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von SW. nach NO. streicht und auch die Hauptwasserscheide der betr. Gegenden bildet, und von der nach beiden Seiten zahlreiche Seitenketten mehr oder weniger rechtwinklig abzweigen. Hier in der Adulagruppe fehlt eine deutlich ausgebildete Stammkette. Statt dessen finden wir einen Zentralknoten, der im Rheinwaldhorn sein Haupt findet und von dem die Verzweigungen, meist mehrfach verkrümmt und verästelt, nach allen Richtungen ausstrahlen, doch so, dass in ihnen die Meridionalrichtung vorherrscht.
Eine Hauptwasserscheide zwischen Rhein- und Pogebiet ist zwar auch hier vorhanden. Diese folgt aber nicht der Hauptrichtung der Alpen von WSW. nach ONO., sondern bildet eine gebrochene Linie, die sich aus mehreren Längs- und Querkämmen zusammensetzt;
1) Längskamm vom Lukmanier nach O. zum Diesrutpass (Uebergang von La Greinahochthal nach dem Lugnez);
2) Querkamm von da nach S. bis zum Vogeljoch (südl. des Rheinwaldhorns);
3) Längskamm nach O. bis zum Surettahorn (östl. des Splügen) und 4) wieder Querkamm nach S. zum Piz Stella als Uebergangsglied zu dem grossen Längskamm der Albulakette. Diese wunderlich gewundene Wasserscheide ist offenbar nicht durch die Gebirgsfaltung vorgezeichnet, sondern durch die namentlich von S. her mächtig eingreifende Erosion herausmodelliert. Finden wir doch auch jetzt noch im Gebiet zwischen Bernina- und der Monte Rosagruppe weit stärkere Niederschläge als auf der N.-Seite der Alpen und dementsprechend auf diesem ganzen Raum auffallend weit nach N. ausgreifende Thäler: das San Giacomothal, die Mesolcina, die Tessinthäler und das Tosathal.
Den Zentral- und Kulminationspunkt der Adulagruppe bildet die schöne Eispyramide des Rheinwaldhorns (3406 m), die mit dem ähnlich gestalteten Güferhorn (3393 m), dem Schneedom des Vogelberges u. and. Trabanten in prachtvollem Zirkus das weite Becken des Rheinwaldfirns umschliesst. Die Eiszunge des letztern hängt als Paradiesgletscher weit hinab in die finstere Schlucht der «Hölle», den hintersten, engsten Teil der nach unten sich allmählich erweiternden Zapportschlucht und Ursprung des wild hervorbrechenden Hinterrheins.
Südl. über der Zapportschlucht lagert sich auf weiter Terrasse der Zapportgletscber, angelehnt an die Zackenmauer, die sich vom Vogelberg über den Poncione della Frecione (3199 m), das Zapporthorn (3149 m) und das Marscholhorn (2950 m) nach O. zieht und dann gegen den Bernhardinpass (2063 m) abbricht. Die ebenfalls zum «Ursprung» sich senkende Zunge des Zapportgletschers umschliesst mit dem Paradiesgletscher die nach SW. ansteigenden Fels- und Rasenterrassen der Paradiesköpfe, ein Tummelplatz der Gemsen, im Hochsommer kurze Zeit auch als Schafweide benutzt, deren oberste Zacke, das Paradieshörnli (2963 m), ein treffliches Schaugerüst für den herrlichen Gletscherzirkus bildet.
Wie vom Vogelberg zieht auch vom Güferhorn eine Kette nach O., der das Hochberghorn (3003 m), das Lorenzhorn (3047 m), und das Kirchalphorn (3039 m) als Hauptgipfel entragen. Die steile S.-Seite dieses Kamms birgt nur kleinere Gletscher (am Hochberg- und Kirchalphorn), während die sanfter geneigten und breiten Terrassen der N.-Seite von beträchtlichen Gletschern eingenommen sind: Güfer-, Kanal- und Fanellagletscher nebst einigen kleinern. Die weitere Fortsetzung dieser Kette nach O. endet mit der zwar kleinen, aber vielgestaltigen Gruppe der Splügner Kalkberge (Weisshorn 2992 m, Alperschellihorn 3045 m, Pizzas d’Annarosa 3002 m, Steilenhorn, Teurihorn etc.), die als abgerissene Klippe oder Scholle auf einer breiten Unterlage von Bündnerschiefer sitzen und mit ihren oft recht abenteuerlichen Türmen und Zacken und zerrissenen Wänden ein für diese Gegend ganz fremdartiges Aussehen haben.
Das Zwischenglied zwischen diesem Klippengebiet und den kristallinen Massen der Adula bildet die kleine, ganz auf Bündnerschiefer aufgebaute Gruppe des Bärenhorns (2932 m), von jenen getrennt durch den Safierberg (2490 m) und den Valserberg (2507 m), zwei Pässen, die das Rheinwaldthal mit den nördl. Nachbarthälern (Safien und Vals) verbinden. Gewaltiger, imponierender als diese N.-Wand des Rheinwaldthales ist die S.-Wand mit den Gruppen des Tambohorns (3275 m) und der Surettahörner (3025 und 3039 m). Das Tambohorn insbes. ist einer der mächtigsten und schönsten Berge des westl. Graubünden, ein Aussichtspunkt ersten Rangs. Es ist flankiert von den kecken Spitzen des Guggernüll (2887 m), Einshorn (2941 m), Pizzo Uccello (2716 m), Pizzo della Lumbreda (2977 m), Pizzo di Curciusa (2872 m), Pizzo dei Piani (3158 m), Pizzo Terre (3099 m) etc., die in weitem Bogen das Curciusa- oder Areuethal umschliessen. Im Curciusa-, Tambo- und Surettagletscher hat diese Kette ziemlich beträchtliche Eismassen aufzuweisen. Abgesehen vom Tambohorn selber ist sie aber wenig bekannt, obwohl zwei wichtige und vielbegangene Pässe, der Splügen (2117 m) und der San Bernardino (2063 m), sie überschreiten und das Rheinwaldthal mit Italien und dem Tessin verbinden. Daneben ist auch die Bocca di Curciusa zu nennen, die von Nufenen durch das Curciusathal nach dem Dorf San Bernardino auf der S.-Seite des gleichnamigen Passes führt und den letztern umgeht.
Die bisher genannten Ketten zu beiden Seiten des ¶