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Jahren verpflanzte die Familie Fischer die Industrie nach Meisterschwanden und 1849 ein Vertreter des Hauses Isler auch nach Wildegg. In der Zeit der Bordüre 1845-1855 standen bis zu 15000 Handwebstühle in Arbeit. Die Baumwollbändel 1862/63 und die Baumwolllitzen der 70er Jahre brachten der Strohindustrie jeweilen neue Erfolge. Auch die 90er Jahre waren eine Zeit grossen Aufschwungs. Der Wert der aargauischen Strohprodukte mag 8-12 Mill. Fr. betragen. 1905 mögen in den Betrieben etwa 2000 Arbeiter beschäftigt worden sein. Dazu kamen damals rund 2000 Hausarbeiter, deren Zahl je nach den in Mode stehenden Artikeln noch wesentlich gesteigert wird oder auch zurückgeht. Das Verbreitungsgebiet der Industrie ist ungefähr dasselbe geblieben. Neu hinzugekommen ist Aarau. Die eigentliche Strohmetropole ist immer noch Wohlen.
Die Zementfabrikation ist 1830 nach Aarau gebracht worden, wo in der Folge bedeutende Etablissemente entstanden. Von hier aus wurde auch ein bedeutendes Etablissement in Wildegg angelegt. Für die Herstellung von Zement und hydraulischem Kalk sind z. Z. 900 Personen tätig. In der Ziegelei und Zementsteinindustrie (Aarau, Kölliken, Mellingen, Frick, Brugg) sind z. Z. 700-800 Personen beschäftigt. In neuester Zeit ist in Riburg eine Steingutfabrik entstanden. Die industrielle Ausbeutung der Salzlager am Rhein ist um die Mitte des 19. Jahrh. begonnen worden.
Die Salinen von Rheinfelden, Riburg und Kaiseraugst erzeugten 1906: 307000 q Salz aller Art (53% der gesamten schweizerischen Produktion). Die chemische Industrie hat sich im Aargau erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrh. umfassender entwickelt. In den 60er Jahren begann in Aarau und Zofingen die Lack-, Firniss und Farbenfabrikation. Zu Anfang der 70er Jahre kam in Zofingen ein Etablissement für pharmazeutische Produkte hinzu. Später entstand eine chemische Fabrik in Brugg, die auch pharmazeutische Produkte, Süssstoffe aller Art und Ammoniak herstellt. Tinte und Siegellack werden in Aarau erzeugt. In der chemischen Industrie sind etwa 400 Personen tätig.
Wohl eine der ältesten Vertreterinnen der Metallbearbeitung im Aargau ist die Glockengiesserei in Aarau. 1803 brachte der Elsässer Esser die Fabrikation von Reisszeugen und geodätischen Instrumenten nach Aarau, die von Hommel, Kern und Gysi weiter entwickelt wurde. Die Aarauer Präzisionsinstrumente geniessen einen bedeutenden Ruf. Die fabrikmässige Herstellung von Metallwaren hat in den 60er Jahren im Kanton Eingang gefunden. Heute beschäftigen die Metallwaren-, Leuchter- und Armaturenfabriken von Niederrohrdorf, Künten, Baden, Turgi, Kulm an 1500 Arbeitskräfte. In Gontenswil befasst sich seit einigen Jahren ein Etablissement mit der Erstellung von Aluminiumwaren. Zentralheizungen werden in Zofingen und Menziken erstellt. Bedeutende Werkstätten für Brückenkonstruktionen befinden sich in Brugg und Döttingen.
Grössere Eisengiessereien haben Aarau und Brugg. Beim Bau von Maschinen und Apparaten werden etwa 4000 Arbeiter beschäftigt. Das grösste Kontingent entfällt auf die Aktiengesellschaft Brown Boveri & Cie. in Baden, die elektrische Maschinen und Dampfturbinen baut. Elektrische Apparate werden in Aarau hergestellt, Textilindustriemaschinen in Baden, Holzmaschinen in Brugg. Die Holzindustrie ist durch eine Zellulosefabrik in Kaiseraugst, durch Parketterien in Baden und Aarburg und Möbelfabriken an verschiedenen Orten vertreten.
Zigarrenkistchen werden in Klingnau angefertigt. Eine ziemliche Ausdehnung hat in den letzten Jahren die Erstellung von Korbwaren und Rohrmöbeln (Murgenthal, Rothrist, Aarburg, Rheinfelden, Klingnau und Zurzach) erfahren. In Lenzburg und z. T. in den schon genannten Korbwarenfabriken werden Kinderwagen erstellt. Bürsten- und Pinselfabriken finden sich in Entfelden und Rohrdorf. Die Lederindustrie ist in Menziken durch eine Triebriemenfabrik vertreten. Die Schuhfabrikation ist zu Anfang der 50er Jahre von Karl Franz Bally nach Schönenwerd gebracht und später nach dem Aargau verpflanzt worden, wo heute verschiedene Fabriken des Hauses Bally bestehen. Weitere Schuhfabriken finden sich in Baden, Veltheim und Brittnau. Im Ganzen werden im Aargau in der Schuhindustrie etwa 1500 Arbeiter tätig sein, neben einer ziemlichen Zahl Hausarbeiter.
In der Industrie der Nahrungs- und Genussmittel sind rund 5000 Arbeiter tätig. Von diesen fallen gegen 4000 auf die Tabak- und Zigarrenindustrie, die ihren Sitz im Winen- und Seethal und in Rheinfelden hat. Die eigentlichen Zentralen sind Reinach, Menziken und Beinwil am See. In der Bierbrauerei bestehen 14 Betriebe mit einer Gesamtproduktion von 285000 Hektolitern (1906). Von dieser Produktion fällt der grösste Teil auf die beiden Brauereien Feldschlösschen und Salmenbräu in Rheinfelden.
Schokolade wird in Aarau fabriziert. In Lenzburg und Seon bestehen bedeutende Konservenfabriken. Die Müllerei ist mit 8 grösseren Handelsmühlen vertreten in Brittnau, Zofingen, Aarau, Wildegg, Schöftland, Lenzburg, Baden und Birmenstorf. Eine Papierfabrik besteht in Oftringen. Graphische Anstalten, darunter zwei bedeutende Lithographien, bestehen in Zofingen, Aarau, Brugg und Baden. Kartonnagearbeiten werden in Mellingen angefertigt, Papierwaren in Gontenswil.
Nach der Fabrikstatistik von 1901 dienten in der aargauischen Industrie als Betriebskräfte nach Abzug der Elektrizitätswerke etwa 15000 PS. Davon waren Wasserkraft 7800, Dampfkraft 4000, Elektrizität 3000, andere Motoren 500 PS.
Eine sehr bedeutende Entwicklung hat im Aargau die Gewinnung von Elektrizität zu Licht- und Kraftzwecken aus den aarg. Gewässern namentlich seit den 90er Jahren genommen. Dadurch sind die andern aargauischen Industrien nachhaltig gefördert worden. Es sei an die bedeutenden Elektrizitätswerke Olten-Aarburg, Aarau, Brugg, Beznau, Baden, Bremgarten und Rheinfelden erinnert, zu denen in einigen Jahren Augst-Wilen, Laufenburg und Rupperswil kommen werden. Aus aarg. Gewässern (dabei sind die Quoten einzelner Werke, die auf andere Kantone resp. Staaten fallen, in Abzug gebracht) wurden 1907 36000 konzedierte PS. gewonnen, heute etwa 41000 PS. Wenn die Werke Augst-Wilen, Laufenburg und Rupperswil in Betrieb sind, werden aus aargauischen Gewässern 100000-105000 PS. ausgenutzt.