la garde européenne en Egypte, sowie ausser schon erwähnten historischen Schriften, die das Wallis betreffen: Colloquia in usum scholarum (Genf); dann Nouvelles valaisannes (1 Plaquette; Genf 1892).
Fügen wir noch für das deutsche Wallis einige Dichter und Verfasser dramatischer Volksstücke bei: Abbé Kämpfen, Chronist und Dichter, P. Amherd, Verfasser des im Volke wohlbekannten Dramas Thomas in der Bünden u. s. w. In Bezug auf Wissenschaften weisen wir noch auf Walter Ritz hin, geb. 1878 in Sitten, gest. 1909 in Göttingen, einen jungen Physiker, Verfasser der Recherches critiques sur l'électrodynamique générale u. s. w.
Bibliographie. Archiv für Schweizergeschichte, besonders Bd. 2 und 3. Zürich 1844, das unter andern die geschichtliche Studie von F. de Gingins-La Sarraz: Développement de l’indépendance du Haut-Valais und Conquête du Bas-Valais enthält. - Heusler, Andreas. Rechtsquellen des Kantons Wallis. Basel 1890. - Hoppeler, R. Beiträge zur Geschichte des Wallis im Mittelalter. Zürich 1897. - Grüter, Seb. Der Anteil der kathol. und protest. Orte der Eidgenossenschaft an den politischen und religiösen Kämpfen im Wallis, 1600-1613. Stans 1899. - Monatschrift für vat. Geschichte. Sitten 1862-1865. - Blätter aus der Walliser ¶