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erreichte der Wasserspiegel der Aare bei Aarau den Stand von 0,32 m unter dem Nullpunkt des Pegels an der Brücke bei Aarau, dem eine Wassermenge von 1475 m3 per Sekunde entsprechen mochte. Damals flutete die Aare über den ganzen Schachen vom Hasenberg bis zum Hungerberg. Seit der Ableitung der Aare in den Bielersee können dessen Hochwasser im Maximum nur noch den Betrag von 800 m3 erreichen. Das Einzugsgebiet der Aare und des Rheins umfasst an ihrer Vereinigung bei Koblenz zusammen 33000 km2.

Grosse Wasserwerke konnten nicht nur in Kanälen bei den oben erwähnten «Laufen», sondern auch durch Erstellung von Kanälen, die grössere Windungen der Flüsse abschneiden (Bremgarten an der Reuss) oder durch Anbringen von Stauwehren (z. B. bei Aarau, Rupperswil, Wildegg, Holderbank, Windisch, Turgi) erstellt werden.
Bis Ende 1908 lieferten im Kanton Aargau
566 Wasserwerke 36772 Pferdekräfte, wofür vom Staat jährlich 206000 Fr. Konzessionsgebühren
bezogen wurden. Grosse Wasserwerke waren bei
Augst-Wilen und bei
Laufenburg im Bau begriffen, die zusammen 50000 PS.
liefern sollen, sodass der Staat nachher 510
000 Fr. jährliche Konzessionsgebühr beziehen kann. Noch sind aber nicht alle
Wasserkräfte ausgenützt. Bei mittlerer Winterwassermenge sollen im Ganzen netto 206
000 PS. ausnützbar sein.
Der Aargau
ist sehr reich an Trinkwasser. Die Erhebungen behufs Erstellung einer Quellenkarte des Kantons weisen
nach, dass über 3000 noch ungefasste Quellen rund 200000 Minutenliter und über 5500 gefasste Quellen im Minimum über 70000 Minutenliter
Trinkwasser liefern. Dazu gibt es noch über 4000 Sodbrunnen und eine Menge von Wasserlöchern, Aufstössen, Feuerweihern
u. s. w.

Im Allgemeinen liefert der Jura wenige, aber starke Quellen mit veränderlichem Erguss, die da hervortreten, wo durchlässige wasserführende Schichten den Thalweg schneiden. Demgemäss sind die menschlichen Ansiedelungen hier konzentriert und die Berge wenig besiedelt. Das Molasseland dagegen liefert zahlreiche aber schwächere und konstantere Quellen entsprechend dem Umstand, dass die wasserführenden Schichten meist fast horizontal liegen und in verschiedenem Niveau der Bergabhänge ausstreichen.
Daher sind die menschlichen Ansiedelungen im Molasseland über das ganze Gebiet zerstreut. Sodbrunnen können teils in den Thalsohlen in der Nähe der Flüsse oder in Folge der Grundwasserströme in den Schottern, teils fast überall in den Sandsteinen des Molasselandes erstellt werden. Da das Grundwasser in einigen Thalsohlen sehr mächtig ist und vor Verunreinigung geschützt in grossen Tiefen gefasst werden kann und da man jetzt Maschinen hat, um es mit elektrischer Kraft oder durch verschiedene andere Motoren in jede gewünschte Höhe zu pumpen, sind in neuerer Zeit in mehreren grossen Ortschaften Wasserversorgungen durch Pumpen von Grundwasser erstellt worden.
Besondere Erwähnungen verdienen die warmen und schwefelhaltigen Heilquellen von Baden (48° C.) und Schinznach (32° C.), die jodhaltige Quelle von Wildegg und der Glaubersalz- und Bittersalzhaltige Keupergips von Birmenstorf (früher auch Mülligen), durch dessen Auslaugung Bitterwasser gewonnen wird.
Von den drei Seen des Aargaus liegen nur die beiden kleinsten, der Egelsee auf der O.-Seite und das Seelein bei Giren auf der W.-Seite des Hasenberges, ausschliesslich auf seinem Gebiete. Beide verdanken ihre Entstehung der Aufstauung durch an den Berg gelagerte Seitenmoränenwälle. Der obere Teil des Hallwilersees liegt im Gebiet des Kantons Luzern. Er hat ohne den oberen Aabach ein Einzugsgebiet von rund 70 km2 (dazu das Einzugsgebiet des Baldeggersees von 80 km2), eine Oberfläche von 10,5 km2, einen Inhalt von rund 0,7 km3 und eine Maximaltiefe von 47 m. Er verdankt seine Entstehung dem Zusammenwirken verschiedener Faktoren. In erster Linie ist das Thal durch Flusserosion ausgewaschen worden.
Dadurch wurde einem Arme des Reussgletschers der Weg gewiesen, auf dem er zur Zeit der zweitletzten Vergletscherung ins untere Aarethal, während der letzten Vergletscherung bis Seon und in einem anderen Stadium bis Seengen vordrang, wobei er dort mächtige Endmoränen absetzte, durch welche der See gestaut wurde. In einem spätem Stadium reichte der Gletscher nur noch bis Ermensee; während dieses Stadiums wurden dort Endmoränen und ausserhalb derselben ein ausgedehntes Schotterfeld abgelagert, wodurch das Thalbecken in die beiden Becken des Hallwilersees und des Baldeggersees geschieden wurde.
Während seines Vordringens hat der Gletscher das Seebecken erweitert und wahrscheinlich auch in der Tiefe ausgefurcht. Der Umstand, dass der vielarmige Vierwaldstättersee und der Zugersee als in Folge Einsenkung des Alpenvorlandes ertrunkene Thäler mit entsprechenden Seitenthälern angesehen werden müssen, führt zu der Vermutung, dass von dieser Einsenkung auch das Becken resp. die Umgebung des Hallwiler- und Baldeggersees betroffen worden sei. Seit der Ablagerung der Schotter zwischen dem Hallwiler- und Baldeggersee scheint jedoch wieder eine schwache Hebung dieses Gebietes resp. eine Senkung des Seespiegels von ca. 4,5 m eingetreten zu sein. Der Spiegel des Sees wurde wahrscheinlich vor einigen hundert Jahren durch die Erstellung einer Wuhrschwelle behufs Gewinnung einer Wasserkraft und Bewässerung eines Schlossgrabens beim Schloss ¶